Mehr Beschäftigte in der Dienstleistung - Situation bleibt dennoch angespannt

Mehr Beschäftigte in der Dienstleistung - Situation bleibt dennoch angespannt
Aktuelle Zahlen verzeichnen für 2022 endlich einen Zuwachs an Beschäftigten – die Situation bleibt dennoch angespannt.

Ob Restaurants, Supermarktketten, Bäcker oder Hotels – überall sieht man derzeit Schilder mit der Aufschrift: „Mitarbeiter gesucht“. Der Bedarf an Arbeitskräften ist groß.

Wirtschaftskammer-Präsident Mahrer warnte bereits im März dieses Jahres vor einer möglichen Lücke von 363.000 zusätzlich fehlenden Arbeitskräften bis 2040. Laut seiner Prognose könnten bis dahin allein im Handel 53.000 Beschäftigte fehlen.

Für ein kurzes Aufatmen sorgen nun die Ergebnisse einer Erhebung der Statistik Austria. Demnach stieg die Anzahl der Beschäftigtenverhältnisse 2022 im Handel um 1,6 Prozent und im Dienstleistungsbereich um 6,6 Prozent. Ist also endlich Entspannung in Sicht?

„Nein“, dämpft Monika Köppl-Turyna, Direktorin des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria, vorschnelle Hoffnungen: „Wenn man sich die Entwicklung der offenen Stellen anschaut, beispielsweise die Zahlen des Wirtschaftsbundes, waren es im März 2023 40.000 offene Stellen in Handel, Logistik und Verkehr.

Das sind zwar um sechs Prozent weniger als im Dezember, aber immer noch um 15 Prozent mehr offene Stellen als vergangenes Jahr zur selben Zeit. Es ist also eine Entspannung auf sehr hohem Niveau.“

Der leichte Anstieg der Beschäftigtenverhältnisse ergibt sich aus zwei Gründen, erklärt Köppl-Turyna: „Die Wirtschaft hat nach den Corona-Lockdowns wieder voll durchgestartet, und die Lohnabschlüsse waren sehr gut, das hat bestimmt manche motiviert.“

Tatsächlich stiegen die Bruttolöhne im Vergleich zum Vorjahr im Handel um 6,5 Prozent und im Dienstleistungsbereich um 11,9 Prozent. „Je höher die Anstiege, desto mehr Personen werden sich entscheiden, Jobs in diesen Bereichen anzunehmen. Die Anhebung in der Dienstleistungsbranche liegt oberhalb der Inflationsrate, da gibt es tatsächlich eine Reallohnsteigerung. Für die Anwerbung neuer Arbeitskräfte ist das ein gutes Argument“, bestätigt Köppl-Turyna.

Doch was, wenn Arbeitskräfte schlichtweg fehlen? Die Ökonomin bringt das Dilemma auf den Punkt: „Wir haben in absoluten Zahlen eine sehr geringe Arbeitslosigkeit. Das heißt, es gibt gar nicht so viele freie Kräfte, die verfügbar sind. Wenn, dann müssen wir auch auf Arbeitskräfte zugreifen, die auf dem Arbeitsmarkt nicht aktiv sind: das sind oft ältere Personen oder Frauen mit Kindern.“

Letztere können die Lücke freilich nur unter einer Voraussetzung schließen: „Ohne eine flexible Kinderbetreuung mit sinnvollen Öffnungszeiten werde es allerdings schwierig, Frauen voll in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, legt Köppl-Turyna den Finger in eine Wunde.

Der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur ist schließlich nicht in wenigen Monaten zu schaffen. Vorerst bleibt die Lage also weiter angespannt.

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