Hoteldirektor der Superlative
Das „Palais Hansen“ verfälschen manche zum „Palais Hans“. Das amüsiert den Hans, auf den hier angespielt wird: Hans Olbertz, Hoteldirektor des neu eröffneten Palais Hansen Kempinski am Schottenring.
Olbertz sitzt auf einem weißen Stuhl in der Hotellobby. Sein schwarzes Notizbuch und sein iPhone liegen auf dem Tisch, er trägt eine Uhr von Chopard, der Anzug sitzt. Gäste, Elektriker, Floristen, Kellner immer im Augenwinkel, beginnt er zu erzählen. Von anderen Ländern, seinem Weg nach Wien und welche Eigenschaften ihn so weit gebracht haben. Erstens: „Man muss flexibel sein“.
Flexibilität
Alles begann als pubertierender Rennrodelfahrer: Bei einer Siegerehrung erzählte ihm ein Kellner von seinen abenteuerlichen Reisen rund um den Globus. „Er konnte vier Sprachen – das war ...“, und auch heute noch fehlen dem sonst so eloquenten Olbertz hier die Worte.
Die Eltern waren nicht erfreut, doch der junge Olbertz von der Idee nicht abzubringen. Er machte eine Kellnerlehre, holte das Abitur nach, absolvierte eine Kochlehre, besuchte die Hotelschule Bad Reichenhall in Deutschland, sammelte ab 1973 Erfahrungen im Hotel „Vier Jahreszeiten“ in München, ging dann nach London. Dort war er Kellner, Steward, dann Assistent Manager, dann Night Manager. „Ja, das ging schnell, aber es war auch Glück dabei“, sagt der fleißige Olbertz. In den nächsten 34 Jahren sollte er in verschiedenen Management-Positionen für die Hotelgruppe InterContinental arbeiten, etwa in Thailand, Abu Dhabi, China, Jordanien, Athen, Japan. Insgesamt wechselte Olbertz in seinem Leben 17-mal den Wohnort.
Ehrgeiz
„Nummer zwei, wieso ich heute hier bin: Ich wollte nie Zweiter sein.“ 2008 kam Kempinski mit einem Angebot, das ein Mann wie Olbertz, ein Mann auf der ständigen Jagd nach dem Superlativ, nicht ausschlagen konnte. Sie köderten ihn mit sieben Sternen: mit der Leitung des Emirates Palace in Abu Dhabi. „Ich war 34 Jahre bei einer Hotelkette – tolle Firma. Aber das Emirates Palace? Sky is the limit“, sagt Olbertz. Er nahm das Angebot an. „Alle haben wir dort getroffen: Präsidenten, Superstars, Elton John und Justin Timberlake, Madonna.“
Doch das war ihm nicht genug und als ihm der Präsident der Kempinski-Gruppe bei einem Termin in Los Angeles vom Palais Hansen in Wien erzählte, wurde Olbertz hellhörig – endlich wieder Jahreszeiten, Berge zum Skifahren und die Freunde in der Umgebung. Auch seiner Frau gefiel der Gedanke. Olbertz erwähnt sie oft, sie begleitet ihn seit 1988.
Bei einer Zigarre sagte Olbertz dann zum Präsidenten: „Du wirst es wahrscheinlich nicht verstehen. Ich leite das größte und beste Hotel für Kempinski. Aber ich würde gerne das Hansen in Wien machen“. Der Präsident verstand. Am 20. März wird Direktor Olbertz mit einer Gala-nacht die offizielle Eröffnung des Kempinski in Wien feiern.
Führungsqualitäten
Eigenschaft Nummer drei zum Erfolg: „Ich glaube, wenn man andere mit Respekt behandelt, wird man auch von ihnen mit Respekt behandelt. Ich bin nur genauso gut wie mein Abwäscher. Kommt ein schmutziger Teller zum Gast, kann mein Anzug noch so gut sitzen.“ Olbertz hat jeden der 105 Mitarbeiter des Palais Hansen Kempinski selbst ausgesucht und kennt alle beim Namen. In der Küche ruft er: „Philipp, hast du eine Sekunde?“ Wenige Augenblicke später steht Küchenchef Philipp Vogel neben ihm. „Philipp, ich habe eine neue Idee“, sagt er und erzählt von einem Brunch-Konzept für Samstage.
Mit all seinen Mitarbeitern in höheren Positionen pflegt Olbertz einen beinah amikalen Umgang. Er fordert sie und fördert sie, erzählt stolz, wo sie vorher gearbeitet haben. „Mentoren sind wichtig. Ich frage meine Abteilungsleiter zu Beginn: ,Wem haben Sie zu verdanken, dass Sie heute da sitzen?‘ Ihren Eltern und den Leuten, die an Sie geglaubt haben. Und das Personal unter Ihnen hofft auch, dass Sie an sie glauben“.
In der Bar dreht Olbertz die Musik auf, sagt, er sei ein Musik-Liebhaber. Er wechselt von House zu Chill-out-Musik. „Das wird toll hier, oder?“, fragt er und hat sich die Antwort längst selbst gegeben.
Als Kind wollte ich ... ... Tierarzt oder Brückenbauingenieur werden. Ab 14 Koch.
Erfolg ... ... bedeutet, sich hohe Ziele zu setzen und diese dann zu erreichen – und sich dabei wohlzufühlen.
Die größte Herausforderung ... ... sind die Menschen – meinem Personal meine Philosophie rüberzubringen. Und die Konstante: Der kleine Braune muss schmecken, egal, ob man ihn um 9 Uhr in der Früh oder um 18 Uhr abends bestellt.
Mein Führungsstil... ... ist respektvoll.
Ein Fehler war/ist ... ... puh, das ist schwer zu sagen.
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