Lehrlingstag am Kulm

Lehrlingstag am Kulm
1500 Jugendliche vergnügten sich trotz Schneesturm und Absage des Qualifikationsspringens am Kulm.

Abfahrt sieben Uhr Früh in Wien. Ein Bus vollgeladen mit 50 Kapsch-Lehrlingen. Einschleichen kann sich hier niemand, denn es gibt ein herausstechendes Merkmal: einen gelben Schal. So wie die Wiener machen sich am Freitag vor einer Woche insgesamt 1500 Lehrlinge aus ganz Österreich in Richtung Tauplitz/Bad Mitterndorf in der Steiermark auf.   Denn dort findet  am Kulm  das Qualifikationsspringen für den Skiflug Weltcup statt. Und ein Lehrlingstag – Initiator ist  Ex-Skispringer Hubert Neuper.
Als die Jugendlichen eintreffen, schneit es dicke Flocken, der eisige Wind tut das Übrige – draußen, vor dem Lehrlingszelt, stehen nur wenige. Die Raucher. Im Zelt tummeln sich die anderen, holen sich zu essen, zu trinken, plaudern und genießen den freien Tag.  
Ein Mal im Jahr belohnen die Betriebe, darunter  Kapsch, ihre Lehrlinge mit diesem Ausflug. Motivieren soll es, stolz machen soll es und zeigen, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird. „Sie sollen ein bisschen  aus dem Alltag rauskommen und sich austoben“, sagt  Jugendausbildungs-Trainer   Thomas Schuler  von Kapsch.    Dass sie sich austoben sollen, braucht man  den Jugendlichen nicht zwei Mal sagen: Dank  Sponsoren tragen sie Sonnenbrillen und blasen in ihre Trompeten, als würden sie das   nächste Dorf vor einer Katastrophe warnen müssen.    
Auch Teil des Programms ist eine Schanzen-Führung. Arnold Tasch,  ein ehemaliger Skispringer ist einer der Führer. Die Jugendlichen hören ihm interessiert zu, fragen nach, bekommen langsam ein  Gespür für einen Sport, der sie zuvor nicht interessiert hat.      Tasch freut’s.

Abgesagt

Eigentlich sollten die österreichischen Adler an diesem Tag ihr Können zeigen – das  Wetter lässt es jedoch nicht zu.      Zu böig ist der Wind, zu schlecht sind die Sichtverhältnisse.  Bei einem Sport im Freien  bestimmt die Natur eben oftmals den Ausgang.
Auch wenn sie nicht springen können, eines lassen sich Gregor Schlierenzauer, Andreas Kofler  und seine Teamkollegen nicht nehmen. Nämlich vor den Lehrlingen zu sprechen.
Die österreichischen Skispringer steigen unter Blitzlichtgewitter aufs Podest, sie werden empfangen wie Popstars –  auch wenn viele der Anwesenden sie vor diesem Tag nicht kannten.  Das Getröte  ist ohrenbetäubend,  die Fahnen werden geschwenkt, der Applaus ist tosend.   Gregor Schlierenzauer sagt: „Ich glaube, es ist überall so, dass es Tage gibt, an denen man nicht aufstehen will. Aber da muss man sich durchbeißen.“ Er erntet dafür verständnisvolles Kopfnicken und Applaus.  Spätestens jetzt hat er  1500 zusätzliche Fans.

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