"Mitarbeiter ab 40 stelle ich lieber ein"

Geschäftsführerin Elisabeth Hajek vor der Filiale in der Kärntner Straße.
20 Jahre Naturkosmetikunternehmen L’Occitane in Österreich: Geschäftsführerin Elisabeth Hajek über die Schwierigkeit, männliche Mitarbeiter zu beschäftigen und junge Menschen als Verkäufer zu gewinnen.

KURIER: Vor über 20 Jahren haben Sie als Quereinsteigerin L'Occitane Österreich gegründet. Wie hat alles begonnen?

Elisabeth Hajek: Im Jahr 1997 habe ich als Einzelfirma die erste Filiale in Graz eröffnet. Damals war der Markt noch nicht reif für Naturkosmetik. Ich habe Kapital in das Geschäft und das Unternehmen investiert. Im Jahr 2000 hat sich L’Occitane Frankreich am österreichischen Unternehmen beteiligt, um eine schnellere Expansion zu ermöglichen. Der heutige Hauptaktionär Reinold Geiger besiegelte dies damals mit Handschlag, später wurde die GmbH gegründet.

Wo steht das Unternehmen heute?

Seit dem Jahr 2000 haben wir jedes Jahr eine Filiale eröffnet. Heute gibt es in Österreich zehn Eigenfilialen, 15 Franchisenehmer, 180 Apotheken, die unsere Produkte verkaufen, und die 5-Sterne-Hotellerie, die wir vom Zentrallager in Villach aus beliefern. Das internationale Unternehmen unter der Leitung von Geiger hat weltweit 3000 Filialen, das Unternehmen ist in Hongkong an der Börse.

Wie ist es zu dem gemeinsamen Unternehmen mit Reinold Geiger, der heute einer der reichsten Österreicher ist, gekommen?

Er hat 1994 sein Verpackungsunternehmen erfolgreich verkauft und das Geld damals in mehrere kleine Betriebe investiert. Unter anderem auch in die kleine, verlustreiche Kosmetikfirma L’Occitane in der Provence, die von Olivier Baussan gegründet wurde. Nach dem Verkauf einiger Anteile im Jahr 2016 besitze ich noch 30 Prozent. Geiger treffe ich etwa zwei Mal jährlich, Olivier Baussan ist künstlerisch im Unternehmen aktiv und bei großen Presseveranstaltungen für Neulancierungen dabei.

Sind weitere Expansionsschritte in Österreich geplant?

Standortveränderungen sind geplant, mehrere Geschäfte wird es nur über Franchisenehmer geben. In den großen Städten sind wir bereits in den besten Lagen vertreten, kleineren Städte sind logistisch für uns zu aufwendig. Der Verkauf über Apotheken soll weiter ausgebaut werden. Die Produkte werden nach wie vor in Manosque in der Provence hergestellt.

Sie haben in Österreich rund 60 Mitarbeiter, vorwiegend Frauen. Hätten Sie gerne mehr Männer?

90 Prozent unserer Mitarbeiter sind Frauen. Viele von ihnen sind langjährige Mitarbeiter, die ich persönlich gut kenne. Ja, wir hätten gern mehr männliche Verkäufer. Diese sind prädestiniert für diesen Job und die hochwertige Ware. Aber Männer bewerben sich nicht bei uns.

Wer bewirbt sich denn bei Ihnen?

Grundsätzlich beschäftigen wir kaum gelernte Verkäufer, sondern meist Quereinsteiger aus verschiedenen Branchen und mit unterschiedlichen Erfahrungen. Mit dieser Art der Personalauswahl haben wir gute Erfahrungen gemacht.

Wie schwer ist es, junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern?

Sehr schwer. Die Jungen wollen keinen Fulltime-Job, sondern lediglich Teilzeit arbeiten – so ihre Argumentation, denn sie wollen Lebensqualität und Freizeit. Wie sie ihr Leben auf diese Weise finanzieren, weiß ich nicht. Ich stelle bevorzugt Mitarbeiter ab 40 ein. Diese Menschen haben eine gewisse Erfahrung und wissen bereits, wo es im Leben langgeht. Engagierte Junge nehmen wir mit offenen Armen auf, wenn sie ernsthaft an der Arbeit im Team interessiert und engagiert sind. Wenn sie sagen: Ich will diese Marke weiterentwickelt, ich will dazu gehören.

L’Occitane-Produkte zählen eher zu einem höheren Preissegment. Welche Zielgruppe spricht das an?

Wir haben einen sehr hohen Anteil an Stammkunden, mittlerweile schon seit 20 Jahren. Ja, die Produkte haben der Qualität entsprechend ihren Preis, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Hochpreisig sind wir nicht, wir kalkulieren streng, um das Produkt leistbar zu halten.

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