Lehren stressiger als frisieren
Nicht nur in der Vorweihnachtszeit fühlen sich viele Menschen gestresst. Vor allem Zeitdruck (46 Prozent), Konflikte, eigene Fehler (82 Prozent) und lange Arbeitstage setzen viele Mitarbeiter Tag für Tag unter Druck, so das Ergebnis einer Deloitte-Studie, für die 40.000 Berufstätige aus 120 Ländern befragt wurden. Die meisten weisen einen moderaten Stresslevel auf. Nur 14 Prozent sind selten gestresst, die Mehrheit (57 Prozent) manchmal. 26 Prozent fühlen sich oft unter Druck, für drei Prozent ist es ein Dauerzustand.
Vier Typen
Bei der Auswertung der Daten konnten vier Typen definiert werden. Denn persönliche Eigenschaften und die Arbeitsweise haben einen starken Einfluss darauf, wie man Stress wahrnimmt: Guardians sind fleißig und bemühen sich um Sicherheit und Stabilität. Sie geraten leicht in Stress wenn etwas nicht nach Plan läuft. Der Integrator kommuniziert viel und baut Beziehungen auf, gerät aber häufig unter Druck, da er die Ziele aus den Augen verlieren. Der Driver verfolgt akribisch seine Ziele , liebt das Risiko und arbeitet schnell, so ist er wenig stressanfällig. Der Pionier liebt innovative Lösungen und sucht nach neuen Möglichkeiten, er ist kaum durch Stress gefährdet. „Das zeigt: Stress ist nicht per se schlecht. Es kommt darauf an, welche Persönlichkeit welcher Form von Stress ausgesetzt ist“, sagt Deloitte-Managerin Anna Nowshad.
Lehrer besonders gestresst
Doch auch bestimmte Berufsgruppen sind psychisch stärker belastet als andere. So sind Friseure, Werbefachleute und Anwälte meist entspannt, während besonders viele Lehrer (52 Prozent), Regalbetreuer, Textilarbeiter, Sozialwissenschafter und Bauarbeiter (37 Prozent) gestresst sind. Für den Arbeitsgesundheitsmonitor der Arbeiterkammer OÖ hat das Meinungsforschungsinstitut IFES 4000 unselbstständig Erwerbstätige befragt. Hohe Verantwortung, Dauerkonzentration, Lärm, mangelnde Rückzugsmöglichkeiten, Überwachung sowie mangelnde Unterstützung durch den Chef werden als belastend empfunden. In Summe fühlt sich die Hälfte der Arbeitnehmer demotiviert, mehr als ein Drittel kann nach Feierabend nicht abschalten, ebenso viele sehen keinen Sinn in ihrer Arbeit. Durch die Unsicherheit, die eigene wirtschaftliche Zukunft betreffend, verstärkt sich der Stress. Am meisten belastet dies, wenn zugleich geringe Gestaltungsmöglichkeiten vorliegen.
Die Folge
Von 1994 bis 2014 ist die Zahl der Krankenstandstage wegen psychischer Erkrankungen, ausgelöst durch den Beruf, von einer auf 3,6 Millionen gestiegen. Betroffene leiden unter Erschöpfungssymptomen und Depressionen. „Diese hohe Zahl resultiert nicht nur aus einem Anstieg belastender Faktoren in der Arbeitswelt. Sie hat auch damit zu tun, dass Krankenstände aufgrund psychischer Erkrankungen besonders lange dauern“, erklärt AK-Präsident Johann Kalliauer. „Und das, obwohl viele Beschäftigte mit psychischen Erkrankungen arbeiten gehen“, so Kalliauer. Er fordert ein betriebliches Eingliederungsmanagement, das dafür sorgt, dass aus dem Krankenstand Zurückkehrende schrittweise und ohne Druck mit der Arbeit beginnen können.
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