Netzwerken vor dem Bildschirm

Netzwerken vor dem Bildschirm
Wie Netzwerken ohne Events und Meetings funktioniert, erklärt Elisabeth Zehetner-Piewald von der Wirtschaftskammer Österreich.

So langsam taut die Veranstaltungsbranche in der Business-Welt auf, Events werden wieder aus der virtuellen in die analoge Welt verlagert. Trotzdem ist die Auswahl an Terminen für die, die gerne netzwerken, immer noch sehr beschränkt. Veranstalter selbst zögern nach wie vor, Treffen mit größeren Teilnehmerzahlen zu organisieren. Weniger professionelle Netzwerker stehen also vor der Frage, wie man in Zeiten abgesagter Konferenzen beruflich Kontakte knüpfen kann.

Reduzierte Teilnehmerzahl

„Wir selbst haben mit der Jungen Wirtschaft, der Frau in der Wirtschaft und dem Gründerservice drei Netzwerke, die sehr stark von Events abhängig sind“, erzählt Elisabeth Zehetner-Piewald, Beauftragte für Ein-Personen-Unternehmen der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). „Auch wir mussten unsere Events schnell auf Webinare umstellen.“ Diese würden gut funktionieren, wenn das Programm aus einem Keynote-Vortrag mit einem Speaker bestünde, und das Publikum eher eine passive Rolle habe und zuhöre, so Zehetner-Piewald.

„Allerdings haben wir gemerkt, dass virtuelle Konferenzen auf 20 TeilnehmerInnen reduziert werden müssen, damit eine Interaktion vor dem Bildschirm noch geordnet funktioniert.“ Eine weitere Erkenntnis: Die Aufmerksamkeitsspanne ist kürzer. Wer zu Hause auf der Couch an einem Business-Meeting teilnimmt, hält das maximal eine Stunde aus.

Stumme Gäste

„Das individuelle Netzwerken geht bei virtuellen Meetings verloren“, meint Zehetner-Piewald, die selbst an einigen digitalen Zoom-Treffen oder Skype-Meetings teilgenommen hat. „In vielen Video-Chats sind die Mikrofone der Teilnehmer auf stumm geschaltet, damit der Vortrag nicht von Nebengeräuschen gestört wird. Wenn sich zwei Teilnehmer untereinander unterhalten möchten, müssen die Mikrofone aktiv sein – aber dann hören alle mit. Man kann also niemanden direkt ansprechen und gezielt netzwerken.“

Aus diesem Grund rät die Expertin, jede moderierte Vorstellungsrunde auch auszunutzen. „Man sollte sich in maximal 30 Sekunden gut und klar vorstellen, sagen woher man kommt und was die Interessen sind. Dann wissen auch andere Bescheid, warum man gekommen ist.“ Zudem sei es ratsam, nach dem Webinar gezielt die Leute anzuschreiben, die man ansonsten angesprochen hätte. „Bei mir mündet das meistens in einem Telefonat oder einer weiteren Videokonferenz.“

Gepflegte Web-Präsenz

Mittlerweile gibt es auch Lektüren darüber, wie man in Zeiten von Veranstaltungsflauten online gut netzwerkt. Die Autorinnen Alisa Cohn und Dorie Clark raten in der „Harvard Business Review“ dazu, bei Veranstaltern die Liste von TeilnehmerInnen anzufragen. Aus denen sollten fünf bis zehn Kontakte herausgefiltert werden, bei denen es gemeinsame Interessen oder Punkte im Lebenslauf gibt.

Auch sie empfehlen eine Kontaktaufnahme via eMail oder soziale Netzwerke. Etwa mit der Bemerkung: „Haben Sie Lust, sich auf einen Kaffee oder auf Zoom zu treffen?“ Da vermehrt nach Namen gegoogelt wird, sollte auch die Präsenz auf LinkedIn oder Xing up to date sein, rät Zehetner-Piewald. „Ein gut gepflegter, klarer Web-Auftritt sind jetzt das Um und Auf.“

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