Günther Tengel: „Lineare Karrierewege sind Vergangenheit“

Günther Tengel: „Lineare Karrierewege sind Vergangenheit“
Amrop Jenewein-Chef Günther Tengel über die Anforderungen an die Manager von Morgen.

KURIER: Laut Kienbaum-Studie überschätzen sich die High Potentials. Wie sind Ihre Erfahrungen dazu?
Günther Tengel: Die Uni-Absolventen sind heute  deutlich besser ausgebildet als noch vor 15 Jahren,  haben dadurch viel Selbstvertrauen. Zwischen ihren hohen Erwartungen an den Job und den Anforderungen am Arbeitsmarkt klafft aber eine große Lücke: Das führt zu Frustration.

Mit 20 Filialleiter, mit 40 Top-Manager? Wie jung muss man Führungsverantwortung  übernehmen, um es ganz nach oben zu schaffen?
Entscheidend ist, möglichst früh Verantwortung zu übernehmen. Die linearen Karrieren vom  Produktmanager zum Vertriebschef  sind Vergangenheit.  Man  muss bereit sein, auch eine Stufe quer oder zurück zu steigen. Künftig wird es viele Karrierewege geben, die mit Führung weniger zu tun haben als mit Verantwortung. Ob ich 100 oder 8000 Mitarbeiter führe, hat keine Bedeutung mehr  –  es geht darum,  was man  verantwortet. Siehe Red Bull, das ist ein eher kleines Unternehmen.


Was müssen High Potentials für eine Management-Position mitbringen?
Sie müssen überlegen, welche Themen sie besetzen wollen. Sie werden nie ein Top-Manager sein, wenn sie kein guter Kommunikator sind.  Die, die wir auswählen, haben schon mit 14, 15 Jahren Verantwortung übernommen  – sei es als Kapitän einer Fußballmannschaft oder im Pfadfinderlager.  Sie müssen Dinge voranbringen wollen, teamfähig, kommunikativ sein. Solche Persönlichkeitsfaktoren selektieren die Personaler im Bewerbungsprozess.

Braucht es einen MBA für  einen Führungsjob?
Ein MBA  garantiert noch keinen besseren Job. Er passt für die internationale Karriere, aber nicht unbedingt für ein mittelständisches Unternehmen in Österreich.  Am besten aufgestellt  ist man, wenn man sich  in den Bereichen Finanzen, Sales und Kommunikation bildet.  Da reichen  einzelne Module. Aber das muss früh  passieren –   mit 35 Jahren ist es zu spät.

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