Ein Ire mit Sitzfleisch

Kürzlich eröffnete Brian Patton mit seiner Culinary Love Band das Lokal...
Brian Patton, Inhaber von Charlie P’s, hat mit The Brickmakers ein weiteres Lokal eröffnet.

Es ist unmöglich, in den nächsten zwei Wochen einen Tisch in The Brickmakers zu bekommen. Der Andrang ist schnell erklärt: Ein Biertempel mit 180 verschiedenen Sorten und 13 Stunden im BBQ-Ofen geräucherte Beef Briskets. Hinter The Brickmakers steht Brian Patton – ein Ire, der nie stillsteht, aber prächtiges Fleisch serviert, das zum Sitzenbleiben zwingt. Gutes Essen und solches, das oft nicht die verdiente Huldigung bekommt, sind seine Leidenschaft – neben BBQ, sind das Pub-Food, Sandwiches oder Tacos. "Gutes Essen ist wie Musik. Wenn man etwas Gutes gekostet hat, will man es immer wieder haben", glaubt er.

Patton erzählt die Geschichten seines Lebens gerne mit musikalischen Vergleichen. Außerdem beginnen viele mit: "Ein Freund von mir ...". So wie diese hier: "Ein Freund von mir arbeitete in einem Pub in Schweden. In Dublin hat es nur geregnet, deswegen bin ich zu ihm geflogen." Brian Patton studierte zu dieser Zeit Wirtschaftswissenschaften und Computer Science. In der Bar seines Freundes erinnerte er sich daran, wie sehr er seine Kindheit in Pubs geliebt hatte – Pattons Vater war Wirt. Daraufhin brach er sein Studium ab.

Weil die Guinness-Brauerei Gründungen von Pubs im Ausland unterstützte und Wien als Markt ausrief, kam Patton 1996 hierher. Im Jahr darauf eröffnete er im Alter von 24 Jahren das Charly P’s. "Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung davon, wie man ein Pub führt", sagt Patton. "Eigentlich war ich traumatisiert. Ich habe jahrelang gebraucht, um mich in dieser Rolle zurechtzufinden."

Der nächste Schritt

Jahre später wollte Patton zeigen, dass er mehr kann als Studenten zu bespaßen. Und beweisen, dass Pubs kulinarisch mehr zu bieten haben, als labbrige Burger und fetttriefende Pommes. Er holte Küchenchef Gareth Smith nach Wien und eröffnete das Dining Room 2010, in einem an das Charly P’s angrenzenden Raum. Nach einigen Jahren übernahm der Koch Petr Matusny, im Jänner Peter Zinter. Es ist ein voller Erfolg.

Im Gegensatz zu dem, was Patton hier zuvor eröffnet hatte: Es war beliebt, aber blieb unprofitabel und trieb ihn fast in den Ruin. Patton lernte offensichtlich aus seinen Fehlern. In den vergangenen Jahren machte er in seinen Pop-up-Restaurants "It’s all about meat Baby" und "Big Smoke" am Donaukanal köstlich saftiges BBQ. The Brickmakers ist nun die Summe dieser beiden. Seit 2014 sind all seine Unternehmungen unter "Culinary Love Band" zusammengefasst – mit sieben Bandmitgliedern. Wie es zu dem Namen kam? "Ich liebe Musik und habe viele Freunde, die in Bands spielen." In seiner Teenagerzeit lief er nur, um Mädls zu imponieren, mit einer Gitarre herum. "Ich spielte wirklich furchtbar."

Ein Gesicht für die Band

Nach fast 20 Jahren als Gastronom geht Brian Patton nun auch als Gesicht nach außen – er dreht Kurzfilme von seinen Reisen, er schreibt einen Blog auf culinaryloveband.com und gibt Interviews. Das alles hat einen Grund: "Es braucht ein Profil, wenn wir den Leuten erklären wollen, was wir tun. Wir als Culinary Love Band lieben Essen und respektieren Essen. Was man isst, verlängert oder verkürzt das Leben", sagt er. Und: "Ich möchte junge Menschen unterstützten, ihr Talent zu entfalten und ihnen zeigen, was in der Gastronomie alles möglich ist. Ich denke, dass ich eigentlich ein guter Lehrer bin – dabei war meine Mutter Lehrerin und ich habe immer gesagt, dass ich die Geduld dafür nicht habe."

Sein nächster Coup kommt bald: "Slow Taco" wird das Lokal heißen und im Sommer gegenüber vom Badeschiff eröffnen. Tacos, weil er Konzepte nicht gerne kopiert und es in Wien so etwas auf hohem Niveau nicht gibt. Dafür hat Brian Patton die richtigen Leute um sich: wie Haubenkoch Peter Zinter. "Es ist so, also würde ein Konzertpianist elektronische Musik produzieren. Was da herauskommt, ist wirklich spannend."

1. Sei mutig und lerne, deinen Instinkten zu vertrauen. Das hilft in weiterer Folge dabei, entschlossen zu sein und Entscheidungen zu treffen.

2. Sei nett und respektiere andere – es soll immer eine Win-Win-Situation sein. Ich versuche, ein Umfeld zu schaffen, wo Menschen das Bestmögliche aus sich herausholen können. Aber man muss schwierige Themen auch ansprechen – manche Dinge müssen einfach gesagt werden. Aber mach’s auf eine motivierende Art.

3. Was ich auch gelernt habe ist, wie wichtig die Worte „Ich weiß es nicht“ sind. Wenn man das als Chef sagt, dann vertrauen dir die Mitarbeiter. Weil sie dann wissen, dass du keine Lügen erzählst.

4. Ich rede auch darüber, wenn ich Angst habe. Auch dann bekommen Menschen Vertrauen. Wann das das letzte Mal war? Ich hatte wirklich Schiss an dem Tag, an dem wir Brickmakers eröffnet haben – das war der 5. März. Ich wusste um 11 Uhr Vormittag noch nicht, ob wir es schaffen werden, um 18 Uhr zu eröffnen. Aber ich mag den Druck, ich performe besser, wenn ich nervös bin – das Adrenalin hilft mir.

5. Die Selbstständigkeit ist immer ein Risiko. Ich habe viele Fehler gemacht, die mich zwei Mal fast in die Insolvenz getrieben haben. Man lernt viel aus Fehlern. Ich habe auch gelernt, dass das Risiko kalkulierbarer ist, wenn du gute Leute hast. Und ihnen zuhörst. Die Culinary Love Band hat sieben Mitglieder – alle sind in ihren Bereichen großartig.

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