Morgens Schüler, abends Gründer

Morgens Schüler, abends Gründer
Konstantin Klingler hat mit Moritz Stephan „Lobu“ gegründet – einen lokalen Buchversand als Alternative zu großen Händlern.

Anfang 2017 sorgte die Idee zweier Schüler, eine Plattform für einen lokalen Buchversand  (abgekürzt Lobu) aufzubauen, für Aufsehen. Heute haben die beiden einen Platz in den „30 unter 30“ des Wirtschaftsmagazins FORBES Austria, ausreichend Startkapital und stehen kurz vor der offiziellen Gründung ihres Unternehmens.

KURIER: Wie ist die Idee für Lobu entstanden?
Konstantin Klingler: Wir lesen beide gerne und haben gemerkt, dass die lokalen Buchhandlungen immer mehr unter Druck kommen. Wir wollten etwas dagegen unternehmen, aber wir waren 16, Schüler und hatten kein Geld. Wir haben oft lange Pausen zwischen den Schulstunden, da zahlt es sich nicht aus, dazwischen nach Hause zu fahren. Deshalb sitzen wir oft zusammen und reden, so ist die Idee für Lobu entstanden. Nur wenn ein aktueller Bedarf da ist, entstehen auch Lösungen, so ist auch unser zweites Projekt entstanden: Weil die Mathematik-Matura für viele von uns aktuell schwierig ist, haben wir die Plattform „Matura-Meister“ mit Übungsaufgaben für das Smartphone entwickelt.

Wie funktioniert Lobu?
Wir nehmen Buchbestellung online oder per SMS entgegen und liefern diese noch am selben Abend zwischen 19 und 21 Uhr aus, mit dem Rad oder zu Fuß. Um auf uns aufmerksam zu machen haben wir jedem davon erzählt und auf Facebook gepostet. Zunächst haben wir das im 18. Bezirk getestet – die Resonanz war sehr gut. Künftig werden die Bestellungen automatisch an die nächstgelegenen Buchhändler im Umkreis weitergeleitet, diese werden gefragt, ob sie das Buch lagernd haben und dann wird es von Fahrradboten ausgeliefert.

Was sind die nächsten Schritte?
Moritz wird in einem Monat 18, dann können wir eine Gesellschaft gründen und Lobu nach der Matura, die in zwei Wochen ist,  groß ausrollen. Wir haben bei „2 Minuten, 2 Millionen“ 40.000 Euro bekommen, damit haben wir die  Automatisierung des Bestellprozesses finanziert. Der ist   bereits fertig.

Was waren die größten Hürden bei der Umsetzung?
Sehr viele Leute haben sich gemeldet, viele wollten mitmachen oder einfach über das Projekt reden. Dadurch haben wir viel Zeit verschwendet. Gutes Zeitmanagement, Prioritäten zu setzen und auch einmal Nein zu sagen sind das Um und Auf. Aber auch Mentoren und ein gutes Netzwerk sind wichtig. Die Idee dreht sich im Laufe der Entwicklung um 180 Grad, da ist es wichtig, Input anzunehmen, aber auch Visionen zu haben.

Was würden sie anderen jungen Menschen raten, die ebenfalls eine Idee haben und gründen wollen?
Man muss begeistert sein, um eine Idee auch umsetzen zu können, schnell sein und die Zeit nutzen, nicht herumhängen. Dann hat man mehr Zeit, als man glaubt. Es ist schon ein großer Arbeitsaufwand und oft stressig, ich habe zum Beispiel nicht immer Zeit, um mit Freunden auf ein Eis zu gehen. Man darf sich auch nicht zu ernst nehmen. Zu Beginn haben sich die anderen über uns lustig gemacht, dann muss man sie einfach reden lassen.

Und dann legt  man einfach los?
Man sollte möglichst einfach und billig starten, auch Google wurde nicht als Multimilliarden-Konzern gestartet.Wichtig ist auch das richtige Team. Ich bin der Kreative, Moritz ist ein Zahlenmensch, Julian ist technisch gut. Die richtigen Partner sind für die Gründung eines Unternehmens essenziell. Es geht um Vertrauen und sehr viel Zwischenmenschliches. Und man muss Spaß an der Sache haben. Es ist schön, etwas auszuprobieren – und es funktioniert. Was hat man schon zu verlieren, wenn es schief geht?
 
Wissen Sie und Ihre Klassenkollegen schon, was sie nach der Matura machen wollen?
Viele sind verzweifelt, weil sie nicht wissen, welche Ausbildung sie machen sollen. Vor allem die Mädchen, die Burschen haben ja durch Bundesheer und Zivildienst noch  ein Jahr Zeit. Auch ich weiß es noch nicht genau, welche Richtung ich einschlagen soll. Ich will weiterhin solche Projekte machen, aber ich werde  auch auf jeden Fall auch studieren, Geschichte oder Philosophie.

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