Die Wachmacher

Zwang zum Bier: Joris Narath (links) und Anton Krisper haben das erste Koffeinbier Österreichs erfunden
Für ihr Koffeinbier suchen Joris Narath und Anton Krisper muntere Financiers.

Der Kopf dröhnte von der durchzechten Nacht, die Müdigkeit steckte bleiern in den Knochen, und das Reparaturseidl am Morgen danach war nur ein müder Versuch, wieder einigermaßen Menschen zu werden. Joris Narath und Anton Krisper beschlossen anlässlich eines akuten Hangovers: Ein echtes Reparaturbier muss her. Mit dem Effekt eines Energy Drinks, aber eben als Bier.

Es hat gedauert. Zehn Jahre später haben Narath und Krisper ihre Idee in 0,33l-Flaschen abgefüllt. Ihr Eule Bier ist das erste Koffeinbier Österreichs – herb-süffig, mit Hopfen aus dem südsteirischen Leutschach. 30 mg Koffein kommen auf 100 ml Bier, 32 mg Koffein hat Red Bull im Vergleich. "Es ist das perfekte Hangover-Bier und für Leute, die beim Fortgehen müde werden. Wir empfehlen eine Eule auf zwei normale Bier", rät Narath.

Hobby: Bierverkosten

30.000 Flaschen haben die Jungunternehmer im Vorjahr über die steirische Gratzer Brauerei produziert – ganz nebenbei, als Hobby. Narath widmete seine Diplomarbeit auf der Ortweinschule dem Eule-Logo. 2012 begannen die aufgeweckten Gründer ihr Biervorhaben als Hobby umzusetzen, anfangs im Hermax Bräu in Markt Hartmannsdorf, wo sie selbst im 50-Liter-Braukessel rührten und das Bier verkosteten. Nach einem Zeitungsbericht über die Eule meldete sich Alois Gratzer von der größeren Gratzer Brauerei im oststeirischen Kaindorf. Gemeinsam verbesserten sie das Eule-Bier, zuletzt im vergangenen September per Kurzzeiterhitzung. "Vorher war das Eule- Bier sechs Wochen haltbar, jetzt sind es neun Monate", erzählt der 29-jährige Narath.

Ab sofort konzentrieren die beiden Gründer sich in Vollzeit auf ihr Unternehmen: Industriedesigner Anton Krisper hat soeben seine Master-Arbeit an der FH Joanneum beendet – und darin einen Eule-Schankwagen samt DJ-Pult konzipiert. Grafikdesigner Joris Narath hat seinen Vollzeitjob bei einem Verlag gekündigt, um seine gesamte Energie ins Koffeinbier zu stecken. Eule-Bier gibt es bereits in 14 Lokalen, in Graz im Macello und in der Süßen Luise am Lendplatz, im Club Postgarage und im Parkhouse und in vier Spar-Märkten. Auch beim Grazer Gräzlfest Lendwirbel mischen die Eulen mit. "Ohne den Lendwirbel würde es uns nicht geben", sagt Narath. Schon 2012 waren sie mit ihrem Bier dabei. "Damals war es nicht zum Saufen, die Leute haben es uns zuliebe getrunken", lacht er. In Wien ist die Eule seit Februar beim Greißler Feinkoch und im Verde im achten Bezirk zu haben, länger schon im Spirali im Siebten und im Fett & Zucker im Zweiten. In Graz war es kein Problem, die Eule zu vertreiben, die beiden sind in der Kreativ-und Partyszene umtriebig, "wir sind seit 15 Jahren Konsumenten, kennen die Grazer Wirte". In große Wiener Clubs oder bei Festivals reinzukommen, sei wegen der großen Biersponsoren so gut wie unmöglich. Im Club kostet die 0,33l-Flasche 4,20 Euro, im Café 3,90.

Um durchzustarten, sind die Biermacher auf der Suche nach Finanzierung. "Es geht beinhart ums Überleben – entweder wir kriegen es hin oder lassen es bleiben", sagt Narath. Das Eule Bier trägt sich zwar finanziell selbst, verdient haben die beiden bisher aber keinen Cent. Für den Schankwagen benötigen sie rund 30.000 Euro. Auch für das weitere Wachstum brauchen sie eine "gescheite Finanzierung: Crowdfunding oder einen Investor." Zu viel Mitspracherecht wollen sie nicht opfern, so Narath: "Wir sind offen für jede Finanzierungsidee, aber sie muss zu uns passen."

100.000 Flaschen peilen die Biermacher für heuer an, wollen den Vertrieb in Graz und Wien weiter ausbauen. Salzburg, Linz und Innsbruck sollen folgen. 2016 wollen sie den Sprung nach Zürich, Hamburg, Berlin und München wagen. Der Businessplan ist jedenfalls fertig, sagt Narath: "Wir sind kreativ und ein bisserl verschusselt, aber wir glauben an unsere Idee – sonst hätten wir das alles längst hingeschmissen."

1. Steh hinter deinem Produkt. Anfangs ist es ein Klinkenputzerjob – du musst dein Produkt ehrlich verkaufen, mit vielen Leuten darüber reden. Gehe in die unternehmerische Schiene, in der du selber bist. Uns war es anfangs wichtig, dass wir Eule-Bier in Lokalen vertreiben, wo wir selbst als Privatperson gern hingehen. Such dir gute Partner, die dein Produkt verstehen und deine Philosophie teilen.

2. Frag erfolgreiche Unternehmer aus der Branche um Rat – wenn auch eher nicht bei der direkten Konkurrenz. Wir haben beispielsweise mit den Makava-Gründern (ein Eistee, Anm.) Kontakt aufgenommen. Und glaub nicht, dass du alles selber machen musst – hol dir Know-how von außen und nimm Hilfe an, wenn du etwas nicht so gut kannst.

3. Probier deine Idee erst einmal im Kleinen aus, um zu schauen, ob sie wirklich funktioniert. Wir haben Eule-Bier im ersten Jahr nur in drei Lokalen vertrieben. Wir haben viel Freiware rausgegeben und sponsern viel, um bekannter zu werden.

4. Schmeiß nicht alles hin. Anfangs ist es wichtig, finanziell abgesichert zu sein und einen Job zu haben. Beginne dein Unternehmen nebenbei und schau darauf, dass dein Produkt funktioniert, damit überzeugt man bei Finanzierung eher als nur mit einer Idee.

5. Nicht größenwahnsinnig werden und erwarten, dass dein Unternehmen von null auf hundert durchstartet. Sei dir bewusst, dass du zurückstecken wirst müssen. Wir wollen soweit Geld verdienen, dass wir davon leben können.

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