Trotzdem positiv

Oben, v. l. n. r.: Markus Kreisel, Johann Kreisel und Philipp Kreisel
Der KURIER sprach mit Unternehmern über schwierige Zeiten und wie sie diese gut gemeistert haben.

"Noch mehr Power"

Kreisel Electric sind heuer effizienter geworden

KURIER: Kreisel Electric ist in diesem Jahr eine Vertriebspartnerschaft mit Shell eingegangen. Außerdem hat Kreisel eine Hochleistungsbatterie für Elektromobile entwickelt, die schneller lädt, länger hält und effizienter ist. Kein schlechtes Ergebnis für ein Krisenjahr, oder?
Johann Kreisel: Definitiv! Das Jahr 2020 war aber sehr herausfordernd und speziell gleichzeitig.

Inwiefern hat Sie die Pandemie getroffen?
Die vergangenen Jahre hatten wir stets ein Wachstum von 30 bis 50 Prozent. Auch Anfang dieses Jahres haben wir damit gerechnet, aber schon im März gemerkt, das wird sich wohl nicht ausgehen. Plötzlich waren viele Zulieferer im Lockdown und die Produktion stand still.

Wartet man in so einer Situation ab oder entwickelt man rasch eine andere Strategie?
Wir haben einfach noch mehr Power gegeben und uns intensiv um Projekte bemüht. Das hat sich bezahlt gemacht und wir konnten im April einen großen Entwicklungsauftrag für ein Unternehmen an Land ziehen. So konnten wir nicht nur unser Produkt verbessern, sondern auch den Umsatz vom Vorjahr mit 20 Millionen Euro halten.

Was war dieses Jahr die größte Herausforderung?
Die Umstellung auf Homeoffice. Wie wir einerseits technisch damit umgehen und auch in der Kommunikation mit den Mitarbeitern selbst. Das war anstrengend, aber wir konnten am Ende enorm an Vertrauen gegenüber den Mitarbeitern gewinnen und wir sind effizienter geworden.

Die Elektromobilitätsbranche boomt. Ist es demnach nur Glück, dass Kreisel ein erfolgreiches Jahr hatte?
Kreisel ist ein weltweiter Technologieführer. Die Branche allein macht es aber nicht mehr aus, man muss heutzutage an der Spitze sein und seit Jahren hart gearbeitet haben, um dorthin zu kommen, wo wir stehen.

Trotzdem positiv

CEO und CFO Peter Llewellyn-Davies im Team, das ein COVID-19-Medikament entwickelt

„Die Mitarbeiter haben extrem hohen Einsatz gezeigt“

Das Biotech-Unternehmen Apeiron hat in kürzester Zeit ein COVID-19-Medikament entwickelt

Für das Biotech-Unternehmen Apeiron ist das Jahr 2020 laut CEO und CFO Peter Llewellyn-Davies ein „sehr erfolgreiches und aufregendes“. Das Unternehmen, das seit seiner Gründung im Jahr 2003 auf Immuntherapien gegen Krebs und Atemwegserkrankungen spezialisiert ist, erzielt heuer große Fortschritte im Kampf gegen Corona.

„Anfang des Jahres waren wir dabei, unsere Projekte in der Krebsforschung weiterzuentwickeln.Nach Ausbruch der Pandemie, sahen wir eine Chance, zusätzlich ein COVID-19-Medikament zur schnellen Marktreife zu bringen“, sagt Llewellyn-Davies. Die Grundlagenforschung war ihnen mit der jahrelangen Erforschung am SARS-Virus bereits gegeben. „Die Herausforderung war, in kürzester Zeit eine klinische Studie zu initiieren, was natürlich sehr viele Kapazitäten erforderte, wie finanzielle Mittel und zusätzliche Mitarbeiter“, so der CEO.

Die Förderungen kamen, neue Mitarbeiter auch

„Wir bekamen eine Finanzierungszusage vom aws (Austria Wirtschaftsservice) von zwei Millionen Euro. Außerdem eine Förderungszusage vom Bundesministerium, der FFG (Österreichischer Forschungsförderungsgesellschaft) und der Wirtschaftsagentur Wien von insgesamt 3,6 Millionen Euro. Das reichte dennoch nicht für die Studie. Aber wir konnten zusätzliche Privatinvestoren sowie die Wiener Städtische und britische Stiftungen gewinnen und so 13 Millionen in Form einer Kapitalerhöhung generieren.“
Aktuell steht die Studie kurz vor dem Abschluss.

„Das war aufgrund der Zeitknappheit ein Kraftakt und die Mitarbeiter haben extrem hohen Einsatz gezeigt.“ Bis Ende des Jahres werden die Patienten noch behandelt. Danach werden die Daten analysiert. „Wir rechnen bei erfolgreichen Daten mit einer Zulassung des Medikaments im zweiten Quartal.“

Die Biotech-Branche ist in Österreich ein boomender Wirtschaftszweig. Aus dem Grund wird auch ein neuer Biotech-Verband gegründet, um die Rahmenbedingungen zu verbessern. Für Peter Llewellyn-Davies war das Jahr 2020 sehr prägend mit Höhen und Tiefen. Eine zusätzliche schöne Aufgabe findet privat bei ihm statt. „Meine Familie und ich haben uns heuer einen Hundewelpen zugelegt, das ist eine ganz andere Art der Herausforderung“, lacht er.
 

Trotzdem positiv

Stefan Vollbach, Geschäftsführer von Simplon

„Wir sind traumhaft aus der Krise weggekommen“

Der Fahrrad-Hersteller Simplon hat aus der Coronakrise viel gelernt und sich dennoch mehr erwartet

KURIER: Die Fahrrad-Branche boomt. Viele Menschen sind während Corona aus Sicherheitsgründen aufs Fahrrad umgestiegen. Demnach müssten Sie ein erfolgreiches Jahr gehabt haben. 
Stefan Vollbach: Ja, könnte man meinen. Der Branche geht es aufgrund der hohen Auftragslage sehr gut. Aber die Industrie kann die einzelnen Teile nicht nachliefern. Unsere Fahrräder sind Premiumfahrräder, die angepasst an die Wünsche des Kunden zusammengestellt und gefertigt werden. Derzeit warten wir zum Beispiel auf Schalthebel, um hunderte Fahrräder fertig bauen zu können. Und das hält alles auf. Normalerweise warten die Kunden 10-20 Tage auf ihr Fahrrad. Jetzt ist es so, wenn man heute bestellt, bekommt man sein Rad eventuell erst im März oder April.

Das Wirtschaftsjahr von Simplon geht immer bis Ende September. Wie war das Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr?
Wir hatten 2019 einen Jahresumsatz von 34 Millionen Euro, heuer sind es 44. In Summe haben wir 2000 Räder mehr verkauft als im Vorjahr. Wir sind traumhaft aus der Krise weggekommen im Gegensatz zu anderen Branchen. Dennoch haben wir uns mehr erwartet und in einem normalen Jahr wären wir besser dagestanden. Aber mir ist bewusst, das ist klagen auf hohem Niveau.
Mussten Sie Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken?
Wir haben darüber nachgedacht. Aber alleine das Wort Kurzarbeit schafft Verunsicherung im Team. Darum haben wir uns dagegen entschieden, auch wenn es uns in Summe 20.000 Euro mehr gebracht hätte.

Was haben Sie aus der Krise gelernt?
Sehr viel. Einerseits holen wir die Produktion teilweise wieder zurück nach Europa. Außerdem sind wir als Team zusammen flexibler geworden – in puncto Homeoffice aber auch im Mindset generell. Die Krise war für uns auch ein Evolutionsbooster, wir sind in der Planung jetzt um einiges besser geworden.

Welche Veränderung bleibt nach der Krise?
Bei uns im Experience Center in Hard,  Vorarlberg, kommen die Kunden und lassen sich per 3D-Bodyscan beraten, welches Rad perfekt auf sie zugeschnitten zu ihnen passt. Wir haben das Ganze jetzt online im Angebot. Ein Berater nimmt sich Zeit und baut mit dem Kunden gemeinsam am Bildschirm sein Traumrad zusammen. Oft sitzen die Kunden dabei auf der Couch, trinken ein Glas Wein. Das ist ein produktives, schöne Miteinander mit hohem Servicecharakter, das wir beibehalten werden.

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