Erfolgsgeschichte: Bio-Brett vorm Kopf

Erfolgsgeschichte: Bio-Brett vorm Kopf
Michael Sprengnagel versorgt mit Biodora neuerdings Supermärkte mit Haushaltswaren aus Bio-Kunststoff.

Es ist weiß, glatt und sieht aus wie ein gewöhnliches Schneidbrett. Ist es ja auch. Nur: Hätte man spontan Lust, es in einem Anfall von Entrümpelungswahn in den Biomüll zu schmeißen oder vor lauter heißer Romantik beim Picknick im Wald zu vergessen – man bräuchte kein schlechtes Gewissen zu haben. In fünf bis zehn Jahren wäre es nicht mehr vorhanden. Denn das Schneidbrett aus Michael Sprengnagels Produktlinie Biodora ist aus Biopolymer, besteht nahezu ausschließlich aus den nachwachsenden Rohstoffen Maisstärke, Glukose und Mineralien. Ein klitzekleiner Rest Rohöl – „im einstelligen Prozentbereich“ – sei leider noch drin, bedauert Sprengnagel. Andere Biodora-Waren kommen ganz ohne aus.

Ab sofort findet man Schüsseln, Zitruspressen, Jausenboxen und Teller aus Biokunststoff im Regal bei Interspar. Entwickelt werden die Produkte von Sprengnagels Firma Doraplast, die er seit fünf Jahren gemeinsam mit seinem Bruder führt. Gegen herkömmliche Kunststoffe wettern will Sprengnagel nicht: „Wir produzieren selber Kunststoffwaren. Es wäre aber schön, alles in Bio-Kunststoff herzustellen.“

Gegründet hat der Vater, Franz senior, das Unternehmen im Jahr 2006 in Neulengbach (NÖ). Sohn Franz junior, Werkzeugmacher und Unternehmensberater, arbeitete von Anfang an mit, ein Jahr später trat Michael ein. Für alle drei war die Branche nicht neu – hatte der Vater doch gemeinsam mit den Söhnen schon einen Familienbetrieb im Bereich Kunststoffwaren geführt. Ein immenser Vorteil – Kontakte zu Großkunden und zur Industrie waren reichlich vorhanden. „Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Michael Sprengnagel.

Die Brüder führen das Unternehmen heute gemeinsam. Franz ist für Geschäftliches und Produktentwicklung zuständig, Michael für Verkauf, Marketing und Produktfindung. Auch wenn der Vater in Pension ist – „wir greifen gern auf seine Meinung zurück“, erzählt der 34-Jährige. Da gebe es schon mal Diskussionen beim sonntäglichen Schweinsbraten: „Aber das gehört dazu."

Dauerthema

Schon in der alten Firma gab es erste Versuche mit ökologisch verträglicheren Materialien. „Mein Bruder beschäftigt sich schon lange mit dem Thema“, so Sprengnagel. „Die Materialien – Granulatkörner aus Bio-Kunststoff – haben wir auf der Ambiente-Messe in Frankfurt kennengelernt.“ Darauf folgten zahlreiche Versuche zur Produktentwicklung: „Wir mussten das Know-how erst gemeinsam erarbeiten.“ Das Granulat wird geschmolzen und in Formen gegossen. Herstellen lässt Doraplast alle Waren von zwei Firmen in Niederösterreich und im tschechischen Brünn. Im Herbst starteten die Sprengnagels mit ersten Testaktionen in Supermärkten wie Maxi-Markt, Metro und Interspar. „Ich habe den Kunden vor dem Regal das Schneidbrett in die Hand gedrückt“, sagt Sprengnagel. Mit Erfolg: „Ich war überrascht, dass das Bewusstsein für Nachhaltigkeit so groß war.“ Vielleicht auch wegen des Plastiksackerl-Themas, „das breitgetreten wurde“, mutmaßt er.

Auch den Fachhandel beliefert Doraplast mit der Biodora-Linie bereits erfolgreich. Im Februar stellen die Sprengnagels ihre Biodora-Produkte auf der Ambiente-Messe aus. Und dann? „Wollen wir den Kundenstock in Österreich ausstatten, gesund wachsen und Biodora am Markt etablieren.“ Und dann? „Geht’s zu den österreichischen Nachbarn.“

„Es ist von Anfang an bergauf gegangen“

Wieso das Ganze? Wenn man die Möglichkeit hat, etwas Sinnvolles für die Umwelt zu tun, sollte man sie ergreifen.

Die größten Hürden? Falschmeldungen über Bio-Kunststoffe – wie von einem deutschen TV-Magazin, dass sie das Müllsammelsystem zerstören.

Die größte Stütze? Ist sicher die Familie. Wir genießen die gemeinsame Arbeit, haben ein angenehmes Arbeitsumfeld.

Gescheitert wäre ich fast an? Das gab es nicht. Es gibt nur Herausforderungen. Die bewältigt man mit Fleiß und Beharrlichkeit. Aber es ist auch von Anfang an schön bergauf gegangen.

Was haben wir gefeiert? Zuletzt Weihnachten – mit der ganzen Familie im Büro. Und den Umsatzsprung im Jahr 2011 mit einer Firmenfeier.

Wohin soll’s gehen? Wir wollen so viele Produkte wie möglich mit Bio-Kunststoffen produzieren.

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