"Gigantischer Sprung in Effizienz"
Business-Meetings, Flughafen-Lounges und Zahlenakrobatik gehören zum ganz normalen Alltag eines Consultants, wie Albert Hammerschmied einer ist. Doch von März bis Mai 2014 tauschten er und ein Kollege im Rahmen der "Skills to Succeed"-Initiative von Accenture hohen Komfort gegen viel Sinnstiftung. Sie arbeiteten im Nordosten Indiens in einem Ausbildungszentrum für Jugendliche. In Guwahati arbeitet Accenture schon seit einigen Jahren mit dem ChildAid Network zusammen, einer Organisation, die zum Ziel hat, möglichst viele Jugendliche fit für den Arbeitsmarkt zu machen.
KURIER: Es prallen Welten aufeinander, wenn zwei Unternehmensberater in eine arme Stadt wie Guwahati kommen. Wie wurde Ihre Anwesenheit aufgenommen?
Albert Hammerschmied: Am Anfang nicht so gut, muss ich gestehen – plötzlich kommen da Berater daher. Doch wir haben einfach alles gefragt und unser Interesse bekundet. Dann haben wir ihnen hilfreiche Tools gezeigt und sie waren sehr angetan – im Vergleich zu Kunden, die ich sonst so habe.
Wie haben Sie sich vorbereitet?
Eineinhalb Monate vor Abflug wurde entschieden, wer hinfährt. Kurzfristig – wie so oft bei Beratern. Dann gab es eine intensive und gute Vorbereitung von ChildAid und von Accenture, wir haben Leute getroffen, die schon dort waren, die den Ort gekannt haben.
Gab es trotzdem Überraschungen, denen Sie begegnet sind?
Vor allem positive. Zu sehen, wie sich unsere Arbeit auswirken kann, war für mich einer der beruflich erfreulichsten Momente überhaupt.
Wie kann man sich Ihre Arbeit dort vorstellen?
Im Jahr werden in diesem Zentrum rund 1000 Jugendliche ausgebildet. In drei, vier Monaten erlernen sie handfeste Berufe wie Automechaniker, Schneider, Elektriker. Das Tolle ist, dieses Zentrum finanziert sich über die eigenen Dienstleistungen selbst: Sie waschen und reparieren Autos, die vorbeifahren – was man dort, aufgrund der Straßenverhältnisse, wirklich oft braucht. Sie verkaufen Gewänder, die sie schneidern, und so weiter. Sie haben rund 40 Vollzeitarbeiter – für unsere Verhältnisse ist das ein mittelständisches Unternehmen. Das heißt, dass dort eigentlich dieselben Fragen zu beantworten sind.
Welche zum Beispiel?
Sie müssen sich vorstellen, sie haben 40 Arbeiter und einen Chef, der alles entscheidet. Ein Kunde kommt und macht eine Anzahlung. Der Chef gibt einem Arbeiter das Geldbündel und sagt ihm, er soll für die Schüler Reis kaufen gehen. Ich habe ihn gefragt, was er macht, wenn morgen keiner kommt. Er sagte: "Es wird immer einer kommen." So läuft das: Kein Forecast, keine Buchhaltung, keine Planung. Wir haben also begonnen, die interne Organisation aufzubauen, Fragen gestellt, wie: Wer ist zuständig für den Einkauf, wer trifft welche Entscheidungen, wir haben Inventur gemacht – ganz einfache Dinge. Das ist natürlich ein gigantischer Sprung in Sachen Effizienz nach vorne.
Es heißt, dass die Unterstützung des freiwilligen Engagements der Mitarbeiter durch die Firma deren Motivation und Loyalität fördert – gilt das auch für Sie? Welchen Einfluss hatte es, dass Accenture das unterstützt?
Es war für mich ein sehr wichtiger Punkt. Schon während des Studiums dachte ich, was ist der Sinn des Ganzen? Ich fragte mich: Soll ich nur in irgendwelchen Banken sitzen und Risikokennzahlen optimieren? Ich wollte dazu beitragen, dass es anderen besser geht. Also habe ich als Student zwei Volontariate in China gemacht und Englisch unterrichtet. Ich möchte nie ein Unternehmensberater sein, der nur für sein Meilenkonto und Lounges und sonstige oberflächliche Dinge lebt. Indien war eine ausgesprochen interessante Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen. Dafür bin ich meinem Arbeitgeber sehr dankbar.
Albert Hammerschmied, Consultant im Bereich Financial Services bei Accenture Österreich war von März bis Mai 2014 in einem Berufsausbildungszentrum in Nordostindien. Seine Aufgabe war es, das Finanzmanagement des Zentrums zu verbessern, Standards im Anschaffungsprozess zu standardisieren sowie die interne Organisation zu verbessern. Die Entwicklungsorganisation vor Ort war ChildAid Network. Es setzt sich für die Bildung von Kindern und Jugendlichen ein. Accenture hat sich weltweit zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2015 rund 700.000 Menschen ins Wirtschaftsleben zu integrieren.
Kommentare