Kein Pardon: Fehltritte werden CEOs immer öfter zum Verhängnis

Immer mehr CEOs müssen wegen moralischer Verfehlungen vorzeitig ausscheiden. Schuld daran ist laut Unternehmensberatung Strategy& weniger die gestiegene kriminelle Energie der Chefs, sondern die immer kritischere Öffentlichkeit.

Im vergangenen Jahr mussten 18 Vorstandsvorsitzende der 2500 größten börsennotierten Unternehmen der Welt wegen unethischen Verhaltens zurücktreten. Gemeint ist damit kriminelles Verhalten wie Betrug, Bestechung, Insiderhandel, gefälschte Lebensläufe oder sexuelle Indiskretion. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensberatung Strategy&, die zum Wirtschaftsprüfungskonzern PWC gehört. In Deutschland trifft das etwa VW-Chef Martin Winterkorn wegen des Dieselskandals, in Österreich die Finanzvorständin des oberösterreichischen Luftfahrtzulieferers FACC wegen Betrugs.

Aber vor allem ist aus den Zahlen ein Trend erkennbar. Mussten zwischen 2007 und 2011 rund 3,9 Prozent der CEO wegen unethischen Verhaltens ausscheiden, so waren es zwischen 2012 und 2016 schon 5,3 Prozent. Das entspricht einem Anstieg von 36 Prozent. In Westeuropa stieg der Anteil der wegen ethischer Verfehlungen vorzeitig entlassener CEO in diesem Zeitraum sogar um 41 Prozent auf 5,9 Prozent. Da stellt sich die Frage: Agieren die Chefs immer unmoralischer? "Laut unserer Einschätzung hat sich nicht das Verhalten der CEO grundlegend geändert, sondern das Umfeld", sagt Harald Dutzler, Managin Partner beim Wiener Office von Strategy&. Vielmehr ist die Beobachtung durch die Öffentlichkeit kritischer geworden, außerdem wurden die Regulatorien verschärft. Männer unter sich:Die Führungsetagen der untersuchten Unternehmen blieben, trotz des politischen Drucks in Richtung Erhöhung des Frauenanteils, fast immer eine reine Männerdomäne. Der Frauenanteil liegt bei in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Jahr 2016 neu angetretenen Firmenchefs in den großen börsennotierten Unternehmen mit drei Prozent unter dem globalen Schnitt von 3,6 Prozent.

Mit Elisabeth Stadler von der Vienna Insurance Group (VIG) ging der einzige neu weiblich besetzte CEO-Posten im deutschsprachigen Raum an eine Österreicherin. Im Vergleich wurden in den USA und Kanada bereits 5,7 Prozent weibliche CEO berufen, was zeigt, dass der deutschsprachige Raum akuten Aufholbedarf hat.

Bei der Neubesetzung der Chefsessel der 300 größten bösenotierten Unternehmen in Österreich, Deutschland und der Schweiz tat sich 2016 relativ wenig. Ledigleich 12,7 Prozent der CEO-Posten wurden im vergangenen Jahr neu besetzt. "In den 31 österreichischen Unternehmen, die zu der Gruppe der 300 größten börsenotierten Unternehmen in der DACH-Region zählen, gab es überhaupt nur vier neue Köpfe an der Spitze", sagt Harald Dutzler.

Gleichzeitig ist die Verweildauer im Amt gestiegen: CEO im deutschsprachigen Raum verblieben im Jahr 2015 durchschnittlich 6,6 Jahre im Chefsessel, 2016 waren es hingegen schon 7,8 Jahre.

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