Keine Lust aufs Studium?

Ratlos nach der Matura: Wenn studieren keine Option ist, gibt es auch noch andere Wege
Zwei Drittel der Maturanten zieht es an Uni oder FH – hier sind die Wege für den Rest.

Matura allein ist zu wenig. Darin sind sich Bildungsexperten einig. Knapp 70 Prozent der jährlich rund 42.000 Maturanten beginnen daher innerhalb von drei Jahren nach der Reifeprüfung ein Hochschulstudium. Bei den AHS-Maturanten sind es sogar rund 89 Prozent, zeigt die aktuelle Studie "Bildung in Zahlen" der Statistik Austria.

Das heißt im Umkehrschluss: Ein Drittel der Maturanten hat (noch) keine Lust aufs Studieren. Für sie gibt es diese Alternativen:

Kollegs Kürzer als ein Studium und gratis sind Kollegs. Sie liefern berufsspezifisches Basiswissen u. a. in den Bereichen Chemie, Wirtschaft, Tourismus, Bautechnik, Elektronik, Kunstgewerbe. Die Ausbildung dauert zwei Jahre, berufsbegleitend drei Jahre. Um spätere Weiterbildung im Job wird man aber nicht herumkommen. Das Business Kolleg in Salzburg bietet beispielsweise in vier Semestern eine kaufmännische Ausbildung inklusive Praxisstunden in einer Übungsfirma. Jobs gibt es danach im Vertrieb, im Key Account Management. Infos unter: www.businesskolleg.at

Akademische Lehrgänge Universitäten und Weiterbildungsanbieter bieten diverse akademische Ausbildungen für unterschiedliche Berufe an – zum Beispiel in den Bereichen Sales oder Logistik, Versicherungen. Häufig reicht ein Matura-Abschluss, zum Teil sind zwei bis drei Jahre Berufserfahrung erwünscht. Der Vorteil ist eine praxisnahe, zeitlich komprimierte Ausbildung, der Nachteil die im Vergleich zum Studium recht hohen Kosten.

Lehre Diejenigen, die es bereuen, keine praktische Berufsausbildung gemacht zu haben, können das auch nach der Matura nachholen. Dafür gibt es ein Zuckerl – denn mit Matura fällt ein Lehrjahr weg. Recht neu sind die Lehrberufe "Steuerassistenz" und "Gleisbautechnik".

Arbeiten Der direkte Berufseinstieg nach der Matura gelingt vor allem HTL- und HAK-Maturanten gut. Die Nachfrage nach Technikern ist so groß, dass viele Firmen ihre Jobangebote gleich direkt an die HTL-Schulen richten. Für Gymnasiasten sieht die Lage trister aus. Nur wenige finden einen Job. Da bleibt oft nur das Gelegenheitskellnern, bis man weiß, was man mit seiner Zukunft anfangen will.

Freiwilliges Soziales Jahr Soziale Kompetenz ist die meistgeforderte Fähigkeit der Personalisten der vergangenen Jahre – vor allem für Führungspositionen. Man erwirbt sie nirgendwo so tiefgehend wie während des Freiwilligen Sozialen Jahrs – bei der Arbeit mit Flüchtlingen, alten oder obdachlosen Menschen. Infos auf www.fsj.at

Wwoofen Nach dem Stallausmisten die kanadischen Seen erkunden klingt verlockend? Dann ab zum sogenannten "Wwoofen" ( heißt "Willing Workers On Organic Farms") auf den Öko-Farmen dieser Welt. Gegen Mitarbeit auf der Rinderfarm oder bei der Gemüseernte gibt es Kost und Logis gratis, daneben lernt man Land und Leute kennen. Heimatverliebte können auch in Österreichs Bio-Höfen wwoofen. www.wwoof.net

Keine Lust aufs Studium?

Drei Viertel aller Maturanten entscheidet sich für ein Hochschulstudium. 88,6 Prozent der AHS-Maturanten, die ein Studium beginnen, wählen eine öffentliche Universität, nur acht Prozent eine Fachhochschule, vier Prozent eine Pädagogische Hochschule (PH). BHS-Absolventen studieren im Vergleich zu den anderen Maturanten überdurchschnittlich häufig an einer FH (21 Prozent), nur 71 Prozent gehen an eine öffentliche Uni und knapp sieben Prozent an eine PH. BAKIP- und BASOP-Absolventen zieht es überdurchschnittlich oft an PH (25 Prozent), 62 Prozent studieren an einer öffentlichen Uni, elf Prozent an einer FH.
BAKIP- und BASOP-Maturanten schaffen den Jobeinstieg am ehesten: Nach eineinhalb Jahren haben 64 Prozent von ihnen einen Job, bei der BHS sind es 40 Prozent, bei der AHS nur 5 Prozent (Stand: 2009/’10).

Kommentare