Doku: Work Hard – Play Hard
Schöne neue Arbeitswelt? Derzeit werden die neuen Arbeitskonzepte wie flexibles Arbeiten, Potenzialanalysen, Changemanagement und Teambuilding bejubelt. Carmen Losmann hat eine Dokumentation darüber gedreht: "Work Hard – Play Hard". Über den Zeitraum von einem Jahr filmte sie in Unternehmen wie Unilever oder der Deutschen Post das gegenwärtige Human-Resources-Management mit - das ergebnis ist jetzt auch in den österreichischen Kinos zu sehen.
All zu gut kommen die Unternehmen dabei nicht weg. Das liegt weniger an der gefeierten Doku, als an den Kritiken in den Medien. Die Süddeutsche Zeitung schrieb etwa: "Die Taktiken der Ausbeutung sind subtiler geworden, um den Preis des Verschwindens der Privatsphäre". Produzent Erik Winkler erzählt, "eine Zeitung hat sogar von Stasimethoden geschrieben. Obwohl der Film nicht wertet", fügt er hinzu.
Tatsächlich sind den Unternehmen die Methoden zur Optimierung der Ressource Mensch nicht als böse Absicht zu unterstellen. Nur: Die Realität zwischen Assessment-Center und Teambuilding-Seminaren wirkt auf der Leinwand grau und abgeklärt. Es erschreckt, wenn Männer in einem Seminar im Wald mit verbundenen Augen in Stollen geschickt werden. Sie müssen eine Aufgabe erfüllen. Bevor sie sprechen dürfen, müssen sie in eine Pfeife blasen. Alles im Namen des Teamtrainings. "Es ist ein wahnsinnig tolles Gefühl, mich einfach in die Arme meiner Kollegen fallen zu lassen, das ist ein sehr, sehr schönes Gefühl", sagt ein Teammitglied.
Unpersönliche Freiheit
Wie sehr Grenzen in der modernen Arbeitswelt verschwinden, zeigt eine andere Episode: Nackte Schreibtische, die nur das Notwendigste, einen Anschluss für den Laptop und ein Telefon, bereitstellen. Ungezählt viele stehen davon in einem Raum, Details zur Unterscheidung fehlen. Ein Planer erklärt das "nonterritoriale Arbeitsplatzkonzept". Mitarbeiter haben keinen eigenen Schreibtisch mehr, sondern können, gleich einem Hotel, den Arbeitsplatz je nach Bedürfnis im Netz buchen. Der Nachteil: Es fehlt die persönliche Komponente und damit das Zugehörigkeitsgefühl. Die Lösung: Meeting Points und Coffee Points mit Wohnzimmeratmosphäre.
Man weiß, dass "zufällige, ungeplante Kommunikation", so ein Designer, für "achtzig Prozent" der Kreativität eines Unternehmens verantwortlich sei. Also plant man mit der Einrichtung zwanglos anmutende Kommunikationszonen, das Unplanbare. Manche Räume sind einem Wohnzimmer nachempfunden. Die Mitarbeiter sollen arbeiten, ohne zu merken, dass sie arbeiten. Denn wer im "Flow" ist und "alles um sich herum vergisst" ist leistungsfähig. Auf die Farbe braun wird bei der Raumgestaltung bewusst verzichtet. Denn Brauntöne, erfährt man, würden zu sehr an zu Hause erinnern. In einer anderen Szene werden Mitarbeiter bei einem Assessment Center gefilmt. Sie sitzen jeweils vor drei Prüfern und müssen Fragen zu ihren Stärken, Schwächen und Potenzialen beantworten.
So ist das täglich in Tausenden Unternehmen, rund um den Globus. Es ist der normale Alltag in Konzernen. In einem Zeitalter, in dem die Ressource Mensch den Wert des Unternehmens bestimmt. "Man wendet sich in Unternehmen der Ressource Mensch zu. Es ist das Zeitalter des Menschen", sagt Winkler.
Die gefilmten Unternehmen waren von den Reaktionen der Presse nicht begeistert. Und sie waren überrascht von der negativen Wahrnehmung der Kritiker. Denn sie hatten die Szenen vorab gesichtet.
Zur Regisseurin und dem Österreichstart
Geboren 1978 in Crailsheim, studierte Carmen Losmann von 2003 bis 2008 an der Kunsthochschule für Medien in Köln im Fachbereich Film/Fernsehen. Derzeit arbeitet sie als freiberufliche Regisseurin in Berlin und Köln. Bereits während des Studiums realisierte sie Dokumentarfilme, in denen sie sich mit dem Themenkomplex "Arbeitswelt" befasste. In diesem Themenbereich ist auch ihr viel beachtetes und gelobtes Langfilmdebüt angesiedelt: Der Dokumentarfilm "Work Hard – Play Hard" beschreibt die Welten des sogenannten "Human Resource Managements" in der modernen Arbeitswelt.
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