Klimawandel: Warum der Grüne Veltliner nicht untergeht

Klimawandel: Warum der Grüne Veltliner nicht untergeht
Klimaforscher glauben, dass in Zukunft im Weinviertel Rotwein und Welschriesling angebaut werden – doch die Winzer bleiben beim Grünen Veltliner

Im Weinviertel sind die Prioritäten beim Weinanbau derzeit klar verteilt. Auf knapp über 48 Prozent der Anbaufläche wird Grüner Veltliner angebaut. Grüner Veltliner DAC und Grüner Veltliner DAC Reserve sind die Hauptexportartikel der Weinwirtschaft im nordöstlichen Österreich. Districtus Austriae Controllatus (DAC) ist eine Herkunftsbezeichnung für regionaltypische Qualitätsweine aus Österreich.

Grüner Veltliner ist abgesehen von einigen Weingärten in den Nachbarländern ein österreichisches Unikat. Etwa 18.800 Hektar beträgt die Anbaufläche weltweit, fast 15.000 Hektar sind in Österreich. Derartige Spezialitäten lassen sich im In- und Ausland gut verkaufen.

Spezieller Geschmack

Ein Grund für den Erfolg ist neben der Qualitätsstrategie das spezielle Geschmackserlebnis der Sorte Grüner Veltliner. Auf der Homepage der Österreich Wein Marketing heiß es, das Weinviertel sei dort, „wo das Pfefferl wächst.“ Jedenfalls derzeit noch.

Denn laut den Prognosen der Klimaforscher wird in etwa 20 Jahren das Weinviertel ein Anbaugebiet vor allem für Rotweine sein. Also etwa Cabernet Franc und Merlot. Bei den Weißweinen empfehlen die Klimaforscher den Welschriesling. Das ist ein Sorte , die in Mittel- und Südeuropa heimische ist.

Klimawandel: Warum der Grüne Veltliner nicht untergeht

Aktuell wird Welschriesling in Österreich auf 3462 Hektar angebaut. In Serbien beträgt die Rebfläche für diese Sorte über 33.100 Hektar. Welschriesling ist daher im Gegensatz zu Grüner Veltliner keine heimische Spezialität. Es macht – unabhängig von persönlichen Geschmackspräferenzen – schon allein aus ökonomischen Gründen wenig Sinn, von Grünem Veltliner auf Welschriesling umzusteigen.

Der Grund für die Prophezeiung, dass der Grüne Veltliner mittelfristig nicht mehr angebaut wird, ist leicht erklärt. Vor sechs Jahren wurde unter dem sperrigen Titel „Objektivierung der geländeklimatischen Bewertung der Weinbaulagen Österreichs am Beispiel Retz“ eine wissenschaftlich Arbeit publiziert (Weinbau und Klimawandel, Herausgeber Franz Prettenthaler, Herbert Formayer, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften).

Das Ergebnis war nicht überraschend. Bei höheren Temperaturen steigt natürlich auch im Weinviertel das Mostgewicht, während die Säure abnimmt.

Alkoholgehalt

Das Mostgewicht ist ein Indikator für den zu erwartenden Alkoholgehalt des Weins nach vollständiger Vergärung des Zuckers. Die Säure gibt dem Wein Struktur und sorgt im Idealfall für einen frischen, meist fruchtigen Geschmackseindruck. Weine mit zu niedrigem Säureanteil werden bisweilen als flach und langweilig empfunden.

Ein hoher Alkoholgehalt sollte in die Struktur gut eingebunden sein. Der Klimawandel könnt also dazu führen, dass es in Zukunft beim Grüne Veltliner eben kein Pfefferl mehr gibt und der Wein seine typische Struktur verliert.

Allerdings, so heißt es weiter in der wissenschaftlichen Abhandlung, haben die Winzer einen gewissen Handlungsspielraum. Denn „nicht allein das Klima ist für die Mostqualität verantwortlicht“, sondern viele andere Faktoren spielen eine Rolle. Hierzu zählt der Einfluss des Bodens, der verwendeten Rebe und Unterlage beziehungsweise deren Kombination und natürlich der Einfluss der Bodenbewirtschaftung (Rebstockdichte, Mengenreduktion).“

Rebsorten bleiben

So sieht das auch der Obmann des regionalen Weinkomitees Weinviertel, Hans Setzer. Seine Hauptrebsorte ist der Grüne Veltliner. Er hat nicht vor etwas anderes im Weingarten anzubauen. „Ich glaube nicht, dass in der Gegend um Retz künftig Rotwein angebaut wird.“ Schließlich sei das Weinviertel ja auch die nördlichste österreichische Weinbauregion.

Als wichtigste künftige Herausforderung nennt er die Arbeit im Weingarten. Über die Beschattung der Trauben durch die Laubwand ist es möglich, den Reifeprozess der Trauben zu steuern. Außerdem könne man durch enges Setzen der Weinstöcke für tiefe Wurzeln sorgen. Setzer verweist auf den Jahrgang 2018. Trotz der großen Hitze und der extrem frühen Weinlese gab es einen typischen Grünen Veltliner.

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