Fürs Studium geeignet?

Aus für volle Hörsäle
Aufnahmeverfahren an Hochschulen: An den FH und in manchen Studienrichtungen sind sie bereits Praxis. Gegner befürchten, dass Aufnahmeverfahren sozial selektiv sind. Befürworter argumentieren mit Qualitätsgarantie.

Wenn Sie Bundespräsident wären, was wäre Ihre erste Amtshandlung?" Die Antwort auf die Frage weiß Christian Tang nicht mehr. "Vielleicht wollten sie testen, wie ich mit Macht umgehe", sagt er. Christian Tang studiert Medienmanagement an der FH Wien. Zuvor hat Tang das Bachelorstudium in Kommunikationswirtschaft absolviert. Zwei Aufnahmetests hat er auf Anhieb geschafft. "Für mich war das Aufnahmeverfahren okay, ich bin ein extravertierter Typ und präsentiere mich gerne", sagt Tang. Tang ist Radiomoderator.

An Fachhochschulen sind Aufnahmeverfahren üblich. An  der FH Wien etwa wird ein  Methodenmix angewendet: Schriftlicher Teil am Computer, mündlich in Form eines Interviews oder Assessment Centers. Laut Michael Heritsch,Geschäftsführer der FH am Währinger Gürtel, bewerben sich pro Studienjahr 6000 Interessierte, 3500 würden am  Aufnahmeverfahren teilnehmen. Sie rittern um einen der 600 Bachelor- und 330 Masterstudienplätze.  Er erklärt: "Das Bildungsniveau der Bewerber ist sehr unterschiedlich. Wir testen Allgemeinwissen, Fähigkeiten in Sprachen, Mathematik und logisches Denken." Das Assessment Center sei der Versuch, die Motivation und das Talent herauszufinden. Auch um die Drop-out-Rate in geringem Ausmaß zu halten . Doch Aufnahmeverfahren sind ein Instrument der Selektion. Und das gefällt der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH)  nicht. Freie Bildung lautet die edle Prämisse. "Will ich eine Uni nur für die Elite oder  will ich eine Uni für alle, einen breiten Zugang zu Bildung, um gesellschaftliche Verhältnisse ändern?", sagt Janine Wulz, ÖH-Vorsitzende. Aufnahmeverfahren seien sozial selektiv, außerdem würden sie nicht dem Anspruch der Objektivität genügen. "Es gibt Abstufungen, aber sie haben immer ein subjektives und willkürliches Moment", sagt sie. Ein Argument, das Michael Heritsch ernst nimmt. Man bemüht sich an der FH um Objektivität,  versucht das Bauchgefühl beiseitezuschieben. "Hochschulen müssen erst lernen, wie man solche Gespräche führt", sagt er. 

Prüfungsvorbereitung

Michael Unger hat drei Jahre lang das IFS geleitet. Dort werden angehende Studierende in Kursen auf Aufnahmeprüfungen vorbereitet. Vor Kurzem hat er die Plattform aufnahmepruefung.at ins Leben gerufen. Drei Studierende schreiben dort rund ums Thema Aufnahmetests und zeigen, wie man sich vorbereiten kann. Dass man sich auf Tests vorbereiten kann, die eine Eignung zeigen sollen, klingt absurd, ist aber Praxis. "Letztendlich ist jeder Test trainierbar. Für Wissenstests kann man lernen, für  Eignungstests  trainieren", erklärt Unger. Man könne durch Übung schneller werden, es würde Tricks geben, um  Antworten schneller aus Texten herauszulesen und vieles mehr.

Aufnahmeverfahren haben Makel, sind oft nur Momentaufnahmen. Computertests sagen wenig über soziale Fähigkeiten der Bewerber aus und Menschen bewerten emotional. Es wurde aber noch kein besseres System, das allen Studierenden, Hochschulen und dem Arbeitsmarkt gerecht wird, gefunden. Manchmal treffen sie aber ins Schwarze: "Ich hatte Respekt vor der Prüfung, aber ich hätte mich von ihr nicht abhalten lassen", sagt Christian Tang. Er ist Ältester von vier Geschwistern – und in seiner Familie der Erste, der studiert.

Weiterführende Links

EMS

Der EMS  (Eignungstest Medizinstudium) findet am 6. Juli an den  Medizin-Unis  in Wien und  Innsbruck statt. Die Uni Graz hat einen eigenen Test entwickelt.    Insgesamt haben sich an den drei Unis 11.645 Personen  angemeldet, um  knapp vier Prozent weniger als 2011. In Wien rittern 5419 Bewerber verbindlich  um einen der 740 Studienplätze für Human- und Zahnmedizin.  Beim EMS in Wien werden Frauen bevorzugt behandelt: Der Test soll nach Geschlechtern  ausgewertet und die Ergebnisse der Frauen um einen „Ausgleichsfaktor“ erhöht werden. Damit reagiert die Uni  auf das bisher schlechtere Abschneiden der Frauen.
Zugangsbeschränkungen sind  laut  wien.gv.at auch für die Studien Veterinärmedizin, Psychologie, Publizistik und Kommunikationswissenschaft an den Unis in Wien, Salzburg und Klagenfurt und an den Kunstunis möglich.   

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