Interview: „Wir sind keine Elite-Uni“

Interview: „Wir sind keine Elite-Uni“
Der Rektor der privaten Paracelsus Uni Herbert Resch spricht über das Zeug zum guten Arzt, über Studiengebühren in Höhe von 10.500 Euro und Eliten.

Nur 50 von 700 Bewerbern haben pro Studienjahr die Chance, an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität   (PMU)  zu  einem  Gott in Weiß ausgebildet zu werden. Zwischen zwei Operationen findet  Herbert Resch, Primar der Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Salzburg und  Rektor der Paracelsus-Uni, Zeit, über die Uni zu sprechen.

KURIER: Was macht einen guten Arzt aus?

Herbert Resch: Die Zuwendung zum Patienten. Kommunikationsfähigkeit,  Ausdauer, die Fähigkeit, in Stresssituationen nicht zu entgleisen, die  Nerven zu bewahren, die Bereitschaft,  sich in die Patienten hineinzudenken, den Willen zum lebenslangen Lernen.

Das Aufnahmeprozedere der PMU ist dreigeteilt: Bewerbung, Computertest, persönliches Gespräch. Worauf wird  Wert gelegt?

Unser Auswahlverfahren ist auf Persönlichkeitsfaktoren bezogen. Wir  stellen keine  naturwissenschaftlichen Fragen, sondern  solche , die soziale Kompetenz, Teamkompetenz, Motivation, Ausdauer und Intelligenz betreffen.

Wie wurde der Computertest entwickelt?

Er wurde gemeinsam  mit der amerikanischen  Mayo  Clinic und  einer Firma entwickelt. Die besten 150 werden zum Hearing geladen und jeder Bewerber wird eine Stunde lang von einer Kommission  befragt.

Wer sitzt in dieser besagten Kommission?

Ein Psychologe oder Psychiater leitet das Team, jemand von der  PMU und eine  Führungsperson aus dem Klinikum.

Wie hoch ist der Frauenanteil an der PMU?

Rund  60 Prozent.

Die Kritik am Eignungstest  Medizin, der  an den Unis  Wien und Innsbruck  durchgeführt wird, ist groß: Erstmals wurde heuer geschlechtsspezifisch ausgewertet. Ihre Meinung?

Ich kenne den Test zu wenig.  Frauen haben eine besondere soziale Kompetenz.   Das ist die Erklärung für die  60 Prozent an unserer Uni.

Werden Frauen an der PMU unter anderen Kriterien bewertet?

Keinesfalls.

Wie  viele deutsche Studierende hat die PMU?

Wir haben keine Quote. Ein Drittel der Studierenden sind Nicht-Österreicher, davon der Großteil Deutsche. 

Pro Studienjahr verlangt die PMU  Studiengebühren in Höhe von 10.500 Euro. Wie viele Studierende  nehmen Stipendien in Anspruch?

Wir verlangen Studiengebühren und zwar nicht wenig, das ist richtig.  Das sind  ungefähr 20 Prozent der Kosten, die der Studienplatz verursacht. Über die bisherigen Jahre verteilt,   erhalten  zirka 25 Prozent der Studierenden ein  Stipendium der Paracelsus Universität.   

Sehen Sie die Paracelsus-Uni als Elite-Uni?

Wir sind sicher keine  finanzielle Elite-Universität. Das beweisen wir laufend. Was die geistige Elite angeht: Wenn man 10.500 Euro verlangt, muss man etwas bieten.   Vielleicht sind wir ein bisschen anders. Aber wir werden uns hüten zu sagen, dass wir besser sind. Das müssen andere beurteilen.

Das Jahresbudget der Uni setzt sich  aus   Subventionen, Studiengebühren, privaten  Sponsoren und  Gebühren für Fortbildungskurse und Forschungsgelder  zusammen. Wie ist die Verteilung?

Ungefähr je ein Viertel.

Minister Karlheinz Töchterle hat  die Unis aufgefordert, vermehrt private Sponsoren zu suchen.  Ohne private Sponsoren würde es die PMU nicht geben.  Wie gehen Sie mit der Abhängigkeit um?

Wir versuchen, alles über   den Zeitraum von fünf  Jahren abzuwickeln. Der Förderer kann  die Summe auf fünf  Jahre aufteilen. Wir haben befürchtet, dass wir das Krisenjahr 2009 spüren werden.  Das war nicht der Fall.

Anfang des Jahres hat    Didi Mateschitz   mit einer Spende in Höhe von 70 Millionen Euro    für Aufsehen gesorgt.

Ich kenne Herrn Mateschitz seit 2002. Das  Vertrauen hat sich entwickelt. 

Mit einer Spende ab 1000 Euro pro Jahr wird man  Mitglied im Förder-Klub. Dann  bekommt man zum Beispiel ein Kaffeehäferl geschenkt. Das überzeugt niemanden. Wieso spenden die Leute?  

Wir haben rund 100 Förderer, die deutlich mehr als 1000 Euro spenden. Die meisten  kommen aus dem Bundesland Salzburg  und dem  bayrischen Raum. Sie  sind an einer guten medizinischen Versorgung interessiert. Häufig sind unsere Förderer  Unternehmer: Sie können dem  Gedanken einer  Privatuni etwas abgewinnen. Und  es gibt Menschen, die  vermögend sind und  durchaus das Bedürfnis haben, Gutes  zu  tun.

Privatunis sind oft dem Verdacht ausgesetzt, dass eine großzügige Spende den Studienplatz sichert.

Das lehnen wir vehementest ab. Es gibt genug Söhne und Töchter wohlhabender Eltern, die wir nicht nehmen konnten, weil sie die Eignungstests nicht geschafft haben. Wir sind hier sehr objektiv und konsequent. Wir würden schon Geld angeboten bekommen, aber wir  nehmen es nicht an. Man kann kein Auge zudrücken. Wir  würden  unsere  Reputation  verlieren.

Zur Person: Herbert Resch

Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität nahm 2003 als Österreichs erste und Europas zweite medizinische Universität in privater Trägerschaft den Studienbetrieb auf. Von Beginn an   wurde auf  private Förderer gesetzt, Anfang 2012 hatte   Dietrich Mateschitz mit einer  Spende von 70 Millionen Euro für Aufsehen gesorgt.

Herbert  Resch wurde  1950  in Gleisdorf geboren. Er studierte Veterinärmedizin in Wien, danach  Humanmedizin  an  der  Uni Innsbruck. 1993 kam er ans  Landeskrankenhaus Salzburg. 2003 war er Gründungsrektor der PMU.  2008 wurde  ihm das Goldene Ehrenzeichen des Österreichischen Roten Kreuzes, 2010  das  Ehrenzeichens des Landes Salzburg  verliehen. 

Kommentare