Die Menü-Manufaktur kocht Kantinenessen auch für Homeoffice-Mitarbeiter
Schneebesen, Schöpfkellen und Rührstäbe, die so groß sind wie ein Kindergartenkind, hängen an den Wänden. Es riecht nach blubbernden Nudelwasser in überdimensionalen Dampfkesseln und frisch panierten Backhendln. In der Menü-Manufaktur in Wien Floridsdorf herrscht um 9:30 Uhr reger Betrieb.
Während die meisten Berufstätigen um diese Zeit noch ihr Frühstück verzehren, werden in der Großküche bereits die Mittagsspeisen gekocht. Zwischen 10.000 und 15.000 Menüs werden hier täglich zubereitet und schockgefroren. Beliefert werden Kindergärten, Schulen, Pflegeheime, Spitäler, sowie rund 300 Betriebe.
"Mittagessen on Demand"
Doch die Verpflegung für Betriebe habe sich in den vergangenen eineinhalb Jahren extrem verändert, sagt Prokuristin Christina Keijk-Hopp. „Von Kantinen wo Mitarbeiter gemeinsam gegessen haben und die vor Ort betreut wurden, hin zum Mittagessen im Homeoffice on Demand.“
Mit rund zwei von insgesamt zwölf Millionen Euro Jahresumsatz gehört die Betriebsverpflegung nicht zur Haupteinnahmequelle der Menü-Manufaktur – doch sie erforderte Corona-bedingt einen großen Transformationsprozess.
„Anstatt ausschließlich in Großkantinen zu verköstigen, stellen wir zunehmend nach Hause ins Homeoffice zu, “ so Keijk-Hopp. Das habe zu Veränderungen im Produktionsablauf geführt, Verpackung und Transport der Speisen seien nun kleinteiliger.
Über einen Webshop können sich Mitarbeiter ihre Menüs für die Woche zusammenstellen, die dann gekühlt unter anderem über die Post in Boxen geliefert werden. Vor allem Mitarbeiter im ländlichen Raum würden den Webshop nutzen, da es am Land weniger Take-away-Angebote oder Zustell-Services gebe.
Neue Rezepturen
Nicht nur in Zustellung und Produktion, auch die Rezepturen wurden an neue Vorlieben angepasst. So würden Produktionsbetriebe eher traditionelles Essen bestellen, sowie größere Portionen– „die wollen satt werden.“ Das klassische Büroklientel bevorzuge kleinere Portionen und „moderne Gerichte, wie asiatisch, vegetarisch oder vegan.“
Kantinen werden weniger
Der Anteil an Mitarbeitern im Homeoffice werde auch in Zukunft hoch bleiben, ist sich Keijk-Hopp sicher. Man wisse von Unternehmen, die bereits an Büroflächen reduziert hätten. „Auch hauseigene Kantinen rechnen sich bei den reduzierten Büroplätzen oft nicht mehr.“
Betriebsgastronomie vor Ort werde damit aber nicht überflüssig. „Im Gegenteil: vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die keine Kantine betreiben, suchen nach neuen und flexiblen Formen der Mitarbeiterverpflegung“, so Keijk-Hopp.
Man arbeite daran, die Menü-Manufaktur künftig wie eine Online-Kantine aufzubauen, bei der Mitarbeiter über Edenred, einem Anbieter für steuerbegünstigte Essensgutscheine, ihr Essen nach Hause bestellen können. Denn: „Auch im Homeoffice knurrt mittags der Magen.“
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