Guter Manager, böser Manager

Guter Manager, böser Manager
Ethische Werte werden in den Unternehmen propagiert. Was fehlt: Gutes nicht nur denken, sondern tun.

Adidas und H&M sind in ihrem ethischen Handeln kaum zu überbieten. - Sagt zumindest das Ranking der "Most Ethical Companies in the World 2011". Wie bitte? Vor wenigen Jahren waren diese Unternehmen wegen Kinderarbeit und Ausbeutung der Mitarbeiter verschrien. Doch H&M unterstützt mittlerweile Sozialprojekte für ehemalige Kinderarbeiter, hat einen Verhaltenskodex. Ebenso der Sportartikelhersteller.

Ethisches, nachhaltiges Handeln ist nach (oder während) der Krise zum Thema geworden. Auf Symposien zerbrechen sich renommierte Experten ihre Köpfe, wie unser Wirtschaftssystem abseits von Profitgier und Raubbaus an Mitarbeitern, Umwelt und der Menschheit funktionieren kann. Sperrig klingende Konzepte, viel Corporate Social Responsibility und Corporate Governance sollen die Welt besser machen.

Ethisch korrektes Handeln hört auf, wo andere geschädigt werden - wo Menschen in ihren Rechten verletzt, diskriminiert, ausgenutzt werden. Und natürlich da, wo der rechtliche Rahmen überschritten wird: Insiderhandel, Korruption, Bilanzfälschungen. Ethisch korrektes Handeln spielt sich aber auch im Kleinen ab. Wo ist der viel beschworene Wertewandel bei den Managern? Wo sind die Guten, die moralisch Richtigen?

Wirtschaftsethiker Peter Gruber meint, es gebe sie derweil nur auf theoretischer Ebene: "Wir stehen derzeit bei einer Gesinnungsethik, müssen erst noch zum ethischen Verhalten kommen." Also nicht nur Gutes denken, sondern auch tun. Es gebe aber immer mehr Unternehmen, die ihr ethisches Leitbild auch umsetzen wollten. Georg Greutter, Vorsitzender des Österreichischen Netzwerks für Wirtschaftsethik, ist skeptisch: "Wir haben die Schmerzgrenze noch nicht erreicht.

Unethisches Verhalten führt noch nicht zu wirklich schweren Konsequenzen." In anonymen Konzernen mit austauschbarer Führungsriege bräuchte es immer mehr Regulierungen, um Ethik zu gewährleisten. Ob die nächste Manager-Generation bessere Werte vertrete? "Es ist weniger eine Frage der Generation", sagt Greutter, "sondern mehr, inwieweit ethisches Verhalten vom Markt belohnt wird und ,Follower' findet."

Kodex

Unternehmen wie die Strabag haben einen internen Ethik-Kodex aufgesetzt, der das Miteinander regeln soll. Jedes Land, in dem die Strabag Niederlassungen hat, hat einen Ethik-Beauftragten. "Sie sind im Unternehmen Ansprechpersonen für ethische Probleme - das reicht von Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz bis hin zu Verdacht auf Korruption", sagt Peter Fischer, als Ethik-Koordinator für die Umsetzung des Ethik-Konzepts in den Ländern verantwortlich. Die Strabag bietet auch weltweit Ethik-Schulungen für ihre Manager an.

Andere wiederum finden, dass man mit Wirtschaftsethik komplett auf dem Holzweg sei. So schreibt Fredmund Malik, Chef des gleichnamigen Management Instituts in St. Gallen, in seinem Blog: "Für das Lösen von Management- und Wirtschaftsfragen wird derzeit fast ausschließlich die Ethik bemüht. So etwa für Manager-Boni, neoliberale Gewinnmaximierung. Das ist unnötig und meistens wenig überzeugend." Logik sei da das viel bessere Mittel.

Nicht neu

Die "guten" und "bösen" Werte der Manager seien aber nicht erst seit der Krise ein Thema für die Unternehmen, meint Helga Rantasa, Managing Director des gleichnamigen Executive Search-Unternehmens: "Das ist schon seit den vergangenen zehn, 15 Jahren für uns ein Thema. Wir fragen die Werte der Kandidaten für Topmanagement-Positionen in den Hearings ab."

Und die wären? "Loyalität, Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern, nachhaltiges Handeln, Sensibilität gegenüber anderen Kulturen." Neu sei aber: "An vielen Unis wird seit der Krise verstärkt das Fach Ethik angeboten. "

Der KURIER hat zehn nationale Bildungsinstitutionen befragt, inwieweit das Thema "Ethik" in Management-Studien einfließt. Vorreiter ist da die WU Executive Academy in Wien: Helmut Schüller, Obmann der Pfarrer-Initiative, unterrichtet seit 1999 im Executive MBA-Programm. Sein Fach "Management und Ethik". Die Teilnehmer seien begeistert, heißt es.

Ethik: Was dahintersteckt

Die Begriffe Geprägt hat den Begriff „Ethik“ der griechische Philosoph Aristoteles mit seiner „Tugendethik“. Laut Aristoteles finde man die ethischen Tugenden – wie Großzügigkeit, Besonnenheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit – nur über das richtige Maßhalten des Verhaltens.
Die Unternehmensethik beschäftigt sich als Teilgebiet der Wirtschaftsethik mit der Frage, welchen moralischen Wertvorstellungen Unternehmen entsprechen sollten. Die Führungsethik zielt auf die Werte der Manager und Führungskräfte ab, aus denen sich der Führungsstil und die Praxis der Mitarbeiterführung ergibt.

Kommentare