High Potentials: Mit Arroganz und null Persönlichkeit ins Out

High Potentials: Mit Arroganz und null Persönlichkeit ins Out
Mangelnde Selbstkritik, maßlose Selbstüberschätzung: Das kostet die Jungen oft die Chance auf den Job. Helmut Hutterer ist ohne Schulabschluss, aber mit Firma. „Socialspiel“ bringt Erwachsene zum Spielen.

Hoch halten die High Potentials von heute vor allem eines: die Nase. Denn sie haben alles. Spitzenausbildung, praktische Erfahrung, sprechen Englisch, Französisch und Russisch. Und stehen sich offenbar selbst im Weg. Die jungen Karrieristen überschätzen sich und auch ihre soziale Fähigkeiten ließen zu wünschen übrig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der deutschen Personalberatung Kienbaum unter Personalchefs in 460 Unternehmen in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Wird ein deutscher Top-Bewerber abgelehnt, liegt es zu 94 Prozent an seiner Selbstüberschätzung und zu 89 Prozent an der mangelnden Selbstkritik. In der Schweiz ist es zu 95 Prozent die Selbstüberschätzung, in Österreich zu 93 Prozent die schwache Selbstkritik.

Die Studie zeigt auch: Beste Noten allein reichen nicht, um einen Spitzenjob zu kriegen. „Ein High Potential braucht mehr als ein Zeugnis mit sehr guten Noten. Er muss neben seiner fachlichen Qualifikation auch durch seine Persönlichkeit überzeugen“, sagt Erik Bethkenhagen, Geschäftsführer von Kienbaum Communications. Bei den Hochschulabschlüssen gibt es länderspezifische Unterschiede: Während nahezu alle befragten deutschen Personalchefs ein Diplom-Zeugnis bevorzugen, ist in Österreich ein Uni-Abschluss mit Master gefragt. Die Schweizer setzen mehr auf Fachhochschul-Absolventen mit Master-Abschluss.

Der Kampf um die besten Talente ist voll im Gang, wie die Studie zeigt. Unternehmen finden aber nicht die, die sie gern hätten. Rund drei Viertel der deutschen Unternehmen geben an, ein Viertel ihrer Wunschkandidaten nicht für sich gewonnen zu haben. In Österreich waren es 60 Prozent, in der Schweiz gar 85 Prozent der Firmen. „Die Unternehmen haben erhebliche Schwierigkeiten, diejenigen Talente an sich zu binden, die ihre Ansprüche voll und ganz erfüllen, und müssen deshalb oft Kompromisse eingehen“, sagt Bethkenhagen. Der Bedarf an Top-Kräften steigt: Ein Großteil will im kommenden Jahr bis zu 15 High Potentials einstellen.

 

Abgeworben

Die High Potentials selbst wechseln ihre Jobs in Deutschland und Österreich vorrangig aus persönlichen Gründen. Nur in der Schweiz werden sie in erster Linie von anderen Firmen abgeworben. Die durchschnittlichen jährlichen Einstiegsgehälter sind in Deutschland mit 52.200 Euro (promovierte Absolventen) um 10.000 Euro höher als in Österreich. „Deshalb ist es für Firmen in Österreich umso wichtiger, High Potentials mit einem attraktiven Gesamtpaket als Arbeitgeber zu überzeugen“, sagt Christoph Dovits von Kienbaum in Wien. Hier versuchen die Firmen einiges: Alle Befragten bieten demnach herausfordernde Aufgaben, fördern die Eigenverantwortung und sorgen für eine attraktive Unternehmenskultur.

Studie: Personalchefs sagen die Meinung

Befragung In der Kienbaum-Studie „High Potentials 2011/2012“ wurden Personalchefs von 460 Unternehmen aller Größen in Österreich, Deutschland und der Schweiz zu ihren Erwartungen und Ansprüchen an hochqualifizierte Bewerber befragt. Die Studie wird jährlich durchgeführt.

Unternehmen Das in 20 Ländern tätige Management-Beratungsunternehmen Kienbaum führt auch Studien zu Employer Branding, Vergütung und Mitarbeiter-Engagement durch. Das Unternehmen ist in Deutschland Marktführer im Executive Search und im HR-Management und mit einem Büro in Wien vertreten.

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