Frau netzwerkt schlechter
Als die Forscher Michael Szell und Stefan Thurner das Verhalten von 300.000 Nutzern des sozialen Computerspiels "Pardus" analysierten, staunten sie nicht schlecht: Sie erkannten, dass Frauen anders netzwerkten als Männer. Sie knüpften schneller Freundschaften, die länger hielten, achteten eher darauf, dass ihre Kontakte sich auch untereinander kennenlernten, als dies bei Männern der Fall war. Ihre Netzwerke waren dichter als die der Männer.
Positiv sei das aber nur im privaten Bereich, sagt Wirtschaftscoach und Macht-Expertin Christine Bauer-Jelinek. "Wenn es um die Karriere geht, sind Frauen die schlechteren Netzwerkerinnen", lautet ihr Urteil. "Frauen pflegen persönliche Beziehungen, sind egalitär und sozial eingestellt. Männer agieren ziel- und zweckorientierter." Das zeigt auch eine Studie des sozialen Karriere-Netzwerks Xing: Männer suchen eher Kontakte zu Multiplikatoren und Rädelsführern. Die weiblichen Mitglieder sind passiver – sie haben um ein Drittel weniger Kontakte als die Männer.
Während Männer in verschiedenen Netzwerken gleichzeitig umtriebig sind, konzentrieren sich Frauen aus Zeitgründen – wegen familiärer Verpflichtungen – zu stark auf nur eines. "Dort haben sie dann mit vielen Personen Kontakt", meint Bauer-Jelinek. Und bleiben so im eigenen Milieu verhaftet.
Emotional, aber ziellos
Oft konzentrieren sich Frauen auf reine Frauennetzwerke. Diese bieten laut Bauer-Jelinek zwar emotionale Unterstützung und Austausch, "aber ein Karriereturbo sind sie nicht." Sie treten nach außen hin als Karrierenetzwerk auf, während bei den institutionalisierten Männernetzwerken das Soziale im Vordergrund steht. "Im Hintergrund sind das aber die eigentlichen Karrierenetzwerke", so Bauer-Jelinek. Auch würden die erfolgreicheren, mächtigeren Frauen die Frauennetzwerke recht rasch wieder verlassen, "weil dort unrealistische Erwartungen an sie gestellt werden – dass sie als Frauen andere Frauen nach oben ziehen sollen." Doch es sind laut Expertin eben auch andere Faktoren als das Frausein entscheidend für die Besetzung von Führungspositionen, wie "Kompetenz und Politik". Frauennetzwerke bleiben also homogen, während in den Männerbünden die älteren Mächtigen die Karriere der Jüngeren vorantreiben.
Was also sollen Frauen anders machen? "Sie müssen nicht das Rad neu erfinden, die Männer haben jahrtausendelange Erfahrung im Netzwerken", sagt Christine Bauer-Jelinek. Sie empfiehlt den Frauen, gemischte Netzwerke stärker zu nutzen, "und sich informell mit mächtigen Menschen zu treffen, die bereit sind, einen zu fördern." Wichtig ist: Es muss der eigenen Karriere dienen.
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