Ein Gutschein für die gute Tat

Philipp Wasshuber (24) und Christoph Hantschk (30) wollen mit bgood soziales Handeln und Öko-Bewusstsein steigern
Zwei Gründer wollen die Selfie-Generation sozialer machen.

Stofftasche statt Plastiksackerl. Fahrrad statt Auto. Reparieren statt wegschmeißen. Obdachlosen Essen ausgeben statt faul auf der Couch rumlungern. Kleine Taten können Gutes schaffen. Und viele kleine Taten von vielen Menschen könnten womöglich die Welt zum Besseren verändern.

Davon sind Christoph Hantschk und Philipp Wasshuber überzeugt. Wer Gutes tut, wird auf ihrer Plattform bgood.at mit sogenannten good.coins belohnt. Fürs Rad- statt Autofahren gibt es acht, für drei Tage Fleischverzicht fünf good.coins, für Nachhilfe für Flüchtlingskinder 50. Die Belohnung gibt es nicht nur virtuell: Bei Kooperationspartnern kann man die Gutpunkte in b.goodies tauschen – in Gutscheine für Konzerte, Restaurants, Fitnesscenter oder ein Reinigungsservice. Wie viele good.coins eine Tätigkeit wert ist, haben Wasshuber und Hantschk gemeinsam mit Studierenden der BOKU in einer Formel ausgearbeitet.

Kleine Taten

Mit bgood wollten sie das freiwillige und soziale Engagement ins 21. Jahrhundert bringen, sagt Wasshuber. Denn: "Die Jugend von heute, die Selfie-Generation, fühlt sich von veralteten Webseiten nicht mehr angesprochen. Es muss hip und cool sein." Die Idee hatten die beiden bereits im Jänner 2014. "Die Probleme sind so riesig, dass wir uns fragten, kann man alleine gegen Klimawandel oder Armut überhaupt etwas bewirken?" sagt Wasshuber. Ehrenamt und Umweltbewusstsein war für beide schon früh ein Thema. Der 24-jährige Wasshuber ist ehrenamtlicher Pfadfinderleiter. VWL-Absolvent Hantschk (30) wurde auf seinen Reisen nach Afrika, Indien und in den Jemen "mit Armut und sozialen Problemen konfrontiert" und half in Australien bei Wiederaufforstungs-Projekten mit.

Hantschk hat bereits in Start-ups mitgearbeitet und widmet sich seit 2014 bgood, Wasshuber beendet gerade seine Masterarbeit im Managementstudium an der WU Wien. Er will sich nun voll auf das Start-up konzentrieren: "Mit 40 würde ich mich fragen, warum ich es nicht getan habe."

Bisher hat bgood.at mehr als 2000 User, "ganz ohne Marketing", betont Hantschk. Das Start-up finanziert sich über Provisionen der Kooperationsfirmen. Sie hätten den Vorteil, über b.good an ihre Zielgruppe zu kommen. NGOs könnten zeigen, was sie Gutes tun. Die Idee gefällt offenbar: Ende Mai gewann b.good den österreichischen Social Impact Award. Vergangene Woche war das Team in Madrid zur Vorbereitung auf den Social Innovation Tournament eingeladen, einem Wettbewerb der Europäischen Investitionsbank. Nur 15 von 350 Start-ups in ganz Europa wurden ausgewählt. Im September findet das Finale in Mailand statt, "wir reisen mit dem Zug anstatt mit dem Flugzeug", ist sich Wasshuber sicher.

Große Pläne

Wasshuber und Hantschk haben noch einiges vor, um b.good weiterzuentwickeln: "Der typische Facebook-Feed sieht so aus: der eine postet sein Essen, der andere seine Laufroute. Wir wollen etablieren, dass es Sinn macht, Gutes zu tun und darüber zu reden." Künftig sollen die User auf Facebook ihre Tätigkeiten samt Fotos posten und ihre Freunde dazu einladen können. Das Team ist auch auf der Suche nach einem Investor: "Für das nächste Jahr benötigen wir 100.000 Euro", sagt Hantschk.

Mit dem Geld sollen Kooperationspartner und Webseite erweitert und die Internationalisierung vorangetrieben werden. Ein weiterer Programmierer soll das fünfköpfige Kernteam ergänzen. Ein Franchise-Modell haben die beiden bereits für Städte entwickelt, der erste Franchise-Partner startet demnächst in Melbourne. Auch Crowdfunding per good.coins ist geplant: Will eine Firma 1000 Euro an ein Sozialprojekt spenden, ruft sie die User dazu auf, entsprechende good.coins zu sammeln. "Der Effekt ist besser als mit einem Spendenscheck", sagt Hantschk.

1. Such dir ein Team, das dich ergänzt. Wasshuber:Das funktioniert nicht immer. Wir waren anfangs fünf Co-Gründer und sind jetzt nur mehr drei. Hantschk:Uns ist wichtig, dass das Team am Unternehmen beteiligt ist.

2. Rede nicht zu lange, sondern tu es. Wasshuber: Geh mit dem Produkt auf den Markt, auch wenn es noch nicht perfekt ist. Es hilft nicht, fünf Jahre an der Idee zu arbeiten. Hantschk: Sammle von Anfang an Daten und messe, wie viele User wiederkommen.

3. Evaluiere, was du tust. Wasshuber: Es bringen uns nur aktive User etwas. Wir haben gesehen, dass die Zugriffe in einem Monat zurückgegangen sind und haben festgestellt, dass wir auf Facebook und über den Newsletter zu wenig aktiv waren. Wir haben daraus abgeleitet: Wir müssen alle zwei, drei Tage auf Facebook präsent sein.

4. Denke um, wenn etwas nicht funktioniert. Wasshuber: Besser, als zu sehr in die eigene Idee verliebt zu sein, ist es, Anpassungen vorzunehmen. Versuche, ehrliches Feedback zu bekommen. Hantschk: Nicht alles funktioniert, wie etwa: Die User konnten anderen eine Coin schicken, wenn ihnen eine Aktivität gefällt, wie ein Like-Button.

5. Nutze deine Chancen. Hantschk: Nimm die Möglichkeiten wahr, die sich über Kooperationspartner oder Anfragen ergeben. Aber geh selektiv vor. Nachdem man in die Öffentlichkeit gegangen ist, kommen viele mit Tipps und Anfragen auf einen zu. Wasshuber: Da hilft das Vier-Ohren-Prinzip: mit dem Geschäftspartner darüber reden.

Kommentare