Freunderlwirtschaft 3.0: Chef, ich hab da jemanden für Sie

Die firstbird-Gründer Arnim Wahls (CEO, re.), Matthias Wolf (COO, Mi.), Daniel Winter (CTO) setzen auf Mitarbeiter-Empfehlungen im Recruiting
Über die Plattform firstbird werben Mitarbeiter Kandidaten für Jobs an. Was bringt’s?

Ein Klick genügt und der Mitarbeiter verbreitet das Stellenangebot auf Facebook, Twitter und Xing – an ausgewählte Bekannte, die für den Job passen könnten. Bald meldet sich ein Freund von früher. Er bewirbt sich, er kriegt den Job und der Mitarbeiter eine Geldprämie vom Arbeitgeber fürs gelungene Recruiting.

Die Freunderlwirtschaft hat das Internet erreicht. Die Mitarbeiter-Empfehlungs-Plattform firstbird bietet Unternehmen die entsprechende Software dazu. Die Firma macht ausgewählte Mitarbeiter zu Talent Scouts. Doch finden sich so die richtigen Kandidaten?

Beste Freunde

"Empfehlungen werden meist im eigenen Fachbereich gegeben – Anwälte kennen Anwälte, Techniker andere Techniker", sagt firstbird-CEO Arnim Wahls. Man könne sehr wohl einschätzen, ob der ehemalige (Studien-)Kollege ins Unternehmen passe. Im engeren Freundeskreis gebe es kaum Empfehlungen, "den besten Freund will man nicht neben sich im Büro haben", so Wahls.

firstbird setzt am passiven Arbeitsmarkt an – bei Berufstätigen, die selbst noch gar nicht wissen, dass sie lieber einen anderen Job wollen. Je nach Unternehmen würden zwischen 30 und 85 Prozent aller so empfohlenen Bewerber eingestellt, sagt Wahls: "Bei einem Online-Jobinserat ist es einer von 150 Bewerbern." Vor allem Klein- und Mittelbetriebe (KMU) würden von Mitarbeiter-Empfehlungen profitieren können, "sie haben das Problem, auf dem Arbeitsmarkt nicht ausreichend sichtbar zu sein." 80 Prozent der über hundert Kunden von firstbird seien Klein- und Mittelbetriebe.

Vier Investoren hat firstbird im Boot, darunter die Beratungsfirma Kienbaum. Mitarbeiter-Empfehlungen gebe es in Firmen zwar häufig, meint Wahls. Aber: "Empfehlungen sind ein kostbares Gut. Man muss die Mitarbeiter motivieren, zu überlegen, wer aus ihrem Netzwerk für den Job am besten infrage kommt." Das sollen die Sach- und Geldprämien bewirken. Form und Höhe der Prämien legen die Firmen fest.

Stellenmarkt bleibt

Ganz ohne Jobinserate geht es aber nicht. Viele Kunden von firstbird – etwa die Grazer Wechselseitige, Holidaycheck, Tamedia – schalten weiterhin Anzeigen. "An firstbird werden eher spezielle Jobs weitergegeben, auf die man kaum Bewerber bekommt," so Wahls.

Dass Personalberater durch Start-ups wie firstbird obsolet werden, ist unwahrscheinlich. Allerdings müssten sie laut Trendforscher Franz Kühmayer drei Prinzipien beherrschen, um am Markt gut dazustehen. Erstens: Effizienz. Der Kandidat will keine hundert Bewerbungen schreiben, das Unternehmen nicht aus Hunderten filtern. Zweitens: Transparenz. Man will das Gegenüber im Bewerbungsprozess verstehen. Drittens: Personalberater sollten digitale Technologien stärker fürs Recruiting zu nutzen.

"Personalberater wird es immer geben", beruhigt auch Arnim Wahls. Er sieht sie gar als Kunden: Über firstbird können Personalberater ihre Bekannten zu Talent Scouts machen – und über deren Empfehlungen passende Bewerber finden.

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