Prognose für 2025: 4,2 Prozent mehr (aber noch nicht inflationsbereinigt)
Insgesamt befragte Kienbaum 1.258 Unternehmen in 38 Ländern. In Österreich zeichnet sich eine deutliche „Verlangsamung der Gehaltsdynamik“ ab, erklärt Alfred Berger, Vergütungsexperte und Geschäftsführer von Kienbaum in Wien.
Konkret bedeutet das: Auch 2025 soll es ein Gehaltsplus geben. Jedoch wird dieses bei 4,2 Prozent vermutet. „Überraschend und auch etwas großzügig“, fasst es Berger in Hinblick auf die erwartete Inflation zusammen. Für 2025 zog Kienbaum eine geschätzte Inflationsrate von 2,9 Prozent heran. Das Wirtschaftsforschungsinstitut prognostizierte wiederum eine Inflation von 2,5 Prozent für 2025. In beiden Fällen zeigt sich:
Mit 4,2 Prozent ist die Inflation abgedeckt. Kienbaum legt sich auf einen Reallohnzuwachs von 1,3 Prozent fest. Wo Österreich damit im internationalen Vergleich liegt? Im unteren Mittelfeld (siehe Grafik). „Es gibt nur ein paar Länder, die hinter uns sind“, so Alfred Berger.
International betrachtet
Mit dem Nachbarn Deutschland, der ein Reallohnplus von 1,6 Prozent verbucht, würde man sich auf vergleichbarer Ebene einpendeln. Nicht-EU-Mitglied Schweiz liegt mit einem minimalen Plus von 0,2 Prozent deutlich darunter. Global betrachtet, tanzt Österreich nicht aus der Reihe.
In den USA und in Japan erhebt Kienbaum ein Plus von 1,1 Prozent. Womit Österreich jedoch eine Sonderstellung einnimmt, ist die Begründung für das Gehaltsplus:
Länderübergreifend wäre nämlich die Unternehmensperformance der größte Treiber für die gestiegenen Gehälter. Gefolgt von der gesamtwirtschaftlich angespannten Situation. Doch in Österreich steht ein anderer Treiber im Fokus:
75 Prozent der befragten Firmen nannten die Kollektivverträge und den Fachkräftemangel als wichtigsten Grund. Zum Vergleich: Selbst in Deutschland waren es nur 48 Prozent der befragten Unternehmen. Warum sich Österreich so stark abhebt, ist schnell erklärt: 98 Prozent der Betriebe zahlen nach Kollektivvertrag (oder darüber). Abschlüsse haben demnach eine hohe Auswirkung. Und limitieren den Handlungsspielraum.
Bewegter Arbeitsmarkt
Insgesamt zeigt die Prognose: Das extreme Sparen der Unternehmen ist in den Hintergrund gerückt, erklärt Alfred Berger. Nicht zuletzt, weil Firmen ihre Preise anpassen oder angepasst haben. Denn der Druck auf Unternehmen bleibt ungebrochen hoch. 80 Prozent der Befragten gaben an, hohe Gehaltsforderungen bei Bewerbern zu erwarten. Ein Gehaltsplus von zehn Prozent und mehr würde häufig zur Diskussion stehen. Nachgeben sollten Unternehmen nur, wenn eine Position bereits lange vakant und notwendig zu besetzen ist, empfiehlt der Vergütungsexperte.
Positiv ist die Entwicklung bei der Wechselbereitschaft der Mitarbeiter, denn die hat abgenommen. Außerdem: Firmen können ihre Aufträge wieder besser erfüllen. Nur positiv ist das nicht zu bewerten, warnt Berger: Waren vor einem Jahr die Auftragsbücher voll und das nötige Personal dafür schwer zu finden, ist die Situation heute eine andere. Die Aufträge sind schlicht weniger geworden. Was zumindest für Entspannung im Bereich des Fach- und Arbeitskräftemangels sorgt.
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