Junge Erfinder: "Zeit ist das Kostbarste"

Junge Erfinder: "Zeit ist das Kostbarste"
Nur mit Forschung und Entwicklung kann Österreich im internationalen Wettbewerb bestehen.

David Kieslinger schiebt eine Pizza nach der anderen in seinen Pizzaautomaten. Der 28-Jährige wird nicht müde, die Schaulustigen zu bewirten und zu erklären, was es mit dem Ofen auf sich hat: Ein vollautomatischer Pizzaautomat, der, ähnlich wie beim Kaffee für zwischendurch, in Kantinen oder Tankstellen zur Anwendung kommen soll. Die Idee kam Kieslinger und zwei seiner Kommilitonen an der FH in Wels vor vier Jahren. Sie meldeten fünf Patente an, mittlerweile sind bereits eine Handvoll Automaten aufgestellt.

Am Freitagvormittag präsentierte der heimische Forscher-Nachwuchs in der TU-Wien seine Erfindungen. „Solle Veranstaltungen müssen auch sein“, sagt Kieslinger, aber eigentlich sollte er in der Werkstatt stehen und den Automaten weiterentwickeln. „Das Kostbarste, was wir haben, ist die Zeit.“
Für den Laien wohl weniger greifbar, aber mitnichten weniger wichtig, ist die Erfindung von Michael Schön und Michael Schnürch: Ein Kühlreaktor, der bei der Erforschung von chemischen Prozessen zur Anwendung kommt. Der Anfang 2011 noch nicht zufriedenstellend arbeitende „Garagenprototyp“ wurde so lange weiterentwickelt, bis die gewünschte Kühlstärke von bis zu –50 Grad erreicht wurde. An der TU-Wien wird das Gerät bereits verwendet. „Wir sind aber auch schon mit internationalen Interessenten im Gespräch“, ergänzt Schön.

Partner Michael Schnürch hat ein weiteres Patent zur Anmeldung gebracht. Der Chemiker und sein Team haben ein Verfahren entwickelt, um Vorläuferzellen in schlagende Herzmuskelzellen umzuwandeln. Profiteure wären Herzinfarktpatienten. Bis zur klinischen Anwendung werden aber noch zehn Jahre vergehen, ist Schnürch Realist.

Eine prickelnde Idee ist die Innendruckmessung von Sektflaschen. In der Sektkellerei von Norbert Szigeti wurden
jedes Jahr 2500 Flaschen bei der Qualitätskontrolle zerstört. Dank dem Physiker Alexander Paulsen ist diese Verschwendung nun Geschichte. Die Kontrolle erfolgt über Laserabtastung. Paulsen arbeitet derzeit allerdings als Unternehmensberater. „Um Geld zu machen. Aber nur zwei, drei Jahre. Das Forschen geht mir jetzt schon ab.“

Forscher: Rund 3500 Patente pro Jahr

Patentamt Die Zahl der in Österreich angemeldeten Patente pendelt konstant bei 3500 pro Jahr.
Die Zahl der Erfindungen jedoch steigt kontinuierlich. Wie passt das zusammen? Viele Patente werden nur im Ausland angemeldet.
 
Hilfestellung Die Anmeldung beim Patentamt beträgt 430 Euro. In den ersten fünf Jahren fallen keine Gebühren an. Die Gebührenkurve geht danach exponentiell nach oben. Nach 20 Jahren (das letzte Patentjahr) fallen 2000 Euro an.

Kommentare