Feiertag genießen trotz Stress im Job – wie das gelingt

Feiertag genießen trotz Stress im Job – wie das gelingt
Der Mai hält einige Feiertage bereit. Die einen freuen sich, andere stressen sich. Beachtet man diese drei Schritte, kann man Feiertage künftig auskosten.

Im Mai vergeht kaum eine Woche ohne Feiertag. Manche Branchen stehen an diesen Tagen still, bei anderen läuft das Geschäft wie gewohnt weiter. Doch nicht immer können sich jene, die den Stift zur Seite legen dürften, entspannt über die geschenkte Freizeit freuen. Immerhin bleibt die Arbeit liegen oder muss in kürzerer Zeit erledigt sein. Der Stresspegel steigt, die Freude über den freien Tag vergeht. 

Wie sich die Feiertage trotz Stress im Job genießen lassen und welchen Fehler man im Vorfeld nicht begehen sollte, erklärt Resilienztrainer Karl Allmer.

KURIER: Feiertage sind eigentlich etwas Erfreuliches, aber wenn sie gehäuft auftreten wie im Mai, kann das in manchen Jobs Stress verursachen. Lässt sich dieser irgendwie verhindern?

Karl Allmer: Es gibt drei Wege, das zu tun. Man kann sich besser organisieren, Dinge priorisieren, die wirklich wichtig sind. Da fällt mir das Paretoprinzip ein, das besagt, mit 20 Prozent des Aufwands 80 Prozent des Ergebnisses zu erreichen. Man konzentriert sich also auf 20 Prozent, das andere muss eliminiert oder verschoben werden. Der zweite Weg ist die innere Einstellung. Denn viel zu tun zu haben, muss nicht gleichzeitig bedeuten, das auch als Stress wahrzunehmen. Sind wir gestresst, bekommt unser Körper das Signal „Lebensgefahr“. Deshalb müssen wir uns bewusst machen, dass wir überhaupt nicht in Lebensgefahr sind. Das geht mittels Stressskala, auf der man die offenen Aufgaben in eine Relation setzen kann. Da wird man schnell feststellen, wie wichtig sie wirklich sind. 

Und der dritte Weg?

Auf den Energiehaushalt achten, also auf alles, was dem Körper guttut. Pausen zum Beispiel. Ich versuche gerne eine Vier-Acht-Vier-Atmung. Vier Sekunden einatmen, acht Sekunden ausatmen und das Ganze mache ich vier Mal. Dadurch reduziert sich die Hirnfrequenz, die sich im Stress erhöht und ich komme automatisch aus der Stresssituation heraus.

Trotzdem neigen viele dazu, vor den Feiertagen zu ackern und alles erledigen zu wollen.

Das halte ich nicht für sinnvoll, der Feiertag wird dann für die Fische. Versucht man, alles zu erledigen, hat man ein erhöhtes Aktivierungsniveau und zu viel Adrenalin im Körper. Adrenalin wiederum produziert das Stresshormon Kortisol, das entzündungshemmend ist. Lässt der Stress nach, kommt die Entzündung hervor. Das sind dann die Menschen, die im Urlaub oder an Feiertagen krank sind.

Feiertag genießen trotz Stress im Job – wie das gelingt

Karl Allmer ist Resilienz-Trainer und zeigt, wie man Stresssituationen im Alltag und Beruf meistert

Wenn man nun aber weiß, dass man etwas dringend vor dem freien Tag erledigen muss, auch wenn es sich kaum ausgeht. Was macht man dann?

Ich muss ist ein gutes Stichwort. Besser wäre nämlich, die Perspektive zu wechseln: von „ich muss“ zu „ich entscheide mich dazu, manche Dinge noch zu machen und manche eben nicht mehr“. Ich muss produziert sehr viel Stress, weil wir in eine Ohnmacht-Situation geraten. Wir glauben, etwas wirklich tun zu müssen, dabei ist es unsere Entscheidung. Ein genauerer Blick verrät, was sich auch nach den Feiertagen gut erledigen oder sogar delegieren lässt. Auch das ist eine Möglichkeit, sich selbst zu entlasten.

Kann man sich an einem freien Tag erholen?

Definitiv, wenn die Zeit qualitativ genutzt wird. Wichtig ist, sein Gedankenkarussell abschalten zu können. Das Problem ist ja, dass wir Arbeit gedanklich mit nach Hause nehmen. Ein großer Hebel kann sein, sich bewusst abzugrenzen. Ein bewusstes Ritual am Ende des Arbeitstages einzulegen, eine To-Do-Liste anzufertigen beispielsweise, die sich weglegen lässt. Oder einfach das Diensthandy ausschalten, um eine Grenze zwischen Arbeit und Freizeit zu ziehen. Dann kann ein Feiertag sehr viel Energie bringen. 

Wenn Sie sich entscheiden müssten: Was ist besser – vor oder nach dem Feiertag ordentlich "reinhackeln"?

Ich würde mich davor nicht stressen lassen. Stattdessen würde ich versuchen, eine konstante Workload zu schaffen. Die Perspektive macht den Stress. Wenn ich viel Arbeit mit riesigem Stress gleichsetze, wird das auch so sein. Ich kann aber versuchen, alles gleichmäßig abzuarbeiten. Oder akzeptieren, dass man manche Dinge vielleicht nicht schafft. Das lässt sich übrigens auch klar kommunizieren, dem Vorgesetzten oder den Kunden. Menschen ziehen ja Arbeit an, wenn sie gute Arbeit leisten. Sich bewusst abgrenzen zu lernen, ist ein wichtiges Instrument.

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