Mythos Selbstständigkeit

Milliardäre wie der Investor Warren Buffett vermehren ihr Vermögen und zahlen dabei nur geringe Steuern.
Viele träumen vom eigenen Business, davon, der eigene Chef zu sein. Selbstständigsein ist aber beinhart.

Warren Buffett hat mit sechs Jahren sein erstes Geld mit dem Verkauf von Coca-Cola-Flaschen verdient. Mit 13 machte er seine erste Steuererklärung, er schrieb sein Fahrrad als Betriebsausgabe ab, 1965 kaufte er Anteile an Berkshire Hathaway – der Rest ist Geschichte. Laut Forbes besitzt er heute 39 Milliarden US-Dollar. Buffett wird Genie, Geduld, Gerissenheit und Gspür attestiert. Er ist, was viele werden wollen, – ein erfolgreicher Selfmade-Mann.

Das werden – vor allem in dem Ausmaß – aber nur wenige. Das Risiko, in den ersten zehn Jahren insolvent zu werden, liegt laut Kreditschutzverband bei 18 Prozent. Besonders gefährdet seien Gründer in den ersten drei Jahren. Dann ist oft der Ofen aus, nicht selten wegen der ungeplanten, romantischen Herangehensweise an das Unternehmertum. Viele scheitern, weil sie Markt und Mitbewerber nur mangelnd analysieren, Startkosten unterschätzen oder die Firma zu schnell wächst. Andere sind schlichtweg überfordert, zumal wenig Zeit zur Entspannung bleibt. "Urlaub gibt es in den ersten Monaten vor allem als Ein-Personen-Unternehmen nicht, Wochenende nur selten, Zeit für die Familie bleibt keine, Krankenstand schadet dem Geschäft", fasst der Vorsitzende der Jungen Wirtschaft Wien Martin Puaschitz zusammen.

Das liebe Geld

Der Entrepreneur – Altersdurchschnitt 37 Jahre – scheitert meist an der finanziellen Belastung. Interessanterweise viele im vierten Jahr. "Das verflixte vierte Jahr", nennt es Puaschitz. Einer der Gründe dafür ist konkret: Jungunternehmer müssen im dritten Jahr nach der Gründung gestundete Beiträge zur gewerblichen Sozialversicherung (SVA) innerhalb nur eines Jahres in vier Teilbeträgen nachzahlen. Ein Grün der mit einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 3000 Euro müsste im dritten Jahr über 17.000 Euro nachzahlen – rechnete

Wirtschaftskammer Präsident Christoph Leitl im Jänner bei einer Pressekonferenz vor. Geld beiseitelegen wäre die Lösung – doch das ist in den ersten Jahren leichter gesagt als getan. Um die Keule auszumerzen, arbeiten Wirtschaftskammer und SVA an einer Lösung, bereits jetzt werden Jungunternehmer frühzeitig an die Nachzahlung erinnert. Trotzdem bleibt oft keine andere Wahl, als sich an die Geldinstitute zu wenden. Doch auch die sind auf Grund der Krise laut Puaschitz bei Krediten zurückhaltender geworden. "Und die Venture-Capital-Szene ist in Österreich wesentlich kleiner als in den USA", sagt Puaschitz.

Europa

Trotz aller Hürden sind zwölf Prozent der EU-Bürger selbstständig, zeigt der jährlich durchgeführte European Entrepreneurship Report. Vier Prozent waren zum Zeitpunkt der Befragung 2011 im Aufbau eines Unternehmens, drei Prozent Jungunternehmer und sechs Prozent bereits etablierte Gründer. Bedauerlicherweise haben sich in Österreich 2011 laut Wirtschaftskammer um 2000 Menschen weniger selbstständig gemacht als im Jahr zuvor (2011: 35.000). Bedauerlich, weil sie eine große Bedeutung für die Gesellschaft und die Wirtschaft haben. Durch jede Neugründung werden in Österreich im Schnitt 2,3 Arbeitsplätze geschaffen.

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