Geschäftsführer der Schönheit

Markus Faschang, Geschäftsführer von Loreal Österreich, Portraits im Büro am 10.04.2013 in Wien
L’Oréal Geschäftsführer Markus Faschang über 20 Jahre Konzernlaufbahn.

Wer braucht schon geistige Reife, wenn das Gesicht strahlt und der Körper zum Niederknien ist? Manchmal, so scheint es, geht der Schönheitswahn zu weit. Danke Top-Models, danke Kosmetikindustrie? So einfach ist es nicht, lässt Markus Faschang, Geschäftsführer von L’Oréal Österreich wissen.

Auch Markus Faschang zählt zu den Menschen, die strahlen. Die Kellner im Palmenhaus in der Wiener City erkennen ihn. "Wo wollen Sie sitzen?", wird gefragt. Faschang hat keine Präferenz, im Mittelgeschoss Platz genommen bestellt er Bitter Lemon und Mineralwasser. "Es ist schön, wieder hier zu sein", sagt er. Nach 20 Jahren kam er zurück.

Aufgewachsen in Braunau, ging er bald nach Wien, um zu studieren. Das Interesse an der Welt außerhalb Oberösterreichs kam früh: Schon als Kind empfand er andere Kulturen und Länder als extrem spannend. Während und nach seinem WU-Studium ging er ins Ausland, 1993 startete er seine Karriere bei L’Oréal in Düsseldorf. 1999 ging er nach Paris, 2000 nach Ungarn. Kontinuierlich verbesserte er seine Position: Als Geschäftsführer war er, bevor er im Juni 2012 nach Österreich gerufen wurde, bereits für Norwegen und die Schweiz zuständig. „Ich war oft von Vorgesetzten beeindruckt und wollte auch sie beeindrucken, zeigen, was ich leisten kann“, erklärt er seinen Aufstieg.

Unter der Oberfläche

Faschang war sein Berufsleben lang bei nur einer Firma. Aber monoton war die Zeit nie. „Ich habe so viele verschiedene Seiten kennengelernt“, sagt er. Denn auch wenn die Firmenkultur des internationalen Konzerns transportiert werden muss, man könne sie den Mitarbeitern nicht aufzwingen. „Man muss sie so umsetzen, dass sie zur lokalen Kultur dazupasst“, sagt er. Immer lernte er die Landessprache – er spricht heute fünf Sprachen –, inhalierte die Kultur. „Ich wollte wissen: Was brauchen sie, wie geht es ihnen? Sie verdienen teilweise 300 Euro im Monat, ist da Kosmetik ein Thema für sie? Und ihnen dann die Produkte geben, die für sie wichtig sind. Das hat mich getrieben“, sagt Faschang. Das Streben nach Schönheit, so meint er, ist ein Grundbedürfnis aller Menschen.

KURIER: Sind Sie eitel?

Markus Faschang: Ich achte auf mein Aussehen und die „Attraktivität meines Charakters“, aber das beschäftigt mich nicht ständig. In dem Sinne also: Nein.

Wie haben Sie die Mitarbeiter in den jeweiligen Ländern ins Boot geholt?

Man muss die Sprache lernen. Wenn Sie in einem Meeting sitzen und alle müssen ihretwegen Englisch oder Französisch sprechen, ist es nicht nur störend, die Mitarbeiter kommunizieren auch anders. Wenn man die Sprache beherrscht, versteht man die Kultur besser. Wenn die Mitarbeiter sehen, dass man nicht nur hier ist, um den Profit zu pushen, sondern echtes Interesse an ihnen hat, bauen sie Vertrauen auf. Und das ist wichtig.

Kosmetika sind Luxusprodukte. Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie L'Oréal in Ländern mit großer Armut anbieten?

Nicht in dem Sinn ein schlechtes Gewissen. Es geht nicht darum, den Leuten ein Bedürfnis einzureden, das es nicht gibt. Es gibt die Nachfrage nach diesen Produkten.

Können Sie verstehen, dass Frauen sich den 20. Lidschatten kaufen?

Nach 20 Jahren in der Branche kann ich das gut nachvollziehen. Man kann mit einem Lippenstift glücklich werden, aber man kann auch fünf haben.

Wie gut kennen Sie sich mit Make-up aus?

Ich habe einen Schminkkurs besucht, das ist schon lange her. Ich habe natürlich auch schon Mascara probiert. Ich probiere jetzt aber nicht jede aus.

Ihr Führungsstil?

Das Wichtigste ist, klare Ziele zu haben. Aber ich glaube, dass Mitarbeiter an Ziele glauben, die sich sich selbst gesetzt haben.

Was ist Ihre Meinung zu Tierversuchen?

Man beschäftigt sich sehr viel mit dem Thema, wenn man in dieser Industrie arbeitet. Ich bin stolz darauf, dass L’Oréal hier eine Vorreiterrolle hat. L’Oréal macht keine Tierversuche. Es ist aber ein sehr komplexes Thema. Bestimmte Rohstoffe werden an Tieren getestet, die werden in der Pharmaindustrie und überall eingesetzt. Wenn Sie als Kosmetikhersteller einen dieser Rohstoffe verwenden, machen Sie dann Tierversuche?

Was wollten Sie als Kind werden?

Tennisspieler. Man muss sich aber auch eingestehen, wenn man in einer Sache nicht das Talent zur Weltspitze hat.

Zur Person: Markus Faschang

Lebenslauf Im Oktober 1966 wurde Markus Faschang in Braunau, Oberösterreich geboren. Nach der Schule ging er nach Wien, um an der WU Handelswissenschaften zu studieren.

L'Oréal 1993 startete Faschang seine Karriere beim französischen Kosmetikhersteller L'Oréal in Deutschland. 1999 ging er als Marketingleiter Comsumer Products für Mittel- und Osteuropa nach Paris. Nach einem Jahr wurde er Geschäftsbereichsleiter Consumer Products in Budapest, Ungarn. 2005 wurde er als Geschäftsführer nach Oslo, Norwegen entsand. Drei Jahre später verließ er Norwegen Richtung Genf, Schweiz. 2012 ereilte ihn der Ruf aus der Heimat. Seit Juni ist er Geschäftsführer von L'Oréal Österreich.

Privat Markus Faschang ist verheiratet, hat drei Kinder. Er spricht Deutsch, Englisch, Norwegisch, Französisch und Ungarisch.

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