Imperialer Chefwechsel

Einer kommt aus St.Petersburg, einer geht nach Singapur: Zwei Hoteldirektoren über ihr Leben auf Reisen.
Einer kommt aus St.Petersburg, einer geht nach Singapur: Zwei Hoteldirektoren über ihr Leben auf Reisen.

KURIER: Sie waren vier Jahre lang Generaldirektor des Hotel Imperial – Sie sollten es im wachsenden Wettbewerb in Wien neu positionieren. Ist Ihnen das gelungen?

Klaus Christandl: Ja, die Buchungslage 2015 ist ausgezeichnet. Wir sind über unseren gesteckten Zielen, nicht nur auf Logieebene, sondern auch gastronomisch, trotz des neuen Mitbewerbs. Aber ich hatte auch einen Auftrag persönlicher Natur: Wir wollten, dass unsere Kinder einmal in Europa gelebt haben, bevor sie erwachsen sind. Mittlerweile sind beide an der Uni in England. Dadurch hat sich wieder viel verändert: Wir sind nun ein Haushalt zu zweit. Da kam uns die Idee, während dieser Veränderung auf privater Ebene, auch eine auf beruflicher vorzunehmen. Aber wenn man als Österreicher einmal im Imperial gedient hat, stellt man sich die Frage: Was jetzt?

In Ihrem Fall folgt auf das Imperial in Wien das St. Regis in Singapur ...

Christandl: Ich bin ein internationaler Hotelier, trotz der Herzens- und Seelenverbundenheit mit der Heimat. Das St. Regis in Singapur und Singapur generell streben alle an, die in Asien tätig waren.

Sie übernehmen von Klaus Christandl die Führung des Imperials – müssen Sie sich, als Tiroler, aufs Wiener Imperial vorbereiten?

Mario Habicher: Ja, ich war 20 Jahre weg. In Wien war ich das letzte Mal vor sieben Jahren. Ich war lange in Asien, da laufen die Dinge anders.

Christandl: Ohne Herrn Habicher Angst machen zu wollen: Für uns war Österreich die siebente Destination als Familie und es war mit Abstand die schwierigste Anpassung.

Was waren die Probleme?

Christandl: Man glaubt, nach Hause zu kommen und, dass dort alles einfacher ist. Doch so sehr wir auch Österreicher sind, ist es, nach so langer Zeit, schwierig als Österreicher betrachtet zu werden – das macht es nicht leicht sich hier einzurichten. Im internationalen Umfeld gibt es eine Expat-Gemeinde, eine Ausländer-Community, die sich gegenseitig unterstützt. Das existiert in Österreich nicht.

Leben Sie als Direktor im Hotel?

Christandl: Meine Familie und ich hatten das große Glück in 26 Jahren nie im Hotel wohnen zu müssen. Als internationaler Hotelier verbringt man 80 Prozent seiner Wachzeit im Hotel. Um effektiv wirken zu können, muss man aber Distanz finden können. Die findet man nur, wenn man mal wieder nach Hause geht und nicht, wenn man mit dem Lift nach oben fährt.

Was bezeichnen Sie als Zuhause?

Christandl: Zu Hause ist, wo wir als Familie sind. Das ist auch die einzig mögliche Definition. Aber unsere Heimat ist Österreich.

Habicher: Ganz klar, zu Hause ist, wo die Familie ist. Meine Wurzeln sind in Tirol. Mein Sohn wurde in Peking geboren, meine Frau kommt aus Deutschland – woher kommt er? Ihm Wurzeln zu geben, ist für mich auch ein Grund gewesen, nach Österreich zurückzukommen.

Welchen professionellen Auftrag haben Sie im Imperial?

Habicher: Die Revitalisierung, die Herr Christandl begonnen hat, fortzuführen. Natürlich ist das Imperial eine Institution in Österreich. Aber trotz des Renomees des Hotel Imperial darf man nicht stillstehen. Doch darf man auch nicht zu viel verändern.

Bleibt das Team bei einem Direktorenwechsel gleich?

Christandl: Im Kern ja, aber einige Positionen werden wechseln. Man muss sein Team formen.

Habicher: Es ist wichtig, dass man sich die Spieler aussucht. Ich arbeite gerne mit Leuten zusammen, die dieselbe Passion wie ich haben.

Wie halten Sie die internationale Belegschaft zusammen?

Habicher: Im Imperial arbeiten 15 Nationalitäten. Man muss Gemeinsamkeiten finden und die auch stark betonen und mit den Teams thematisieren.

Christandl: In Österreich haben Mitarbeiter viel Erfahrung, eine gute Ausbildung. Das ist im Ausland oft nicht der Fall. Aber im Ausland kämpfen Talente sehr oft mit größerer Energie, um in der Hotellerie arbeiten zu dürfen. Dort ist es ein Privileg.

Gibt es in der Hotellerie ein Nachwuchsproblem?

Habicher: Ich denke, es gibt Unternehmen, die ein größeres Problem in dem Bereich haben, als andere. Es kommt darauf an, welches Umfeld man schafft. Aber jeder, der in die Gastro und die Hotellerie geht, muss sich bewusst sein, dass man arbeitet, wenn andere frei haben. Man muss verzichten. Aber: Es gibt nicht viele Berufe, wo man weltweit arbeiten kann und wo es so viele Aufstiegs-Möglichkeiten gibt.

Christandl: Heute gibt es mehr und mehr Quereinsteiger. Auch die Führungspositionen werden oft mit Leuten besetzt, die ursprünglich eine ganz andere Ausbildung haben. Mit ein Faktor dafür ist, dass unser Gewerbe global rasant anwächst. Dadurch ist der Bedarf an zusätzlichen Talenten so hoch.

Wie wird man Hoteldirektor?

Habicher: Durch viel harte Arbeit.

Christandl: Man wird dafür geboren. Das wichtigste ist, die Leidenschaft mit Menschen und für Menschen zu arbeiten.

Die Hoteldirektoren
Klaus Christandl war vor seiner Zeit als Direktor des Hotel Imperial lange in Asien, wohin er eben jetzt zurückkehrt. Mario Habicher war zuletzt Hoteldirektor in St. Petersburg, davor führte ihn seine Karriere von Sydney über Peking, bis nach München und Schottland.

Starwood Hotels & Resorts
Das Imperial ist Teil der weltweit tätigen Hotelgruppe Starwood Hotels & Resorts Worldwide Inc. Sie zählt zu den führenden Hotelgruppen weltweit, insgesamt werden etwa 1200 Liegenschaften in 100 Ländern mit insgesamt 171.000 Angestellten verwaltet.

Kommentare