Investments: Wenig Geld in Frauenhand

Investments: Wenig Geld in Frauenhand
Frauen verdienen weniger als Männer, bei Finanzthemen überlassen sie ihnen aber die Entscheidung. Warum es wichtig ist, dass Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen.

Frauenkarrieren sind besonders. Studien zufolge ist eine Lebensphase dafür entscheidend: Ab dem 30. Lebensjahr ändert sich – statistisch gesehen – ihr Leben. Mit dem ersten Kind gehen die Lebensläufe der Geschlechter auseinander.

Bis dahin durchlaufen Männer und Frauen die gleichen Stationen, ihre Werdegänge divergieren kaum: sie gehen in die Schule, machen eine Lehre oder studieren, sammeln Arbeitserfahrungen in Praktika und Jobs. Mit dem ersten Kind um das 30. Lebensjahr herum aber zieht bislang Unbesprochenes in den Haushalt ein: Wer bleibt beim Baby und wie lang? Wie die – nun gemeinsamen – Finanzen organisieren? Wie in den Job zurückkehren? Wie viele Stunden gehen sich mit dem Familienleben gut aus?

 

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„Viele Frauen verlassen sich bei den Finanzen auf ihren Mann. Bei einer Scheidungsrate von 50 Prozent ist das ein Problem.“

 

„Es ist nach wie vor so, dass der Mann generell ein höheres Einkommen hat und deshalb die Frau zu Hause bleibt“, sagt Claudia Figl, Partnerin bei der Bank Gutmann im Bereich Private Clients und im Vorstand des Verbands Financial Planners. 96,2 Prozent der Personen, die in Elternkarenz sind, sind Frauen – nur 3,8 Prozent Männer.

Allein durch diese Karenzzeiten und anschließende Teilzeitmodelle – fast die Hälfte der Frauen in Österreich arbeitet weniger als 38 Stunden – verdienen Frauen schon mal weniger als Männer. Den Gender Pay Gap, der sich auch ab dem 30 Lebensjahr aufbaut, noch nicht mitberücksichtigt. Statistisch gesehen kommt eine Frau in Österreich so auf 1.625 Euro netto im Monat, der Mann auf 2.300 netto. Sie organisiert das Familienleben, steckt beruflich zurück. Er macht Karriere und sammelt Beitragsjahre. Kein Klischee, sondern das echte Leben in Österreich.

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In der Pension kommt die Rechnung

Mit dem Pensionsantritt bleibt vielen Frauen daher wenig – im Schnitt 1.028 Euro netto im Monat. Männer bekommen im Schnitt um 650 Euro mehr. Zahlen des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger zeigen deutlich: Es sind vor allem alleinstehende Frauen, die eine Ausgleichszulage auf ihre zu geringe Eigenpension bekommen müssen. Trotz all dieser Fakten haben Frauen ein unterkühltes Verhältnis zu Geld. Mit den Themen finanzielle Unabhängigkeit, Anlage, Investment und Altersvorsorge beschäftigen sie sich kaum.

Warum eigentlich?

„Viele Frauen verlassen sich auf ihren Mann“, sagt Beraterin Figl. Geldthemen seien in vielen Familien Männerthemen. Bei jeder zweiten Ehe, die geschieden wird, ist das ein Problem. Dabei reiche für einen selbstbewussten Umgang der Frauen mit Geld schon wenig – man könne lernen, aus dem Einkommen mehr zu machen, anzulegen, Vermögen aufzubauen.

Schon ab 25 Euro

„Schon ab 25 Euro im Monat geht es los“, sagt die deutsche Finanzexpertin, Buchautorin und Betreiberin eines der größten Finanzblogs in Deutschland, Natascha Wegelin. In ihrem Podcast „Madame Moneypenny“ und ihren Workshops will sie Frauen dazu ermutigen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Denn: „Altersarmut ist weiblich.“

 

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„Frauen sind perfektionistisch, trauen sich zu wenig zu. Finanzmärkte werden auch als zu undurchsichtig dargestellt.“

Im Podcast nennt sie viele Tipps. Etwa: Man sollte, wenn geht, monatlich rund zehn Prozent des Einkommens zur Seite legen. Außerdem empfiehlt sie ein Drei-Konten-Modell mit dem Partner: Ein gemeinsames Konto für alle Ausgaben, rund um Haushalt und Kinderbetreuung. Und zwei private Konten, auf die am Ende des Monats der Rest vom gemeinsamen Konto überwiesen wird – zu je 50 Prozent.

Sie rät auch, sich so früh wie möglich mit einer privaten Pensionsvorsorge vertraut zu machen. „Das ist eine Grundversicherung.“ Darüber hinaus seien Aktien und Fonds erste Schritte zu einem Vermögensaufbau , „sie sollten ein Baustein in der privaten Vorsorge sein“.

Frauen haben ihr eigenes Geld

Frauen müsse bewusst werden, dass Geld auch in ihrem Leben eine Rolle spielt. Sie allein könnten mit kleinen Entscheidungen beeinflussen, ob sie mehr davon haben, sie tragen die Verantwortung für ihre Finanzen. Geld zu vermehren, zu investieren – das sei vielen aber zu unsicher, zu kompliziert.

„Frauen sind perfektionistisch, trauen sich zu wenig zu. Finanzmärkte werden auch als zu undurchsichtig und groß dargestellt“

von Natascha Wegelin

über Frauen und Finanzmärkte

„Frauen sind perfektionistisch, trauen sich zu wenig zu. Finanzmärkte werden auch als zu undurchsichtig und groß dargestellt“, erklärt Wegelin in ihrem Podcast. Einer Befragung der „Erste Bank und Sparkassen“ nach gibt es in der Finanzbildung der Frauen große Defizite: Nur 42 Prozent der Österreicherinnen interessieren sich für Wirtschaft, 59 Prozent interessieren sich gar nicht für Finanzthemen. „Frauen müssen die Dinge aber verstehen, um souveräne Entscheidungen treffen zu können“, plädiert Wegelin.

Weniger Risiko, mehr Nachhaltigkeit

Entscheiden sich Frauen einmal, zu investieren, gehen sie dabei interessanterweise anders vor als Männer. Sie scheuen das große Risiko, bevorzugen Sicherheit, zeigen Studien. Beraterin Claudia Figl konkretisiert: „Sie treffen Investmententscheidungen eher überlegter als Männer. Sie zeigen Interesse an nachhaltigen und Social-Impact-Investments. Sie wollen zwar Rendite erzielen und sich etwas Gutes tun, aber auch anderen Gutes tun.“

„Selbstbewusst sein, sich selbst ernst nehmen, sich informieren. Es ist wichtig, dass man vor und später im Berufsleben sorgsamen und vorausschauenden Umgang mit Geld pflegt.“

von Claudia Figl, Partnerin bei der Bank Gutmann im Bereich Private Clients und im Vorstand des Verbands Financial Planners

Für Anfangsinvestitionen eigneten sich laut der Expertin besonders Fonds: Hier werden Papiere verschiedener Unternehmen zu einem Paket zusammengefasst, was das Risiko minimiert. Es sei auch einfacher, mit Fonds umzugehen, als in Einzeltitel zu investieren und diese dann ständig zu beobachten. „Das geht auch mit kleinen Beträgen und man kann es gut als Ansparform nutzen.“

Alternativ-Anlagen

Warum überhaupt über solche Anlageformen nachdenken? „Bei sämtlichen konservativen Anlagen, wie dem Bausparer oder dem Sparbuch, können die Zinsen nicht einmal die Inflation abdecken.“ Heißt: das Geld wird weniger wert. Experten raten deshalb dazu, etwa drei Monatsgehälter netto auf dem Konto schnell verfügbar zu haben – falls die Waschmaschine kaputt geht oder das Auto eine Reparatur braucht. Was darüber hinausgeht und aktuell nicht dringend benötigt wird, solle man streuen.

Tipp:  Figl appelliert an Frauen: „Selbstbewusst sein, sich selbst ernst nehmen, sich informieren. Es ist wichtig, dass man vor und später im Berufsleben sorgsamen und vorausschauenden Umgang mit Geld pflegt.“ Wie das gehen kann, zeigt Olivia Stiedl. Die 33-Jährige leitet den Bereich People & Organisation bei der Wirtschaftsprüfung PwC, ist zweifache Mutter und verdient jährlich 130.000 Euro brutto. Wie sie das schafft und wie sie mit Geld umgeht, lesen Sie im Interview weiter unten.

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