Strenge Platzvergabe
Der Kniff sind die sogenannten „gewidmeten Studienplätze“ an der MedUni. Fünf Prozent aller Medizinstudienplätze (das sind 85 Studienplätze) widmet man nämlich besonders jenen Studierenden, „die sich bereit erklären, im öffentlichen Interesse nach ihrem Abschluss tätig zu werden“, so das Bildungsministerium. Aktuell sieht die Aufteilung der Medizin-Studienplätze so aus: 75 Prozent gehen an Bewerber, die ein österreichisches Reifezeugnis oder Gleichwertiges haben, zwanzig Prozent an Personen aus der Europäischen Union. Die verbleibenden fünf Prozent waren früher für Drittstaatsangehörige angedacht, jetzt stünden sie aber für gewidmete Studienplätze zur Verfügung.
Die generelle Vergabe der Studienplätze sei komplex und diene dazu, dass hinreichend Ärztinnen und Ärzte, „von denen angenommen werden kann, dass sie in Österreich tätig sein werden“, das Studium absolvieren. So will man dem Ärztemangel entgegenwirken, der sich besonders im ländlichen Raum bemerkbar macht. Die gewidmeten Plätze sollen diese Lücken schließen. Die erste Institution, die die Möglichkeit ins Auge gefasst hat, war das Bundesheer. Und das schon vor drei Jahren. 2023 konnte Kerstin Strein einen Platz ergattern. Nach der Matura hat sie die Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert und ist auch heute noch freiwillig dabei. Warum sie sich für einen gewidmeten Platz entschieden hat?
„Ich habe mich immer schon für den Arztberuf interessiert und der Wunsch hat mich durch meine komplette Schullaufbahn begleitet.“ Vom Militärmedizinstudium habe sie von ihrem Trainer während eines Auslandsjobs erfahren. „Ich habe Krav Maga beim Heeressportverein trainiert“, erzählt die Studentin. „Der logische nächste Schritt war also den Ausbildungsdienst beim Bundesheer und die Bewerbung auf ein Militärmedizinstudium.“
Zwei prägnante Vorteile
Wie man zu so einem Platz kommt, lässt sich leicht erklären: Interessierte Studierende melden sich bei den Bedarfsträgern (Anbietern der gewidmeten Plätze) und schließen mit ihnen einen Vorvertrag ab. „Für Studierende hat das zwei große Vorteile“, so das Bildungsministerium. Sie haben beim Auswahlverfahren einen „Bonus“: Wenn sie unter den besten 25 Prozent der Bewerber sind, bekommen sie fix einen Studienplatz. Und sie erhalten eine finanzielle Förderung von etwa 1.000 Euro pro Monat während ihrer gesamten Studienzeit. Besonders spannend für jene Bewerber, die sich das Studium im Normalfall nicht leisten könnten.
Was sie dafür tun müssen? Sich verpflichten. Je nach Bedarf müssen sie nach ihrem Abschluss als Amtsarzt oder im ländlichen Bereich als Hausarzt zur Verfügung stehen. „Das Maximum sind zwanzig Jahre“, so das Bildungsministerium. Klingt heftig, lässt sich jedoch einfach argumentieren. Denn die Ausbildung allein kann über zehn Jahre dauern. „Da erscheinen die restlichen acht bis zehn Jahre Bindung nicht so lange“, sagt Kerstin Strein. In ihrem Vertrag steht auch, dass sie während der studienfreien Zeit Dienst in einer Kaserne verrichten darf. Das scheint sie nicht zu stören. Im Gegenteil: „Ich finde das gut, da wir gleich den Praxisbezug im Sanitätsbereich sehen und direkt mit den Militärärzten arbeiten dürfen.“ Außerdem unterscheide sich ihr Studium wenig vom zivilen, „bei dem man auch in den Sommermonaten arbeiten muss, um sich das Studium zu finanzieren“.
Mögliche Nachteile
Was passiert, wenn man mitten im Studium merkt, dass man zum Beispiel kein Blut sehen kann und abbrechen will? Es kommt zu Pönalzahlungen. Bedeutet, dass man alle Förderungen, die man während des Studiums erhalten hat, wieder zurückzahlen muss, so das Ministerium. Wobei das vom jeweiligen Vertrag abhängt. Die Sorge, dass Studierende sich schwertun und an den Prüfungen scheitern, hat man nicht. Sie hätten den anspruchsvollen MedAT ja bestanden: „Also können wir davon ausgehen, dass die Bewerber das Studium positiv absolvieren werden.“
Ein Erfolgskonzept?
Das System stellte sich im Bundesheer als voller Erfolg heraus, weswegen heuer weitere Institutionen gewidmete Plätze an den drei MedUnis in Österreich und der Medizinischen Fakultät der Uni Linz anbieten: die neun Bundesländer, das Bundesministerium für Inneres und die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). ÖGK-Studien-Bewerber arbeiten etwa fünf Jahre nach ihrem Abschluss als Kassenärzte oder angestellte Ärzte in Gesundheitseinrichtungen. Insgesamt hätten sich 156 Personen für die 13 gewidmeten Studienplätze beworben. Nur sechs Personen haben die erforderliche Quote geschafft. Keine gute Bilanz.
„Grundsätzlich waren viele interessiert“, so das Bildungsministerium. Das Problem war jedoch, dass die geforderten Leistungen nicht erfüllt bzw. sogar übertrumpft wurden und manche Bewerber so über die normale Quote einen Studienplatz ergattern konnten. „Das System muss sich zuerst einspielen, aber wir sind davon überzeugt, dass es in den nächsten Jahren besser wird“, ist sich das Ministerium sicher. Das Studienangebot wird kontinuierlich aufgestockt, sodass ab 2028 insgesamt 2.000 Plätze bereitstehen. Damit wird auch das fünf Prozent-Kontingent größer.
Wichtig: Gewidmete Studienplätze, die nicht verbraucht werden, gehen nicht verloren, sondern werden an die nächsten Studierenden auf der Warteliste vergeben.
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