Falsche Vorstellungen vom künftigen Job? So vermeidet man den Realitäts-Schock

Falsche Vorstellungen vom künftigen Job? So vermeidet man den Realitäts-Schock
Karriere-Expertin Roswitha Jost erklärt, wie man sich optimal auf den Berufseinstieg vorbereitet.

Sie wissen, was sie wollen, und sie sind gut ausgebildet. Trotzdem haben viele Berufseinsteiger Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt, wie eine Studie des Instituts für Jugendkulturforschung feststellte. Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Ein Grund könnte aber sein, dass die angehenden Erwerbstätigen, gemessen an ihren Bildungsabschlüssen, die bisher am besten ausgebildete Generation darstellen. Diese Zunahme der höheren Abschlüsse führt gleichzeitig zu deren Abwertung. Auf dem Arbeitsmarkt bedeutet das wiederum, dass ein akademischer Abschluss längst keine Garantie für einen sicheren und gut bezahlten Arbeitsplatz mehr ist. 

Realität vs. Vorstellung

Andererseits ist auch eine gewisse Orientierungslosigkeit der Jungen für die Schwierigkeiten verantwortlich, verstärkt durch überzogene Erwartungen und wenig Wissen über die Arbeitswelt. Das weiß auch Roswitha Jost. Sie ist Karriereberaterin, leitet die Jobbörse der Universität Klagenfurt und kennt die Schwierigkeiten der Einsteiger: „Diese reichen von der Auswahl des jeweils passenden Unternehmens bis hin zu völlig falschen Vorstellungen von der Berufswelt, vor allem bei jenen, die während des Studiums nicht gearbeitet oder Praktika absolviert haben.“ 

Verständlich, immerhin darf man nicht vergessen, dass es sich bei der Ausbildung und dem ersten Job um zwei völlig unterschiedliche Welten handelt. Während die Regeln im Studium leicht zu durchschauen sind – man geht zu Vorlesungen und Seminaren und legt Prüfungen ab, sind sie in der Berufswelt oft unklar. „Manchmal gibt es  auch keine klaren Stellenbeschreibungen, oft geht  nicht hervor, ob Berufserfahrung eine Voraussetzung ist oder nicht“, sagt Jost. Und wenn Realität und Vorstellung dann nicht zusammenpassen, ist die Enttäuschung nicht mehr weit. 

Auf die SoftSkills kommt es an

Damit es soweit gar nicht kommt, hat die Coachin einige Tipps parat. „Während des Studiums Berufserfahrung sammeln und Praktika absolvieren, ist das Eine. An Karrieremessen und ähnlichen Veranstaltungen teilnehmen, das Andere.“ Dort erhalte man nicht nur  Informationen über unterschiedliche Unternehmen, man könne so auch erste wichtige Kontakte knüpfen und sein berufliches Netzwerk starten. „Und wir wissen alle, dass gerade der Einstieg leichter fällt, wenn man schon davor eine Ansprechperson kennt.“

Ebenfalls hilfreich sein könne eine Karriereberatung. Diese unterstütze vor allem beim Herausfinden der persönlichen Stärken, und  beim Bewerbungsschreiben. „Unternehmen achten heute nämlich nicht nur auf die fachliche Kompetenz, auch die sogenannten SoftSkills werden in vielen Bereichen immer wichtiger. Diese im Schreiben glaubwürdig zu vermitteln, ist aber gar nicht so einfach“, sagt die Expertin und rät: „Listen Sie die SoftSkills nicht einfach auf, sondern untermauern Sie diese mit Beispielen. Üben Sie beispielsweise eine Mannschaftssportart aus, kann das dafür stehen, dass Sie teamfähig und belastbar sind.“  

Seine Leidenschaft finden

Erfahrung hin, Information her, das alles hilft wenig, wenn man sich selbst nicht darüber Bewusst ist, wo seine Leidenschaft und Stärken liegen. „Ich erlebe oft, dass Junge einen Beruf wählen, der ihrer Meinung nach Zukunft hat oder in dem man vermeintlich gut verdient, obwohl ihr Herzblut da nicht drinnen steckt. Und wenn dies der Fall ist, wird es für das künftige Arbeitsleben schwierig“, so Jost. Ein Moment der Selbstreflexion vor der Entscheidungsfindung, kann spätere Enttäuschung also ersparen. 

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