Jung und sparsam
Wenn der Kühlschrank kaputt ist oder das Auto streikt, ist es gut, für solch ungeplanten Ausgaben auf Ersparnisse zurückgreifen zu können. Hier ist auch Disziplin gefragt – nicht jedem gelingt es, im Alltag regelmäßig Geld abzuzwacken. Was in der Geldtasche ist, wird ausgegeben. Ein simpler Weg, sich nebenbei eine kleine Summe anzusparen: regelmäßig alle Ein- und Zwei-Euro-Münzen in eine Spardose werfen. Schon innerhalb weniger Monate kann man sich über mehrere hundert Euro freuen.
Wenn es um das Ansparen größerer Summen geht, greifen Österreicher und Österreicherinnen allerdings auf altbewährte Methoden zurück. Laut einer Studie der Erste Bank parken 80 Prozent der Sparer ihr Geld auf dem Sparbuch. Weitere 60 Prozent haben einen Bausparvertrag, 44 Prozent lassen ihr Geld am Girokonto liegen, Wertpapiere werden von 28 Prozent genutzt. Der Hauptgrund des Sparens: finanzielle Absicherung.
Notgroschen
Die vergangenen Monate haben gezeigt: Krisenzeiten können schneller eintreten, als einem lieb ist – sich einen Notgroschen anzusparen, macht also absolut Sinn. Dieser Gedanke ist schon bei jungen Erwerbstätigen zwischen 22 und 34 Jahren verankert. „Bereits mit dem ersten Job beginnen die meisten unserer Klienten damit, sich ein finanzielles Polster von mindestens drei Monatsgehältern anzusparen,“ erzählt Finanzexperte Florian Märzendorfer von fip-s.at im KURIER-Gespräch.
Zumindest trifft dieses Verhalten auf Jungakademiker zu, die zur Zielgruppe des Finanzberaters gehören. Im Durchschnitt würden die meisten zwischen 30 und 40 Prozent des Nettoeinkommens auf die Seite legen, so Märzendorfer. „Die Höhe des Betrags variiert natürlich mit dem Einkommen.“
Eine Auswertung des Gehaltsexperten Conrad Pramböck zeigt: Je nach Studienrichtung, Abschluss und Berufserfahrung variieren die Einstiegsgehälter von Jung-Akademikern zwischen 23.900 und 40.100 Euro brutto im Jahr. Wer gleich nach der Matura ins Berufsleben einsteigt, verdient ein Jahresgehalt von mindestens 24.100 Euro brutto bis 29.700 Euro brutto.
Sparbuch und Bausparer
Vergleicht man die Anlageformen junger Berufstätiger, so sind sie jenen der älteren Generation verblüffend ähnlich. Märzendorfer: „Bei Jungen wie bei Älteren dominiert das klassische Sparbuch und der Bausparvertrag.“ Selbst die Sparziele der Jüngeren decken sich mit jenen der Älteren: Altersvorsorge, Immobilien sowie kleinere Anschaffungen im Hobby- und Freizeitbereich. Die Krise habe das Sparverhalten junger Erwerbstätiger zusätzlich verstärkt, beobachtet der Finanzexperte. „Viele reduzieren ihre Ausgaben und sparen das Geld.“
Obwohl, oder gerade weil besonders jüngere Erwerbstätige unter 26 von der coronabedingten, unsicheren Arbeitsmarktsituation betroffen sind, zeigt sich in dieser Altersgruppe "eine stärkere Konsumzurückhaltung um im Umkehrschluss eine erhöhte Spar-Neigung auch begleitet von einem Vorsichtsgedanken", so Wifo-Ökonom Jürgen Bierbaumer-Polly. Laut einer aktuellen Umfrage der ING sparten 42 Prozent der unter 25-jährigen in der Krise mehr als sonst, in der Altersgruppe der 25- bis 34-jährigen waren es immerhin 24 Prozent.
Alternative Sparformen werden interessanter
„Im Schnitt haben junge ING-Kunden Ersparnisse von bis zu 10.000 Euro“, so András Hámori, Leiter des Privatkundengeschäfts der ING in Österreich. „Interessant ist auch, dass die Krise bei jungen Menschen alternative Sparformen interessanter gemacht hat, 23 Prozent interessieren sich nun für Investmentfonds.“
Gleichzeitig wurde es bei jenen, die ohnehin finanzielle Engpässe hatten, noch enger, zeigt die Datenanalyse. Verfügten im Dezember 2019 noch 40 Prozent der Österreicher über ein finanzielles Polster von bis zu drei Monatsgehältern, so waren es Ende Mai nur noch 32 Prozent.
Konsumdämpfer
Dass jene, deren finanzielle Situation glimpflicher ausschaut, höhere Sparbeträge am Konto haben, könne am Konsumdämpfer während des Lockdowns liegen, vermutet Bierbaumer-Polly. „Aufgrund der Geschäftsschließungen wurde zwangsgespart.
Man wollte zwar konsumieren, konnte es aber nicht.“ Ein weiterer Grund sei, dass manche noch bei den Eltern wohnen und Wohn-Ausgaben somit wegfallen würden. Auch ihr Konsumprofil sei anders: „Junge Menschen geben vor allem für Kultur- und Freizeitangebote mehr Geld aus. Bereiche, die nach wie vor stark eingeschränkt sind.“
Spartipps für den Alltag
1. Ausgaben checken
Welche Fixkosten können reduziert werden? „Ich empfehle immer, sich einen Überblick über seine Ausgaben zu verschaffen und regelmäßig den Kontoverlauf zu checken“, empfiehlt Finanzexperte Florian Märzendorfer. Oft seien es Kleinigkeiten, die sich summieren, etwa Impulskäufe auf Amazon. Unerwünschte Zusatzkosten können auch bei einem Girokonto schnell anfallen, etwa mit Kontoführungs- und Transaktionsgebühren. „Die kann man sich sparen“, so Märzendorfer. Mehrkosten können auch mit dem Wechsel zu einem günstigeren Versicherungs-, Strom-, oder Mobilfunk-Anbieter reduziert werden.
2. Der 5-Euro-Trick
Scheine statt Münzen sammelnEigentlich weiß jeder, dass man sich vom Restgeld nach dem Einkauf etwas zurücklegen könnte. Aber Hand auf Herz – wie regelmäßig und diszipliniert macht man das wirklich? Die meisten tun sich schwer damit, weil sie kein System haben. Also: Jedes Mal, wenn ein Fünf-Euro-Schein im Geldbeutel landet, sofort in die Spardose damit und sammeln. Das Raffinierte an dem Trick: Die einzelnen fünf Euro tun in der Regel nicht weh, man merkt kaum, dass sie fehlen. In relativ kurzer Zeit sammelt sich eine ganze Menge Bargeld an – außerdem müssen sie nicht wie Münz-Sammlungen erst gewechselt werden.
3. Automatisieren
Fixen Sparbetrag am Monatsbeginn abzweigenDas Allerwichtigste beim Sparen ist, dass man spart, bevor man das Geld ausgegeben hat. Der milliardenschwere US-Großinvestor Warren Buffett soll gesagt haben: „Spare nicht, was am Ende des Monats übrig bleibt, sondern konsumiere, nachdem du gespart hast.“ Investment-Coach Johann Kofler-Mair empfiehlt auf seinem Blog kapitalmeister.at, sich einen fixen Sparbetrag auszurechnen, der zwischen 10 und 20 Prozent des Nettoeinkommens betragen sollte. Der Betrag sollte über einen Dauerauftrag drei bis vier Tage nach Gehaltseingang vom Girokonto auf das Sparkonto überwiesen werden.
4. Bewusst shoppen
Kaufwünsche aufschreiben und ruhen lassenJeder kennt die Impulskäufe, die aus den unterschiedlichsten Gründen getätigt werden. Man sitzt auf der Couch oder in der U-Bahn, scrollt durch den Newsfeed und irgendwann tippt man eben doch auf die personalisierten Werbeinhalte auf Instagram. Das reduzierte Paar Schuhe, die im Hochsommer vergünstigte Winterjacke sind rasch bestellt. Natascha Wegelin, die in ihrem Podcast „Madame Moneypenny“ Tipps zu Finanzen und Geldanlagen gibt, rät zu einer Warteliste. „Lassen Sie diese 30 Tage ruhen.“ Manche Kaufwünsche erledigen sich in der Zwischenzeit auch von selber wieder.
5. Sparmonat
So sparen Sie 465 Euro in 30 TagenEin System, mit dem sich besonders leicht Geld sparen lässt, ist die “Ein- Euro-Challenge“. Beginnen Sie den Monat damit, einen Euro am Tag in das Sparschwein oder die Spardose zu legen. An Tag zwei sind es bereits zwei Euro, an Tag drei sind es drei Euro und so weiter. Am Monatsende erwarten Sie satte 465 Euro zur freien Verfügung.
Eine ähnliche Methode funktioniert wochenweise – in der ersten Woche legt man einen Euro zur Seite, in der zweiten zwei, ect. Nach 52 Wochen haben Sie so 1.378 Euro gespart. Mit diesem Trick lässt sich zum Beispiel die Urlaubskasse gut auffüllen.
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