Landwirt Werner Magoschitz über die schwierige Spargelernte

Landwirt Werner Magoschitz über die schwierige Spargelernte
Für den Marchfelder Landwirt Werner Magoschitz hat die Spargelsaison begonnen. Doch die Suche nach Erntehelfern ist schwierig

Ostern hat der Spargel in diesem Jahr knapp verpasst – zumindest der aus heimischen Anbau. Erst seit ein ein paar Tagen wird auf Werner Magoschitz Spargelfeldern im niederösterreichischen Marchfeld geerntet. Gut eine Woche zuvor war von dem empfindlichen Gemüse noch nichts zu sehen. Nur hier und da lugte vereinzelt eine Spitze aus den kilometerlangen, aufgeschichteten Erddämmen hervor.

Dass im heimischen Lebensmittelhandel bereits Wochen vor Beginn der heimischen Saison Spargel aus Peru oder Mexiko verkauft wird, setzt den Landwirt Magoschitz Jahr für Jahr unter Druck. Normalerweise würde er erst Ende April mit der Ernte beginnen. Um sie vorzuverlegen, lässt er bis zu drei Plastikfolien über einen Teil seiner Felder spannen. Eine kostspielige und vor allem personalintensive Arbeit. Doch da der heimische Handel nicht wartet, nimmt er die Investition in Kauf.

Mit den Folien lasse sich die Temperatur in den Erddämmen regulieren, erklärt er und öffnet eine App auf seinem Handy. Sie zeigt Temperaturwerte auf seinem Acker an, eingegrabene Sensoren dienen als Messgeräte. Wird ein bestimmter Wert erreicht, wächst der Spargel, die Ernte kann so bis zu drei Wochen früher beginnen.

Eine komplizierte und eng akkordierte Arbeit.

20 Kilogramm Spargel pro Stunde sollte ein Erntehelfer stechen können. Besonders empfindlich ist der weiße Spargel – er sollte so wenig Licht wie möglich abbekommen – auch deswegen wächst er unter Folien.

"Bereits nach zwanzig Minuten Sonneneinstrahlung beginnt er sich rötlich zu verfärben. Doch Konsument und Handel wollen ihn blendend weiß.“

200 Ernethelfer aus Rumänien

Magoschitz ist der größte Spargel-Anbauer im Marchfeld und zugleich Obmann des Vereins Genuss Region Marchfeldspargel. Die 14 Betriebe kommen in Summe auf 500 Hektar. Allein für seine Anbaufläche beschäftigt der Landwirt in einer "normalen“ Saison rund 200 Erntehelfer aus Rumänien.

Doch wie viele andere Landwirte fürchtet er, auch in diesem Jahr einen Teil seiner Ernte zu verlieren. Dem Bauern fehlen helfende Hände aus dem Ausland. Bereits im Vorjahr fielen viele Erntehelfer aufgrund der Reisebeschränkungen aus. Zu Beginn der Saison musste er mit etwa 70 Arbeitern auskommen, später halfen Saisonarbeitskräfte aus der Ukraine aus.

Trotzdem konnte er rund 15 Prozent seiner Flächen nicht bearbeiten. Auf österreichische Arbeitskräfte kann er für die Ernte nicht zählen.

Die harte Arbeit und die geringe Entlohnung hält viele vom Spargelstechen ab. Zwar bleiben in diesem Jahr die Grenzen für Saisonarbeiter aus EU-Ländern unter Auflagen weitestgehend geöffnet. Doch er brauche vor allem Saisonkräfte aus Drittländern wie der Ukraine, sein Antrag dafür sei aber nicht bewilligt worden, so Magoschitz.

Das Kontingent für Saisonarbeitskräfte wird jährlich neu festgelegt – heuer sieht Österreich ein Kontingent von 3.056 Saisonarbeitskräften aus Drittländern vor.

"Zu wenig“,kritisiert der Landwirt. Die Zeiten, wo österreichische Bauern auf Helfer aus angrenzenden EU-Ländern zählen konnten, sind vorbei. "Länder wie Polen und Ungarn haben mittlerweile selbst eine große Gemüse- und Obstlandwirtschaft. Ehemalige Erntepartien aus diesen Ländern bleiben im eigenen Land. Zudem sind die Reallöhne gestiegen, in Ungarn werden sogar Familienförderungen ausgezahlt, wenn man vor Ort arbeitet.“

Corona mache die mühsame Personalsuche nicht einfacher.  Erntehelfern aus anderen EU-Ländern wird die Einreise erschwert, zudem haben viele wegen mangelnder Sprachkenntnisse Angst zu erkranken und hier im Spital zu landen.“

"Schwarze Schafe gibt es immer“

Dass ein weiteres Problem auch Lohndumping und schlechte Arbeitsbedingungen sind, streitet Magoschitz nicht ab. "Schwarze Schafe gibt es immer“. Den Vorschlag des Europäischen Parlaments, künftig Betrieben die gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen verstoßen, keine Agrarförderungen mehr zu geben, lehnt er aber ab. "Das ist eine Doppelbestrafung. In Österreich haben wir bereits sehr hohe Sozial-Standards. Das Problem ist eher, dass für billigere Import-Produkte aus dem Ausland nicht dieselben Produktionsstandards gelten, nach denen wir arbeiten.“

Er sehe darin eine Wettbewerbsverzerrung, die die heimische Landwirtschaft über kurz oder lang aushungern würde. "Wir stehen mit dem Rücken an der Wand.“

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