Essensmarkt der neuen Generation

Sylvia Trost,Simone Aichholzer und Thomas de Martin feiern mit der Markterei in der Ankerbrotfabrik in einer Woche Premiere.
In der Ankerbrotfabrik feiert in einer Woche die Markterei, ein Nachbarschaftsmarkt, Premiere.

Wie so oft saßen Simone Aichholzer und Thomas de Martin auf einem der samtigen Bankerln im Café Jelinek. Dort, in einer Seitengasse zur geschäftigen Mariahilfer Straße, werden die Gäste noch in Ruhe gelassen, dort kann man bis zur Sperrstunde – aber keine Sekunde länger – bleiben so lange man will. Da gibt es keine lästigen Kellner, da kann in Frieden diskutiert und gesponnen werden. Das Jelinek ist ein idealer Ort für die Auseinandersetzung mit neue Projekten.

So überrascht es nicht, dass die beiden, Aichholzer und de Martin, eben dort eine Idee, die beide zuvor schon unabhängig voneinander hatten, weiterentwickelten: Einen modernen Foodmarkt braucht die Stadt. "Es würde doch keinen Sinn machen, wenn jeder die Idee zu einem eigenen Markt verfolgt. Besser alle ziehen an einem Strang", sagt de Martin. Mit im Team ist auch Sylvia Trost, die schon zuvor mit Aichholzer zusammenarbeitete.

Die Markterei soll ein Markt mit Gastronomie sein, wo sich neue und alte Produzenten treffen, wo sowohl Manufakturen als auch Bauern Platz haben und Nachhaltigkeit groß geschrieben wird. Denn auf Wiens großen Märkten gibt es eben das nur noch selten: selbstangebautes Obst und Gemüse und selbst gemachte Schmankerln. "Die Idee ist, dass die Besucher Grundnahrungsmittel für die nächste Woche kaufen, aber auch gleich verkosten können und sich gemütlich hinsetzen können", erklärt Thomas de Martin.

Am nächsten Samstag, am 13. September, feiert die Markterei Premiere. In der Ankerbrotfabrik werden ab neun Uhr rund 30 Standler ihre Kostbarkeiten verkaufen. Darunter der Bio-Winzer Fassprobe, die Pfefferei, die Bio-Pfeffer und Salze aus aller Welt verkauft, Fleisch und Wurst von Johann Pirchner, glutenfreie Backwaren von der Bröselei oder Eingelegtes & Eingemachtes von Langenloiser. Die Produzenten werden selbst vor Ort sein und die Kunden beraten. Der nächste Markt ist für 25. Oktober angesetzt, darauf soll eine Weihnachtsedition folgen – Zeit und Ort sind noch offen.

Die Tausendsassas

Die drei Initiatoren der Markterei sind keine Unbekannten in der kreativen Wiener Szene: Simone Aichholzer war schon im Kulturbereich und in der Werbung tätig und startete 2012 mit Edelstoff einen Markt für Nachwuchsdesigner. Sylvia Trost war Agenturleiterin bei den Werbern gantnerundenzi. Thomas de Martin, studierter Humanmediziner, DJ, Mitorganisator der Vienna Design Week, vervollständigt das Markterei-Team.

Alle drei planen die Markterei neben ihren anderen Projekten – möglich ist das nur, weil sie viel Erfahrung auf dem Gebiet haben. Die meisten anderen Menschen würden, ob der Menge an Organisationsaufwand bei einem Markt, schnell kapitulieren. "Es gibt Rückschläge. Aber man darf nicht aufgeben", sagt Sylvia Trost. Eine der größten Herausforderungen bei ihrem Projekt war die Suche nach einer geeigneten Location: Eigentlich wollten sie den neuen Markt in Citylage aufbauen. Zudem ist eine der Anforderungen, dass es möglich sein muss, den Markt nach innen zu verlegen, sollte an diesem Tag schlechtes Wetter aufkommen. Und: "Die Location darf nicht zu geschliffen sein", sagt de Martin. Abgesehen von der Innenstadtlage spielt die Ankerbrotfabrik alle Stückchen. Die drei organisieren für die Standler nicht nur den Standort, sondern auch Infrastruktur. Außergewöhnlich ist, dass sie eine Corporate Identity erstellt haben, eine eigene Webseite für den neuen Markt. Zudem stellen sie den Standlern einen professionellen Fotografen zur Verfügung.

So macht man nämlich heute Märkte: Mit intensiver digitaler Präsenz, mit einer eigenen Facebook-Seite und einem stimmigen, gemeinsamen Auftritt. Der Anspruch ein nachhaltiger Markt zu sein, ist da kein Widerspruch.

1. Nach intensiver und mit sich ehrlicher Prüfung der persönlichen Voraussetzungen ist sicher die oft zitierte gute Idee wichtig, aber mindestens ebenso essenziell für einen Erfolg ist die Umsetzung. Effiziente Planung ist daher aus unserer Sicht das A&O für künftige Selbstständige.

2. Die Planung beinhaltet zu Beginn die Ausformulierung der Geschäftsidee, die Erstellung eines Business Plans, der Markt sollte sondiert und rechtliche Voraussetzungen abgeklärt werden. Planung und Struktur sowie die interne Kommunikation sind auch im laufenden Tagesgeschäft entscheidend.

3. Um nicht betriebsblind zu werden, braucht es Sparring Partner. Das müssen nicht unbedingt Unternehmensberater sein, oft sind auch gute Freunde und Bekannte der beste Spiegel, um die eigenen Entscheidungen zu hinterfragen.

4. Mit Sicherheit hilfreich und erleichternd ist ein starkes Netzwerk. Wer viele Kontakte aus vorherigen Jobs und dem privaten Umfeld mitbringt, hat bestimmt einen Startvorteil.

5. Und sonst gilt: An die Sache, an die Idee glauben, die Unternehmensgründung wirklich wollen und nicht den Mut verlieren. Es wird immer wieder Rückschläge geben, doch man darf sich davon nicht entmutigen lassen.

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