Feiern allein zu Hause: Wenn die Firmen-Weihnachtsfeier online stattfindet

Feiern allein zu Hause: Wenn die Firmen-Weihnachtsfeier online stattfindet
Große Abendessen und Geschunkel auf der Tanzfläche fielen im Vorjahr aus, Eventagenturen kreierten stattdessen Online-Partys im Schnellverfahren. Was erwarten sie für 2021?

Sie gehen in die Knie, beugen den Oberkörper leicht vor, ihre imaginären Skistöcke bohren sich bereits in den imaginären Schnee, bereit für die Abfahrt auf der imaginären Streif. Ertönt das Startsignal, stürzen sich die Teilnehmer vor, schwingen nach links, nach rechts, springen mit rudernden Armen vor ihrer kleinen Laptopkamera im Wohnzimmer herum. So sah jedenfalls das Aufwärmspiel auf einer typischen Online-Weihnachtsfeier der Eventagentur Teamazing im ersten Corona-Winter aus.

Insgesamt 140 virtuelle Weihnachtsfeiern habe man 2020 durchgeführt, erzählt Geschäftsführer Paul Stanzenberger: „Angefragt haben über 600. Aber wir hatten einfach nicht die Kapazität, um so viele Aufträge abwickeln zu können.“

Dass ihr Angebot derart durch die Decke gehen würde, hätten sie einfach nicht erwartet, erzählt Stanzenberger. „Von der Idee bis zum fertigen Tool sind zwei Wochen vergangen. Wir haben es noch nicht einmal beworben und es kamen schon die ersten Anfragen herein.“ Heuer sei man professioneller aufgestellt, mit fast doppelt so vielen Mitarbeitern. Auch in diesem Jahr sei die Nachfrage nach Feiern auf Distanz groß: „Wir haben bereits 300 Aufträge in der Pipeline.“

Skirennen als Aufwärmtraining

Und so läuft es ab: Über ein Videokonferenz-Tool wird sich in einem virtuellen Meetingraum getroffen, nach der offiziellen Ansprache vonseiten der Unternehmer, folgt eine kleine Aufwärmübung – etwa das Skirennen – um die Menschen vor den PCs zu mobilisieren. Später werden die Mitarbeiter in Gruppen eingeteilt und müssen in sogenannten „Breakout-Rooms“ verschiedene Aufgaben lösen und dabei Punkte sammeln. Moderiert wird das Programm von einem Eventmanager.

Online-Teambuilding im Allgemeinen und virtuelle Weihnachtsfeiern im Speziellen sei eine Marktnische, die erst mit Corona Aufwind erfahren habe, glaubt Stanzenberger. Zwar gebe es nach wie vor Agenturen, die weiterhin reine Präsenz-Veranstaltungen organisieren würden, doch Corona habe zu einer Spezialisierung in der Branche geführt.

„Manche Mitbewerber setzen den Fokus auf hybride Konzepte oder reine Online-Events. Auch für uns sind sie ein wichtiges Standbein geworden.“ Andere wiederum hätten sich auf die Video-Technik und Hosting spezialisiert, das Konzipieren von Online-Weihnachtsspielen wiederum habe zu einer ganzen Reihe an Start-up-Gründungen geführt.

Hybrides Keksbacken

Auch das Wiener Generationencafé Vollpension war gefordert, sich im Schnellverfahren neu zu aufzustellen. Als die Firmen-Keksbackkurse aufgrund des Lockdowns im Vorjahr ausfielen, verlagerte man sie kurzerhand als Video-Stream ins Netz. Mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen bietet das Kaffeehaus heuer gleich zwei Lösungen für Firmenweihnachtsfeiern an:

„Entweder wird in Präsenz im Studio auf der Mariahilfer Straße gebacken, mit maximal 30 Personen. Oder die Veranstaltung wird ins Digitale verlagert und die Kekse auf Distanz vor der PC-Kamera geformt, unter Anleitung der Backlehrer“, sagt Mitgründer David Haller. Die Buchungslage sei gut, noch würden sich Firmen aber eher für Präsenz-Kurse anmelden. „Doch der Deal ist, dass diese im Notfall auch virtuell abgehalten werden.“

„Firmen wollen Weihnachten feiern – aber am liebsten Face-to-Face und nicht virtuell. Vor allem für die Einbindung neuer Mitarbeiter ist das wichtig.“
 

von Thomas Hammer

Geschäftsführer Event-Retter

Thomas Hammer, Geschäftsführer der Agentur Event-Retter sieht bereits leichte Ermüdungserscheinungen bei Kunden, wenn es um virtuelle Firmenfeiern geht. „90 Prozent unserer Buchungen sind Präsenz-Veranstaltungen. Aufgrund der neuen Regelungen haben einige bereits storniert, wollen aber keine virtuelle Alternative – man habe genug von Online-Events, heißt es oft.“

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