Ein Like für den Chef

2007 wurde kununu als Start-up in Wien gegründet, 2013 von Xing übernommen. Steffen Zoller ist neuer Geschäftsführer .
Auf kununu.com können Mitarbeiter ihre Arbeitgeber bewerten. Die in Wien gegründete Plattform versucht ihr Glück demnächst in den USA.

Während des Gesprächs knallt es im Nebenraum. Der Wuzzler ist in der fünften Etage in der Wiener Wollzeile 1 von den 70 Mitarbeitern gut genutzt. "Zu einer guten Unternehmenskultur gehört mehr als ein Wuzzler", wird Steffen Zoller später sagen. Der Deutsche ist soeben nach Wien gezogen, um der Arbeitgeber-Bewertungsplattform als zweiter Geschäftsführer neben Ekkehard Veser zu Wachstum zu verhelfen.

Auf kununu.com können Mitarbeiter seit 2007 ihren Arbeitgeber bewerten – etwa nach Vorgesetztenverhalten, Arbeitsatmosphäre, Kommunikation, Work-Life-Balance und Zufriedenheit mit dem Gehalt. Mehr als eine Million Bewertungen von 248.000 Firmen gibt es auf der Plattform. Die Unternehmen kaufen bei kununu eine Profilseite, neben dem Bewertungssystem können die Firmen sich samt Jobangeboten, Fotos und Videos darstellen. "Uns geht es um Transparenz. Die Arbeitgeber sollen sich authentisch präsentieren", so Zoller. Dass diese ihre Mitarbeiter dazu animieren, positive Bewertungen zu schreiben, käme vor. Das sei auch in Ordnung: "Das hält kritische Mitarbeiter nicht davon ab, negative Bewertungen zu schreiben." Man arbeite daran, Fake-Profile aufzuspüren.

Expansion

Employer Branding gewinne im Kampf um die besten Talente an Bedeutung, sagt Steffen Zoller. Daher streckt das in Deutschland, Österreich, und Schweiz (DACH) verankerte Unternehmen seine Fühler in die USA aus. "Das ist ein spannender Markt mit einer ausgeprägten Feedbackkultur", so Zoller. Mit der Jobplattform Monster.com hat man in den USA ein Joint Venture gegründet, ein Dutzend Mitarbeiter hat soeben ein Büro in Boston bezogen. "Das ist ein Experiment. Wenn es nicht funktioniert, ist das nicht schlimm, wir haben auch viel Potenzial in der DACH-Region. Doch die bisherige Resonanz ist vielversprechend", sagt Zoller. Ein deutschsprachiges Portal zu internationalisieren sei nicht einfach: "Das bedarf guter Vorbereitung. Verträge, Arbeitsrecht, Bundesgesetze – all das ist aufwendig."

Zoller lässt seine Erfahrungen bei der Fusion von betreut.de mit einer US-Firma einfließen. Von Mitbewerbern wie Glassdoor will man sich weder hierzulande noch in den USA abhalten lassen. "Wir geben ein umfassenderes Bild des Arbeitgebers, unsere Bewertungen gehen tiefer", so Zoller. Glassdoor bietet allerdings einen Mehrwert – umfassend aufbereitete Fakten zu Gehältern. "Vielleicht kommt das auch bei uns in Zukunft", sagt Zoller. Auch in Wien will man übrigens wachsen: kununu sucht derzeit 15 neue Mitarbeiter.

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