Kempinski-Chef: "Luxus schließt Bodenständigkeit nicht aus"

Kempinski-Chef: "Luxus schließt Bodenständigkeit nicht aus"
Florian Wille ist Neo-Chef des Palais Hansen Kempinski in Wien. Dem KURIER erzählt er, was Würstelstände mit Luxus zu tun haben.

Nach Jahren im Ausland kehrt der gebürtige Tiroler Florian Wille in seine Heimat zurück. Seit Oktober leitet er das 5-Sterne-Hotel Palais Hansen Kempinski am Wiener Schottenring.

KURIER: Sind Sie als Gast in anderen Hotels besonders penibel oder pflegeleicht? Und greifen Sie Ideen für Ihr Haus auf?

Florian Wille: Ich gehöre zu den pflegeleichten Kunden und habe schon lange aufgehört, mich über Fehler anderer zu ärgern. Ideen aufzugreifen und noch zu verbessern, ist nicht verwerflich. Unser Leben ist ein tägliches Lernen und sehr oft liegt eine einfache Lösung vor unseren Augen.

Unterscheidet sich das Kempinski in Wien von anderen Häusern der Kette? Wollen Sie das Hotel neu positionieren?

Kempinski ist eine stolze Sammlung von einzigartigen Häusern – darin liegt unser Reiz. Der Gast weiß immer, in welcher Destination er aufwacht, weil wir lokale Empathie in allem, was wir tun, großschreiben. Das Palais Hansen Kempinski ist aber ein ganz besonderes Hotel mit einer langen Geschichte.

Der Job eines Hotelchefs kann mitunter sehr herausfordernd sein. Wie gehen Sie damit um?

Die schönste Herausforderung ist es, mit einem motivierten Team von 180 Mitarbeitern jeden Tag aufs Neue Momente zu kreieren, die unsere Gäste emotional berühren, unabhängig von deren Herkunft oder Kultur.

Sind Sie selbst Luxus-orientiert oder durchaus auch bodenständig?

Ich finde das eine schließt das andere nicht aus. Wenn man den Anspruch hat, in allem das Beste zu suchen, dann kann das im Michelin Stern-Restaurant genauso sein wie am Würstelstand ums Eck. Und wenn man Gesundheit, Familie und guten Wein als Luxus betrachtet – bin ich dann Luxus-orientiert oder bodenständig?

Zur Person

In Baden bei Wien aufgewachsen, studierte Florian Wille Tourism and Leisure Time Management an der FH Krems. Nach dem Abschluss ging er nach England, wo er bis 2006 im Controlling u.a. für Grosvenor House, Le Meridien und Waldorf Hilton tätig war. Vor zehn Jahren wechselte er in das Kempinski Hotel Budapest.

Weitere Stationen waren Bahrain und Doha, ehe er 2015 in Amman erstmals für Kempinski ein Hotel leitete. Über einen kurzen beruflichen Zwischenstopp in Bodrum landete er in Wien. Während seiner Zeit bei Kempinski absolvierte Wille 2012 einen MBA an der Reims Management School in Frankreich.

Da er in St. Anton aufwuchs, ist der 48-jährige Wille leidenschaftlicher Skifahrer und so oft es geht in den Bergen. Zu seinen weiteren Hobbys zählen Lesen und Weine. Der Hauptteil seiner Freizeit gehört aber seinem vierjährigen Sohn und seiner Familie.

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