Einsam im neuen Job? Wie man ins Team findet

Ein gezeichnetes Bild von einem Mann der alleine in einem Büro sitzt. Nur bei ihm brennt ein Licht, in allen anderen Cubicles ist es finster und leer
Als Neuling fällt es nicht immer leicht, ins Team zu finden. Wie es gelingt – und ab wann man nach einem neuen Arbeitgeber Ausschau halten sollte

Die Arbeit scheint zunächst perfekt. In seinem Traumjob beim Traumarbeitgeber mit einem Traumbüro fällt es Michael A. leicht, voller Motivation in die erste Arbeitswoche zu starten. Nur lässt der Energieschub schnell wieder nach: Michael A. kann nämlich keinen Anschluss finden, fühlt sich ausgeschlossen und zunehmend von den Aufgaben überfordert. „So habe ich mir das Ganze überhaupt nicht vorgestellt. Jetzt überlege ich sogar, ob ich nicht besser kündigen sollte“, sagt er.

Nicole Schlosser, Personalverantwortliche beim Start-up 123-Transporter, findet hier klare Worte: Man darf nicht zu voreilig aufgeben. „Arbeit ist nicht immer lustig und einfach. Wenn es sich nur eine anstrengende Phase mit unangenehmen Aufgaben handelt, muss man Durchhaltevermögen zeigen“ – solange ein Ende in Sicht ist, meint sie. Aber wie schafft man es trotz anfänglicher Eingliederungshürden, Teil des Teams zu werden?

Klare Kommunikation

Von der Mitarbeiterseite ist es wichtig, proaktiv Interesse zu zeigen, so Schlosser. Bedeutet: Auf keinen Fall Dienst nach Vorschrift und stattdessen gerade am Anfang eher die Extrameile gehen. „Ein neuer Mitarbeiter geht in der Regel schon motiviert in den ersten Arbeitstag, deswegen hat er sich ja für den Job beworben“, sagt Schlosser. Aufgabe der Führungskraft sei es, ein Umfeld zu schaffen, in dem diese Motivation auch erhalten bleibt. „Es ist aber nicht ihre Verantwortung neue Kollegen von null zu motivieren“, so die Expertin. 

Wie man diese Motivation am besten aufrecht hält? Mit offener und ehrlicher Kommunikation, „insbesondere, was die Arbeitslast angeht“. Dafür müsse man jedoch eine gute Kommunikationsbasis bieten, damit sich der neue Kollege traut, zwei, wenn nicht sogar drei oder vier Mal nachzufragen, ohne sich schlecht zu fühlen. „Immerhin hat ein Vorgesetzter nichts davon, wenn man unmotiviert und ineffizient arbeitet“, stellt Schlosser fest. Und es liege in der Verantwortung eines Chefs, dass der Mitarbeiter sich wohlfühlt.

Hinzu komme das Setzen realistischer Erwartungen, damit man den Mitarbeiter nicht gleich mit zu viel Input überfordert: „Es braucht meist etwa ein halbes Jahr, bis man die Prozesse und die Unternehmenskultur wirklich versteht.“ Ist all das geklärt, falle auch das Einsteigen ins Team leichter, denn „offene Kommunikation und menschliches Interesse gibt Energie“, sagt die Personalverantwortliche.

Die lieben Kollegen

Nicole Schlosser hat Erfahrungen in Firmen gemacht, in denen „keiner weiß, wer sich jetzt um den Neuen im Team kümmert“: „Da fühlt man sich schnell fehl am Platz.“ Deswegen brauche es vor allem am Anfang beim Onboarding eine gewisse Struktur. „Es reicht nicht, einfach eine Person einzustellen und zu hoffen, dass sich alles einpendelt. Es steckt sehr viel mehr dahinter.“ Etwa eine respektvolle und inklusive Kultur, mit offenen Kollegen, einem guten HR-Team und gelegentlichen Teambuildingevents. „In manchen Firmen ist es etwa Usus, mit dem neuen Kollegen Mittagessen holen zu gehen. Für ein persönlicheres Gespräch zu zweit“, schlägt Schlosser vor.

Was man als neues Mitglied jedoch bedenken sollte: Teambuilding beruht auf Gegenseitigkeit. „Als neuer Mitarbeiter sollte man Interesse am Team zeigen, wenn man sich langfristig eingliedern will. Da ist es auch wichtig, auf die Kollegen zuzugehen und bei Events dabei zu sein. Je schneller, desto leichter fällt es, Kontakte zu knüpfen.“

Fühlt man sich dennoch wenig gut behandelt und wertgeschätzt, obwohl man es öfter mit dem Chef angesprochen hat, könne man sich nach einem anderen Arbeitgeber umsehen, meint die Expertin: „Fehlt es an Vertrauen und an Respekt, muss man sich nicht mit Bauchschmerzen zur Arbeit zwingen.“

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