Die Kehrseite der Medaillen

Ex-Tennis-Ass Karin Kschwendt, heute Personalchefin bei T-Mobile.
Die wenigsten Profisportler haben ausgesorgt: Selbst Weltkicker und Tennis-Asse drücken die Schulbank und arbeiten an der zweiten Karriere.

Wenn Spitzensportler dieser Tage in Rio bei den Olympischen Sommerspielen auf dem Siegerpodest stehen, denken die wenigsten daran, dass ihre Karriere morgen zu Ende sein könnte. Wie wichtig es ist, rechtzeitig für die Zeit danach vorzusorgen und bereits während der aktiven Zeit eine Ausbildung zu absolvieren, zeigen viele Negativbeispiele: Die Betroffenen stürzen nach dem sportlichen Aus ins berufliche Nichts.

Unterstützung gibt es in Österreich vom Verein KADA. "Mit unserem Programm kann Leistungssportlern der Weg in den Arbeitsmarkt geebnet werden", sagt Wolfgang Stockinger, Leiter des Bereichs Laufbahnentwicklung bei KADA. Die Experten begleiten Sportler vor, während und nach ihrer aktiven Karriere. Es geht um Exit-Management, Berufsorientierung, Bewerbungscoaching und Jobvermittlung. "Bei der Suche von Praktikumsstellen, Projektarbeiten und Arbeitsplätzen arbeitet KADA mit Unternehmen, Sportverbänden und Organisationen des Sports und der Wirtschaft zusammen", sagt Stockinger. Wenn sich Wettkämpfe oder Trainingsphasen mit Vorlesungen an der Uni überschneiden, wird nach individuellen Lösungen gesucht. So wurde ein eigenes Studienkonzept für Athleten entwickelt, Kooperationen mit österreichischen Hochschulen schaffen die institutionellen Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Hochleistungssport und Studium. Aktuell nehmen 221 Personen daran teil. Auch die Berufsreifeprüfung im Fachbereich Sportmanagement kann abgelegt werden, momentan nehmen 48 Personen daran teil, 35 haben die Ausbildung bereits absolviert.

Sportnahe Jobs

Betroffenen stehen Jobs im Umfeld des Sports offen: Anbieten würden sich hier die Rolle des Trainers, Sport-Moderators wie Herbert Prohaska oder des Vortragsredners wie Radsportler Wolfgang Fasching, der Fähigkeiten wie die nötige Motivation vermittelt. Freilich kann man bei ausreichendem Bekanntheitsgrad auch Geld als gut dotiertes Werbetestimonial verdienen – wie David Alaba es vermutlich einmal machen wird.

Die Kehrseite der Medaillen
Ex-Tennis-Ass Karin Kschwendt, heute Personalchefin bei T-Mobile.
Doch gerade die Wirtschaft hat Leistungssportler als hochinteressant, belastungsfähig und leistungsstabil erkannt. Durch ihre Wettkampferfahrung und die Fähigkeit, auch Tiefpunkte zu überwinden, bringen Sportler wertvolle Zusatzqualifikationen mit: Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Biss. So wie Tennisprofi Karin Kschwendt . Nach dem Ende ihrer Sportkarriere studierte sie an der FH Wiener Neustadt "Wirtschaftsberatende Berufe" mit Schwerpunkt "Management-, Organisations- und Personalberatung". Anschließend hat sie Jobs in den Personalabteilungen von ContourGlobal, Unibail-Rodamco und Huawei Technologies bekommen. "Durch den Profisport habe ich viele Länder, Kulturen und unterschiedlichste Kommunikationsformen kennen gelernt. All das sind Erfahrungen, die mir auch in der Funktion als Personalleiterin immer wieder hilfreich sind." Ende August klettert sie die Karriereleiter wieder ein Stück empor. Als Personalchefin bei T-Mobile Austria verantwortet sie Personalagenden für 1300 Mitarbeiter und berichtet direkt an CEO Andreas Bierwirth.

Vom Rasen in die Bank

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Knesevic
Ein anderes Beispiel ist der frühere Bundesliga-Torwart bei Sturm Graz, Alexander Knezevic. Bereits im Alter von 23 Jahren musste der Steirer seine Laufbahn verletzungsbedingt beenden. Nachdem er die Lehre zum Bankkaufmann absolvierte, war er bei verschiedenen Finanzinstituten tätig. Mit nur 31 Jahren wurde er steirischer Landesdirektor bei Wüstenrot.
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epa000471037 Marcus Robatsch of Austria prepares for his bout in the men's individual epee qualifications of Fencing European Championship in Zalaegerszeg, Southeastern Hungary, Friday, 01 July, 2005. EPA/NOEMI BRUZAK HUNGARY OUT
Der ehemalige Weltcupsieger im Fechten, Marcus Robatsch, studierte Sportwissenschaften und machte seinen MBA an der Uni Salzburg. Heute ist er Vertriebschef für Westösterreich der Firma Ricoh, die auf Drucker spezialisiert ist.
Die Kehrseite der Medaillen
APA1702621-2 - 06012010 - ST. JOHANN - ÖSTERREICH: ZU APA 115 SI - Karin Huttary (Aut) beim Weltcup im Ski Cross am Dienstag, 05. Jänner 2010 in St. Johann in Tirol. APA-FOTO: EXPA-PICTURES/JOHANN GRODER
Karin Huttary, ehemalige Skicross-Weltmeisterin, beendetet 2010 ihre Karriere nach mehreren Verletzungen. Heute arbeitet sie für ihren ehemaligen Sponsor: Sie ist Marketing-Managerin der Österreich-Niederlassung bei der schwedischen Firma POC, die auf Helme und Protektoren für Skifahrer, Snowboarder und Mountainbiker spezialisiert ist.

Sie alle haben den Sprung geschafft und sich beruflich neu erfunden. Heute sind sie der Kollege oder der Chef, der auch eine oder mehrere Goldmedaillen hat.

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