Master fürs Leben
Hannes Artner unterscheidet sich von anderen Studierenden in Österreich auf den ersten Blick wenig: 26 Jahre alt, Masterstudent und Teilzeit beschäftigt. Er zählt laut ÖH zu den 84 Prozent der Studierenden in Österreich, die neben dem Studium arbeiten.
Was den jungen Mann dann doch unterscheidet, ist: Er studiert im Hardcoremodus. Nämlich berufsbegleitend an einer Fachhochschule. Seine Woche sieht so aus: Montag bis Mittwoch bei der Österreich Werbung arbeiten, Donnerstag und Freitag und fallweise samstags an der FH Wien WKW studieren, einen Abend in einem Wiener Club Drinks mixen, Sonntag lernen und vorbereiten. Die Grund für seine freiwillige Selbstfolter: "Ich sehe es jeden Tag in meinem Beruf, dass der Master-Abschluss zwingend notwendig ist, wenn man konkrete Aufstiegsmöglichkeiten haben will." Artner hat sich hohe Ziele gesetzt, möchte bei der Österreich Werbung im Destinationsmanagement arbeiten und eine Führungsposition einnehmen. Strebsam ist er und diszipliniert, aber: "ich musste mir das auch erst anlernen, ich war früher ganz anders."
Unterstützung
Ob ein berufsbegleitendes FH- Studium zur Qual wird oder bewältigbar, ist klar vom Arbeitgeber abhängig. Hannes Artner kann sich glücklich schätzen, denn er hat die volle Unterstützung seitens der Firma: "Ich habe flexible Arbeitszeiten und kann in Prüfungszeiten auch mal weniger arbeiten. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, wenn der Arbeitgeber nicht hinter dem Studium steht. Dann sollte man sich überlegen, ob es der richtige Job ist", sagt er.
Tatsächlich werden viele FH-Studierende von ihren Arbeitgebern nur wenig unterstützt: Laut einer Studie der FH Wiener Neustadt sind die häufigsten Probleme von arbeitenden Studierenden Zeitmangel und fehlende Unterstützung durch den Arbeitgeber. Zwölf Prozent der Befragten gaben demnach sogar an, das Studium vor dem Arbeitgeber zu verheimlichen. Erklärt wird dieser Umstand durch die Angst vor möglichen negativen Konsequenzen am Arbeitsplatz.
Zweites Standbein
Im Gegensatz zu Hannes Artner, der den Master für seinen Job und seine Aufstiegschancen in der Firma macht, will sich Sabrina Gamauf mit dem Master-Studium in Tourismus-Management ein zweites Standbein aufbauen. "Ich habe keine Vorteile in der Firma, wenn ich einen Master habe", sagt sie. Sabrina Gamauf, 29 Jahre alt, ist Flugbegleiterin, arbeitet 50 Prozent Teilzeit. "Würde ich Vollzeit arbeiten, würde sich das Studium nicht ausgehen. Man muss diszipliniert und zielstrebig sein, um das durchhalten zu können. Ich war auch schon an dem Punkt angelangt, an dem ich einfach nicht mehr mochte. Aber ich bin nicht der Typ, der aufgibt, deswegen zieh’ ich das Studium durch", sagt sie.
Sabrina Gamauf versucht die hohe Anwesenheitspflicht von 75 Prozent einzuhalten, indem sie ihre Zeit detailliert plant. "Gutes Zeitmanagement ist wirklich wichtig", sagt sie. Feiertage und Wochenenden werden meist der Arbeit geopfert, Freunde, Familie, Hobbys würden am meisten unter der Doppelbelastung leiden. Aber Gamauf versucht einen Tag in der Woche für sich freizuhalten. "Ich denke, man braucht einen Tag in der Woche, an dem man komplett weg ist von Studium und Job. Sonst wird man verbissen und dann kommt man auch nicht weiter. Ich habe gelernt, mir Freiräume zu schaffen und Nein zu sagen", sagt sie. Zudem müsse man lernen, Prioritäten zu setzen: "Man kann nicht in allem perfekt sein. Man muss sich überlegen, welches Fach einen hohen Aufwand braucht und welches auch lockerer zu schaffen ist." Auch Hannes Artner hebt Zeitmanagement und das Neinsagen als notwendig hervor, will man berufsbegleitend an einer FH studieren . "Ich würde natürlich auch gerne mehr mit Freunden und Familie machen, aber es geht sich derzeit eben nicht aus", sagt er.
Der Einsatz der beiden wird sich jedoch lohnen. Denn nur Bildung ist ein Garant am Arbeitsmarkt zu glänzen.
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