Die Wiegen der neuen Manager

Dan LeClair im Library and Learning Center der WU Wien. Die Wirtschaftsuni wurde kürzlich als Business School von der AACSB akkreditiert. 
Dan LeClair akkreditiert die besten Business Schools – dort setzt man vermehrt auf Nachhaltigkeit.

Ende September wurde die WU Wien als Business School akkreditiert – von der größten Akkreditierungsorganisation der Welt, AACSB International. Die Organisation wurde 1916 gegründet. 1500 Business Schools in 91 Ländern weltweit sind Mitglied, davon akkreditierte AACSB bisher 740. "Unsere Mission ist, die Qualität in Management-Ausbildung zu heben", sagt Vizepräsident und COO Dan LeClair. Er erzählt, was eine exzellente Business School ausmacht.

KURIER: In welche Business School würden Sie Ihren Sohn, Ihre Tochter schicken?

Dan LeClair: Ich habe zwei Söhne, neun und sieben. Es kommt darauf an, wie viel Veränderung oder Innovation bis dahin im Hochschulsektor stattfinden wird – und, was sie wollen.

Wie können angehende Studierende das richtige Studium finden?

Es gibt eine unglaubliche Pluralisierung der Studienangebote am Hochschulsektor. In den vergangenen 15 Jahren sind viele Programme für den Erwerb von Management-Skills entstanden. Mein wichtigster Tipp ist: Lerne dich selbst kennen. Was willst du erreichen? Versuch zu verstehen, was die jeweilige Ausbildung für dich für ein Ergebnis haben wird. Bei der Informationsbeschaffung sollte man nicht an der Oberfläche – wie nur Rankings – bleiben. Achte nicht nur auf das Curriculum, sondern auch auf die Fakultät und das Netzwerk der Business School.

Akkreditierungen sollen eine Entscheidungshilfe für Studierende sein. Ist das nicht oberflächlich?

Hinter einer Akkreditierung und einem Gütesiegel liegt viel Tiefe. Eine Akkreditierung bildet viele Dimensionen ab: wie eine Schule geführt wird, wie international sie ist, welche Studierende teilnehmen, wer unterrichtet. Wir schauen uns die Curricula an und ob die Lernziele erreicht werden. Wir bringen Mentoren an die Schule, machen Besuche, reden mit Studierenden und Absolventen. Wir evaluieren, ob die Versprechen der Schule gehalten werden.

Wie beginnt eine Evaluierung, etwa bei der WU Wien?

Die Hochschule bewirbt sich für eine Akkreditierung. Wir besprechen nach der Evaluierung mit ihr, welche Maßnahmen für eine Akkreditierung notwendig sind. Manche realisieren, dass ihnen Kosten und Aufwand zu hoch sind.

Der Markt für Business-Ausbildungen ist hart umkämpft. Helfen Akkreditierungen?

Wir glauben, dass der Markt wächst. Der steigende internationale Wettbewerb bedeutet größeres Interesse an Akkreditierungen. Für Studierende sind sie eine Orientierungshilfe – für die Schulen ein Weg, wettbewerbsfähig zu bleiben und Netzwerkkontakte zu finden.

Woran erkennt man gute MBA-Angebote? Sie werden oft kritisiert.

Viele glauben, der MBA ist ein global anerkannter Abschluss, doch die Programme sind unterschiedlich. In Brasilien ist es mehr ein Zertifikat als ein Master-Abschluss. Man muss darauf achten, dass das Programm auf Erwerb und Anwendung von Fähigkeiten fokussiert und nicht nur auf Theorie. Die Frage ist auch, wer teilnimmt. Oft ist es wertvoll, Menschen aus anderen Branchen und Ländern kennenzulernen.

Sind neue Management-Ansätze in den Curricula wichtig?

Sie sind fundamental. Die Herausforderung wächst für Business Schools, mit dem Management-Wandel mitzuhalten.

Was wandelt sich?

Der Mensch im Management wird wichtiger, die Anforderungen an Management-Fähigkeiten steigen. Social Skills sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt. Business Schools sind gut darin, Fähigkeiten in Leadership, Teamarbeit und Konfliktmanagement zu vermitteln.

Sie sind in einem UN-Komitee für verantwortungsvolles Management. Was ist das Ziel?

Unser Ziel ist, verantwortliches Management in der Ausbildung zu verankern. Generell bemerken wir eine wachsende Erwartung an Business Schools, eine neue Qualität von Managern auszubilden. Von Managern wird erwartet, Veränderungen in Unternehmen zu fördern. Business Schools müssen daher stärker auf Nachhaltigkeit setzen und etwa Projekte zu Entwicklungsländern bieten.

Was fehlt in der Ausbildung?

Gender und Diversity. Business Schools müssen Absolventen heranziehen, die Kultur in der Wirtschaft zu verändern. Wir müssen noch einen langen Weg gehen – als AACSB müssen wir daran arbeiten, dieses Wissen global zur Verfügung zu stellen.

Im aktuellen Europa-Ranking des Karriere-Netzwerks QS zu MBA-Programmen führt die London Business School (rund 95.000 €), gefolgt von der französischen INSEAD (65.000 €) und der University of Oxford (50.000 €) auf Rang 3. Auf Platz 4 landet die HEC Paris, auf Rang 5 die SDA Bocconi School of Management.

Das Global MBA Ranking 2015 der Financial Times zeigt: Die Harvard Business School führt die Top 100 MBA-Programme (56.225 €) weltweit an, gefolgt von der London Business School und der University of Pennsylvania. Ex aequo auf Platz 4 finden sich die Stanford Graduate School of Business und INSEAD, auf Rang 6 die Columbia Business School. Auf Rang 20 kommt die Schweizer IMD und auf Platz 67 die Universität St. Gallen, die Deutschen punkten mit der Mannheim Business School (Platz 55) und der European School of Management and Technology (63). Österreich ist nicht vertreten.

Das Ranking basiert auf Befragungen der Schulen und Absolventen. Ein Kriterium ist der Gehaltszuwachs nach MBA-Abschluss.

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