Hautsache individuell
Schräg gegenüber vom Wiener Stephansdom, in der Jasomirgottstraße 4, liegt ein Geschäft, das man anfangs nicht zuordnen kann. Gleich hinter dem Eingang präsentiert sich ein vergoldeter Flügel. Eine Bar? Dahinter erstreckt sich ein Luxustempel in Schwarz-Gold. Eine Wellnessoase? Im Eingangsbereich steht ein seltsamer Gerätestuhl. Ein Schönheitssalon?
"Anfangs haben die Kunden einen Prosecco bei mir bestellt, weil sie dachten, es ist eine Bar", lacht Inhaberin Sabrina Rettenbacher. Prosecco und Champagner bekommen sie mittlerweile im First Skinlab. Ein Kosmetiksalon, der österreichweit einzigartig ist, denn die 24-Jährige bietet hier eine Innovation an: Die Kundin – meist sind es Frauen – erhält eine Hautanalyse per Computer und dann ihre individuelle Creme. "Viele Kundinnen kommen mit Hautproblemen zu uns, sie haben schon alles probiert", sagt Sabrina Rettenbacher. Die Kundin kann zwischen fünf Basiscremes wählen. Dann wählt die gelernte Kosmetikerin passend zur Haut aus 40 Wirkstoffen aus: es gibt medizinische, biologische oder chemische wie die Anti-Falten-Hyaluronsäure. Die Wirkstoffe werden von einem Wiener Labor geliefert und sind mehrfach getestet. Die Basiscremes sind ohne Chemie, ohne Paraffine und Parabene und Tierversuche. Die Creme wird sofort gerührt, die Kundin kann sie mit nach Hause nehmen. Kostet: zirka 80 Euro.
Müsli-Idee für Cremes
Die Idee kam Sabrina Rettenbacher, als sie ein bestimmtes Müsli suchte, es aber nicht fand. "Eine Freundin gab mir den Tipp zu ,My Müsli‘, wo man sich sein Müsli selbst zusammenstellen kann, zu gehen. Ich dachte mir, warum dasselbe nicht mit Cremes machen?", erzählt sie. Das erste Mal gegründet hat sie bereits im Alter von 19 – einen ganz klassischen Kosmetiksalon im dritten Bezirk. Unternehmerisch ist sie familiär in vierter Generation positiv vorbelastet: "Oma und Mama haben auch einen Kosmetiksalon mit Fußpflege, mein Vater hatte Sonnenstudios und Lokale", erzählt sie. Ihr erster Kosmetiksalon war klassisch und lief gut. Doch so jung von den älteren Kundinnen ernst genommen zu werden, sei nicht leicht: "Man muss sich mit Fachwissen profilieren, dann geht das schon", sagt die junge Frau gelassen.
Für die Gründung des First Skinlab gab sie ihr Kosmetikstudio auf, weil sie ihr Team mitnehmen wollte. Es warteten einige bürokratische Hürden: "Um die Cremes selbst mischen zu dürfen, musste ich den chemischen Gewerbeschein lösen", erzählt Rettenbacher. Dazu machte sie eine Ausbildung.
Auch online
Die Kundschaft besteht hauptsächlich aus Frauen, aus allen Schichten, jeden Alters. "Es fällt sehr stark auf, dass sie sehr genau wissen wollen, was in die Creme kommt. Das hat sich in den vergangenen Jahren entwickelt", sagt Rettenbacher. Die Kundinnen können die Cremes auch online auf www.first-skinlab.at bestellen, per Fragebogen wird die passende Creme zur Haut eruiert. "Das funktioniert sehr gut, oft kommen Kundinnen mit dem Fragebogen zu mir und lassen noch einmal eine Hautanalyse machen – das Ergebnis war bisher immer dasselbe." Die online bestellten Cremes werden ebenso individuell hergestellt und sind mit 50 Euro deutlich günstiger.
Nicht so günstig war es, das Lokal im ersten Bezirk zu mieten und von einem Architekten einrichten zu lassen. Sabrina Rettenbacher erzählte ihrem Bekannten damals von ihrer Idee und dass sie auf der Suche nach einem neuen Geschäftslokal sei. "Er glaubte an meine Idee und investierte 80.000 Euro. Ohne ihn hätte ich mir das nicht leisten können." Das erste Geschäftsjahr ist gerade um. "Im ersten halben Jahr wusste ich ehrlich gesagt nicht, ob es funktioniert, doch dann ging es bergauf, Mundpropaganda hat gewirkt", erzählt sie. Die junge Unternehmerin hat noch viel vor: "Ich kann mir vorstellen, noch weitere Skinlabs zu eröffnen", sagt sie.
1. Erkundige dich früh genug über die bürokratischen Hürden. Sonst wirst du böse überrascht. Etwa gibt es eine Luftsteuer, die man bezahlen muss, wenn man eine Schütte oder Blumen vors Geschäft stellt. Das wissen die wenigsten. Damit rechnet man vorher nicht.
2. Informiere dich über Förderungen. Es gibt so viele für Jungunternehmer von der Wirtschaftskammer, vom aws und anderen Einrichtungen. Kümmere dich schon vor der Gründung darum, denn vieles musst du schon vorher beantragen. Ich habe mich leider zu spät informiert und keine Förderungen mehr bekommen.
3. Gehe auf so viele Start-up-Events wie möglich. In Wien gibt es viele Möglichkeiten, sich Vorträge von gescheiterten und erfolgreichen Unternehmern anzuhören. Es gibt so viele Veranstaltungen, sogar welche, wo man potenzielle Investoren trifft. Du lernst dort vieles für deine Gründung.
4. Sorge dich um die Finanzen. Für eine Gründung brauchst du meiner Schätzung nach mindestens 50.000 Euro, für eine innovative Idee sicher 150.000 Euro. Kümmere dich früh genug um finanzielle Unterstützung.
5. Überleg dir die richtige Werbestrategie: Wenn du Werbung für dein Unternehmen machen willst, achte darauf, dass du die richtige Zielgruppe erreichst. Inserate in der falschen Zeitung mit der falschen Zielgruppe zu schalten kostet viel Geld. Ich habe anfangs in Inserate investiert, um bekannter zu werden.
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