Mein Chef, der Kumpel

Nicht immer ist es toll, wenn der Chef auf Kumpel macht.
Der Chef macht auf gut Freund. Warum das ein Nachteil ist, zeigt Karriereberater und Bestsellerautor Martin Wehrle in Teil 2 der Cheftypen. Und: Wie Sie mit Kontrollfreaks und Selbstdarstellern umgehen.

Der Kumpel Er ist zwar Chef, aber verhält sich wie ein Kollege. Einerseits gut, denn er lässt den Chef nicht raushängen. Andererseits tut er sich schwer damit, die Interessen der Abteilung im Haus zu vertreten. Und viele Kollegen tanzen ihm auf der Nase herum und bleiben ihre Beiträge bei Projekten schuldig. Wer von ihm eine Gehaltserhöhung fordert, hört Sätze wie: "Du willst mich doch nicht in Schwierigkeiten bringen!" Indem er den Kumpel spielt, kann er sich um berechtigte Forderungen drücken.

So gehen Sie mit ihm um: Machen Sie ihm klar, was Sie von ihm erwarten. Sprechen Sie ihn ausdrücklich in seiner Rolle als Vorgesetzten an, zum Beispiel: "Du bist mein Chef, deshalb sehe ich es in deiner Verantwortung …" – und nun bringen Sie Ihre Gehaltsforderung vor oder verlangen von ihm, Drückeberger zur Ordnung zu rufen. Und wenn er sich weigert? Dann kündigen Sie an, das direkte Gespräch mit dem nächsthöheren Chef zu führen – meist motiviert ihn das.

Der Kontrollfreak Jedes Projekt, das über das Hochfahren eines Computers hinausgeht, muss über seinen Schreibtisch laufen. Er kontrolliert, er korrigiert, er gibt seinen Mitarbeitern ständig das Gefühl, dass er der Erziehungsberechtigte sei – und sie die Kinder. Oft nimmt er überflüssige Korrekturen vor, als wollte er damit sein Vorhandensein dokumentieren. Seine größte Furcht: dass Fehler passieren. Daher passiert in seiner Abteilung bald – gar nichts mehr.

So gehen Sie mit ihm um: Sorgen Sie dafür, dass er Vertrauen zu Ihnen gewinnt. Legen Sie ihm Arbeiten vor, setzen Sie seine Wünsche um – so lange, bis er erkennt: Sie arbeiten in seinem Sinne. Dann wird er die Zügel mit der Zeit immer länger werden lassen. Holen Sie bei wichtigen Entscheidungen immer seine Meinung ein, dann fühlt er sich einbezogen und nicht etwa übergangen.

Der Selbstdarsteller Er präsentiert jeden winzigen Erfolg mit einem Tusch. Das Wort "ich" dominiert seinen Wortschatz, auch wenn er die Leistung eines ganzen Teams verkauft. Seine Geschichten geraten rasch zu Heldengeschichten. Beim Meeting redet keiner so viel wie er. Er neigt zu Übertreibungen bei seinen Leistungen und zu Untertreibungen bei seinen Schwächen. So gehen Sie mit ihm um: Geben Sie ihm, was er am meisten braucht: Anerkennung. Würdigen Sie seine Leistungen, spenden Sie Applaus – dann wird er ein offenes Ohr für Sie haben. Denn jeder, der seinen Wert erkennt, muss selbst wertvoll sein, so seine krude Logik. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Arbeitserfolge sichtbar bleiben, etwa indem Sie Ihren Namen aufs Arbeitspapier schreiben und Ihre Erfolge per Mail kommunizieren – sonst steckt er sie sicher an seinen Hut.

Kommentare