Wie ein 19-Jähriger die Welt verändert

Bis ganz nach oben: Entrepreneur Easton LaChappelle zeigt US-Präsident Barack Obama den Roboterarm, den er entwickelt hat – er war auch beim Pioneers Festival in Wien zu Gast
Easton LaChappelle wirkt wie der Junge von nebenan. Doch was er getan hat, gibt Menschen ohne Arm Hoffnung.

Als Easton LaChappelle vor wenigen Jahren bei einem TEDx-Youth-Event sprach und seinen Roboterarm präsentierte, fällt er ihm beinah aus der Hand. Er ist nervös. Er ist verschnupft, verwendet aber kein Taschentuch, sondern zieht immer wieder auf. Easton LaChappelle wirkt dort wie ein durchschnittlicher Nachbarsjunge. Wie der wackligste aller Schüler, der an der Tafel seine Fachbereichsarbeit präsentiert.

Easton LaChappelle ist jedoch alles andere als gewöhnlich – das wird nach wenigen Augenblicken klar: Mit 14 baute er seinen ersten Roboterarm. Mit 17 traf er US-Präsident Barack Obama und gründete mit Freunden das Unternehmen "Unlimited Tomorrow". Heute ist er unter anderem Mitarbeiter bei der Raumfahrtbehörde NASA. Am Donnerstag sprach er am Pioneers Festival, ein Event, das auch heuer Tausende Entrepreneure und Investoren in die Wiener Hofburg führte. LaChappelle war dabei so gar nicht wackelig, sondern sehr souverän.

Woher kommt’s?

"Ich habe schon als Kind alles zerlegt, was ich in die Hände bekommen habe", erzählt er. Im Alter von 14 Jahren begann er herumzubasteln und sich für Elektronik zu interessieren. "Doch ich hatte keine Ahnung, wo ich anfangen sollte", erzählt er, der in einer Kleinstadt im Bundesstaat Colorado aufwuchs. Seine einzige Quelle: Das Internet. Für den ersten Roboterarm benutzte LaChappelle Lego, kleine Motoren von Flugzeugen, Fischerschnüre.

Wie viele Erfindungen, die das Leben der Menschen verändern, verbesserte auch LaChappelle die seine aus einem tiefen inneren Bedürfnis heraus: Bei einer Wissenschaftsmesse lernte er ein siebenjähriges Mädchen mit einer Armprothese kennen. Als er von ihren Eltern hörte, dass diese Prothese mit recht simplen Funktionen 80.000 Dollar kostete, nahm er sich vor, eine Prothese zu entwickeln, die weniger als 1000 Dollar kostet. "Das war mein Aha-Moment", sagt er. Mithilfe der 3-D-Drucktechnik und Open-Source-Software gelang ihm das tatsächlich. Der Preis: 400 US-Dollar. Das brachte ihm sogar eine Einladung ins Weiße Haus, wo er und sein Roboterarm Barack Obamas Hand schüttelten.

LaChappelle mischt nicht nur die ganze Industrie auf, sondern verändert Leben. Er gehört zu der Sorte Gründer, die nicht die große Kohle machen wollen, sondern deren Handeln in der intrinsischen Motivation begründet liegt, die Welt zu verändern. Easton LaChappelle wurde mittlerweile als der nächste Steve Jobs oder Bill Gates bezeichnet – große Fußstapfen für einen heute jungen Mann. Doch wer kann schon sagen, wie groß er einmal wird?

Am Donnerstag und Freitag ging das bisher größte Pioneers Festival in der Wiener Hofburg über die Bühne. Rund 3000 Leute waren gekommen, netzwerkten, präsentierten ihre Start-ups und lauschten den Vorträgen der Keynote-Speaker. Darunter Größen, wie der österreichische Investor Hermann Hauser, der die Eröffnungs-Keynote hielt. Der Tiroler ging mit 15 Jahren nach Cambridge, später, um das Physikstudium am Kings College abzuschließen – und dann, um für immer dort zu bleiben. Mit seinem ersten Unternehmen Acorn und der Entwicklung des ersten brauchbaren Heimcomputers und seinem späteren Unternehmen ARM verdiente er Millionen. Zeitweise soll Hauser der zwölftreichste Mann Großbritanniens gewesen sein. Mittlerweile investiert er mit seiner Venture Capital Firma Amadeus in Start-ups und ist maßgeblich in einem Cambridge Technologie-Cluster tätig.

Die Entwicklung

Damit ist Hauser, der „Steve Jobs von England“, ein Role-Model für die Entrepreneure, die das Pioneers Festival besuchten. Hoch engagiert und voller Überzeugung versuchten sie an diesen beiden Tagen ihre Start-ups weiterzubringen: Künstliche Milch, innovative Sexspielzeuge, mobile energieautarke Eigenheime, allerlei Apps und maßgefertigte Ski waren dabei – die Bandbreite der Start-ups war riesig. Dabei fällt eines auf: An diesen Tagen regiert in der Hofburg die Einstellung, dass es besser ist, etwas zu versuchen und damit zu scheitern, als für immer einem unerfüllten Traum nachzuweinen. Investor Hermann Hauser: „Es ist unglaublich, wie sich Österreich in diesem Bereich entwickelt hat.“

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