Greenpeace-Chef: "Es gibt immer eine Absicht, die ich verfolge“

Greenpeace-Chef: "Es gibt immer eine Absicht, die ich verfolge“
Der Greenpeace-Chef ist einer der mächtigsten Netzwerker des Landes. Was er dafür tut - und was nicht

Alexander Egit, Geschäftsführer der Umweltschutzorganisation Greenpeace, führt das Netzwerker-Ranking der neuen FAS-Studie in der Kategorie Zivilgesellschaft an. Neben den großen Wirtschaftsbossen gehören er, Sabine Seidler (WU-Rektorin, Platz zwei) und Michael Landau (Caritas-Präsident, Platz drei) zu den einflussreichsten Netzwerkern des Landes.

KURIER: Herr Egit, Sie gehören zu den mächtigsten Netzwerkern Österreichs. Überrascht?

Alexander Egit: Es war schon ein bisschen überraschend. Andererseits bringt es zum Ausdruck, dass Klimaschutz Top-Priorität in der Gesellschaft hat. Es war auch im Wahlkampf eigentlich einziges inhaltliches Thema. In den vergangenen zwei Jahren waren die Grünen nicht im Nationalrat, dadurch ist bei Umweltschutz ein politisches Vakuum entstanden – es war die Aufgabe anderer Organisation, das auszufüllen.

Was macht Sie zu einem guten Netzwerker?

Das Grundverständnis, dass Netzwerken zwingend Heterogenität bedeutet, es also eine Offenheit braucht, mit der „anderen Seite“ in Kontakt zu sein. Wenn Gleiche mit Gleichen sprechen, ist das schlechter zu bewerten als heterogene Gruppen. Das Zweite ist: Ich agiere immer konsequent strategisch. Es gibt immer eine Absicht, die ich verfolge. Ich schaue mir die Machtlandkarte an und überlege mir, wen ich kontaktieren muss und lege meine Vernetzung entlang dieser strategischen Linien an.

Wie viele Kontakte haben Sie in Ihrem Handy?

Ich habe keine Ahnung, es wird in Richtung 2000 gehen. Ich habe kein wahnsinnig breites Netzwerk. Für meine Arbeit zählt nicht die Quantität, sondern die Qualität, wobei es wahrscheinlich keine einzige Person in der Zivilgesellschaft gibt, die relevant ist und die ich nicht kennen würde. Nur die Nummer zu haben, heißt aber noch nicht viel. Viel wichtiger ist: kann man da auch anrufen, wird man gehört?

Braucht es fürs Vorankommen im Job wirklich zwingend Netzwerke?

Die Idee, dass man isoliert so mächtig ist, dass man die eigene Agenda erfolgreich vorantreiben kann, gilt für kaum jemanden. Natürlich gibt es da einige wenige Akteure. Aber Entscheidungen, die so getroffen werden, sind nicht besonders nachhaltig, da sie nicht breit genug eingebettet sind. Diese Einbettung muss es aber geben. Ein Netzwerk ist eine entscheidende Vorbedingung für nachhaltigen Erfolg.

Wie pflegen Sie Ihr berufliches Netzwerk?

Ich denke schon, dass ich einiges investiere. Es gibt viele persönliche Termine, Telefonate, sehr wenig elektronische Kommunikation. Social Media mache ich gar nicht, ich halte das für einen großen Zeitverlust. Außerdem versuche ich ja, nicht in meiner Bubble zu agieren und beim Netzwerken geht es nicht um die, die schon überzeugt sind – Social Media bringt mich also keinen Millimeter weiter. Für die Organisation Greenpeace ist das natürlich anders. Wir sind unter den zivilgesellschaftlichen Akteuren die stärkste Social-Media-Organisation des Landes.

Was halten Sie von Karriere-Clubs, sind Sie Mitglied bei einem?

Offen gestanden halte ich sie für überholt, ein bisschen oldfashioned. Das sind traditionelle Machtseilschaften, in denen man sich mit sich selbst bestätigt und gleichartigen Macht verschafft wird.

Ihr Netzwerk-No-go?

Wenn die private Komponente in der Netzwerk-Beziehung dominierend wird. Es braucht eine strenge Trennung zwischen privat und beruflich.

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