Funktion: "Mami von Lena"

Mit der Mamicard lässt sich das Netzwerken an der Sandkiste pseudoprofessionell bewerkstelligen.

"Latte-Macchiato"-Mamis - so nennt man jene Mütter, die in hippen In-Vierteln mit ihren Youngsters ihren Latte schlürfen, sich über neueste Bobo-Styles austauschen - und Karriere gemacht haben, vorzugsweise in Kreativjobs. Für diese Riege an post-postmodernen Müttern gibt es ein Accessoire, das erst in London, jetzt aber auch in Hamburg und Berlin die Runde macht: Die Mamicard.

Eine ganz normale Visitenkarte, auf der nicht nur der Name der Dame, also "Marlies Müller", und der Beruf, so etwa "Designerin", sondern auch die wohl wichtigste Funktion, nämlich "Mama von Lena", draufsteht. Und natürlich Telefonnummer und Mailadresse für die weiteren Anbahnungsversuche der neuen Spielgefährten. Den Trend aus den Londoner Sandkästen haben die findigen Designerinnen Alex Schlomka und Billy König nach Deutschland gebracht. Auf www.mamicard.de vertreiben sie die smarten Karten in allen möglichen Designs.

Die Frage ist: Ist die Mamicard nicht in Wahrheit nur ein klischeeförderndes Accessoire, um das Mütterimage aufzupolieren? Um die weibliche Vorherrschaft über das "Family Business" statusgerecht zu untermauern? Um den hippen Müttern die Wartezeit zum echten Job und zur echten Visitenkarte zu versüßen? Damit sie sich trotz karenzbedingten Karrieretiefs doch ein bisschen wichtig fühlen dürfen?

Fazit: Eh ganz süß. Aber irgendwie bleibt ein schaler Nachgeschmack. Wie so oft hilft der Test der geschlechtlichen Umkehrung: Ein Vater, der seinen neuen Bekannten an der Bar seine Papicard gibt und sich als "Papi von Lukas" outet, macht in erster Linie eines: sich lächerlich.

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