Große Lücke im Budget für Bildung

Sonja Hammerschmid, Chefin der Rektoren, ist enttäuscht.
Die Rektoren brauchen Geld für 1000 zusätzliche Lehrende, um das Betreuungsverhältnis zu verbessern. Der Wissenschaftsminister signalisiert Gesprächsbereitschaft.

Vor wenigen Tagen skizzierte die Regierung den Finanzrahmen bis 2020 – kurz gesagt die Budgetvergabe für die einzelnen Ressorts. Während für Sicherheit, Polizei und Heer Milliardeninvestitionen vorgesehen sind, gehen Wissenschaft und Forschung praktisch leer aus. 4,4 Milliarden Euro sind für 2020 vorgesehen, die Budgetsteigerung ist minimal. Nur für Spezialbereiche wie den klinischen Mehraufwand der Medizin-Universitäten fließt zusätzliches Geld. Das Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften bekommt 15 Millionen Euro für die Realisierung eines neuen Zentrums für Stammzellenforschung am Standort im Vienna Biocenter.

Kritik der Rektoren

Sonja Hammerschmid, Präsidentin der Universitätenkonferenz, kritisiert die Entscheidung und erinnert die Regierung an ihr Versprechen, die Ausgaben für Wissenschaft und Forschung bis 2020 von derzeit 1,5 Prozent auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu erhöhen. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) würden zwei Prozent des BIP im Jahr 2020 rund 8,3 Milliarden Euro bedeuten. Davon ist man weit entfernt.

"Es geht uns um 500 Millionen Euro pro Jahr von 2019 bis 2021. Und die sind im Finanzrahmen nicht vorgesehen", betont Hammerschmid. "Für die klassischen Zukunftsbereiche wie Forschung und Universitäten gibt es zwar keine zusätzlichen Mittel, es wird aber auch nichts zurückgefahren", sieht WIFO-Budgetexpertin Margit Schratzenstaller die Lage nüchtern.

Mehr Professoren

Benötigt wird das Geld unter anderem für rund 1000 zusätzliche Professoren, um das Betreuungsverhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden zu verbessern. Denn dieses ist einer der wesentlichsten Indikatoren für die internationalen Uni-Rankings, bei denen Österreich schlecht abschneidet. Internationale Standards sehen 40 Studierende pro Professor vor. Außerdem müsse es mehr Geld für die Forschungsförderung geben, auch Investitionen in die Geräte-Infrastruktur stehen an. Bereits in den vergangenen Jahren wurden Gehaltssteigerungen und Inflationsanpassungen hinausgeschoben und müssen heuer realisiert werden. Gebäudekosten und Mieten sind in den Berechnungen gar nicht enthalten.

Bleiben die fehlenden Mittel aus, müssten die Personalkapazitäten zurückgefahren werden. Für die Studierenden bedeutet das schlechtere Betreuungsverhältnisse und weniger Lehrveranstaltungen. In diese Berechnungen einbezogen ist bereits ein Ausbau der Zugangsregelungen, so Hammerschmid. In Reaktion auf die Kritik sagt das Wissenschaftsministerium Gespräche im Rahmen der nächsten Leistungsvereinbarungen zu. Welches Budget für die Periode 2019 bis 2021 zur Verfügung steht, wird bis Ende 2017 ausverhandelt.

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